# taz.de -- Rede von US-Politikerin Sarah Palin: Erratisch zu neuen Tiefs
       
       > Die Republikanerin Sarah Palin ist bekannt für ihre seltsamen Reden – nun
       > hat sie sich selbst übertroffen. Sogar Konservative sind irritiert.
       
 (IMG) Bild: Verwechselt schon mal die eigene Tochter mit dem Familienhund: Sarah Palin.
       
       Immer mal wieder ist Sarah Palin plötzlich da, taucht auf aus der Wildnis
       Alaskas. Erratische Interviews und Statements ist man von der konservativen
       Politikerin, die einst unter dem republikanischen
       Präsidentschaftskandidaten John McCain Vize-Präsidentin werden sollte,
       dabei lang gewöhnt. Der Darling der rechten Tea Party hat sich mit steilen
       Thesen noch nie zurückgehalten.
       
       Da sie jüngst wieder bekräftigte, eine Kandidatur um das Weiße Haus im
       nächsten Jahr in Betracht zu ziehen, rückte ein Auftritt von Palin in Iowa
       in den Fokus. Doch bei dieser Gelegenheit hat es Palin wohl endgültig
       überdreht, denn selbst Parteikollegen und konservative Meinungsmacher
       wenden sich von ihr ab – nach einer Rede, die bestenfalls als absurd
       beschrieben werden kann.
       
       Iowa ist traditionell der erste Bundesstaat, in dem sich die potenziellen
       Präsidentschaftskandidaten beider US-Parteien einer parteiinternen Vorwahl
       stellen. Bevor das Anfang 2016 passiert, sprach Palin dort bei einem
       [1][„Gipfel für konservative Führungskräfte“].
       
       Führungstalent ließ Palin dabei aber vermissen, teils völlig
       zusammenhanglos schwadronierte sie über Obama, Energiepolitik, die Genese
       des Begriffs „Status quo“ oder den Heldenfilm „American Sniper“. Obama
       dabei als „ungezogenes Kind“ zu bezeichnen, „der einen nur reiten kann,
       wenn der Rücken gebogen ist – also streckt eure Rücken“, fällt in die
       Palin-typischen Zitate, die kaum mehr Achselzucken hervorrufen. Ihr
       zuzuhören, wie sie über ein Foto ihrer Tochter Bristol in knappem
       Lederoutfit spricht – sie aber eigentlich den Familienhund und sein
       Geschirr meint, ist selbst für Palin ein neues Tief.
       
       John Fund, Autor für die konservative National Review, nannte die Rede
       [2][„bizarr“], Byron York vom ebenfalls rechten Washington Examiner
       schrieb, sie sei [3][„kaum zusammenhängend“] gewesen und Scott Conroy,
       Co-Autor eines Buchs über Palin, [4][twitterte]: „Ich sage das nicht
       leichtfertig. Das ist die seltsamste Rede, die Sarah Palin je gehalten
       hat.“ Der Republikaner Kevin Hall aus Iowa versuchte es etwas eleganter:
       [5][„Ich bin kein Fan dieser Rede.“] 
       
       Ob Palin alkoholisiert war oder doch nur der Teleprompter ausgefallen war,
       wie spekuliert wird, bleibt ihr Geheimnis. Als die 33 quälenden Minuten
       ihrer Redezeit endlich vorbei waren, verließ Palin die Bühne zu Taylor
       Swifts Song „Shake It Off“.
       
       Diesen Auftritt einfach abzuschütteln, dürfte ihr jedoch etwas schwerer
       fallen. Selbst der rechte Flügel innerhalb der Republikanischen Partei wird
       eine Kandidatur Palins in dieser Verfassung wohl nicht unterstützen.
       Gefreut hat die verunglückte Performance aber dann doch jemanden: die
       Demokraten. Die Partei veröffentlichte ein [6][Zwei-Wort-Statement] zu der
       Rede: „Thank you.“
       
       28 Jan 2015
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.iafreedomsummit.com/
 (DIR) [2] http://www.nationalreview.com/article/397155/2016-it-begins-john-fund
 (DIR) [3] http://www.washingtonexaminer.com/as-2016-race-begins-gop-faces-its-palin-problem/article/2559245
 (DIR) [4] http://twitter.com/RealClearScott/status/559121799938863105
 (DIR) [5] http://theiowarepublican.com/2015/live-blog-iowa-freedom-summit/
 (DIR) [6] http://factivists.democrats.org/dnc-response-to-sarah-palins-campaign-speech-in-ia/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Rieke Havertz
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Republikaner
 (DIR) USA
 (DIR) USA
 (DIR) Präsidentschaftswahl
 (DIR) Irak
 (DIR) Irakkrieg
 (DIR) Fernsehen
 (DIR) USA
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) US-Präsidentschaftswahlkampf: Darling der Rechten unterstützt Trump
       
       Sarah Palin ist schrill, laut und eine Tea-Party-Ikone. Mit ihrer Hilfe
       will Donald Trump offenbar am rechten Rand punkten. Dort ist ein Konkurrent
       besonders beliebt.
       
 (DIR) US-Präsidentschaftswahl 2016: Ted Cruz will ins Weiße Haus
       
       Er spricht die Republikaner rechts außen an: Ted Cruz verkündet als erster
       Politiker seine Kandidatur für die Präsidentschaft. Der Senator ist eine
       Tea-Party-Ikone.
       
 (DIR) Kriegsfilm von Clint Eastwood: Dieser Finger zittert nicht
       
       Clint Eastwoods Spielfilm „American Sniper“ verengt sein Blickfeld, weil er
       die Perspektive des Scharfschützen übernimmt.
       
 (DIR) Kriegsdrama bei Oscar-Verleihung 2015: Freund oder Feind
       
       „American Sniper“ ist sechsmal für die Trophäe nominiert. Die Debatte über
       den Film zeigt den US-amerikanischen Grabenkampf zwischen links und rechts.
       
 (DIR) Meinungsmache bei Fox News: Nachrichtensender ohne Nachrichten
       
       Fox News hat die besten Antworten für Amerikaner rechts der Mitte.
       Inwieweit prägt die Ideologie der Moderatoren die Politik des Landes?
       
 (DIR) Kolumne Liebeserklärung: Die rächende Richterin
       
       Die US-Moderatorin Jeanine Pirro ist besonders entschlossen, wenn es um
       muslimische Terroristen geht: „Wir müssen sie umbringen.“
       
 (DIR) Nach dem Debakel: Republikaner ohne Kitt
       
       Die stärksten Strömungen in der Grand Old Party bilden die Evangelikalen
       und die Wirtschaftsliberalen. Sie haben nichts gemein - was also hält sie
       zusammen, wenn nun die Macht fehlt?
       
 (DIR) Wie Bush den Humor veränderte: Den Hyperrealismus entdeckt
       
       US-Präsident George W. Bush hat - neben Menschenleben - auch die Pointe auf
       dem Gewissen. Er hat unser Humorverständnis verändert. Die US-Komikerin
       Tina Fey geht dahin, wo es weh tut.