# taz.de -- Nach Enthauptung von 21 Kopten: Ägypten bombardiert IS in Libyen
       
       > Ägypten hat auf die Veröffentlichung eines grausamen Videos reagiert.
       > Kampfflugzeuge greifen im benachbarten Libyen Ziele der Terroristen an.
       
 (IMG) Bild: Eine Mutter mit dem Bild von einem der 21 umgebrachten Christen.
       
       KAIRO ap | Nach Veröffentlichung eines grauenvollen Videos mit Bildern
       einer mutmaßlichen Massenenthauptung von Christen haben ägyptische
       Kampfflugzeuge Stellungen der Terrormiliz Islamischer Staat in Libyen
       angegriffen. Ein Sprecher des kommandierenden Generals der bewaffneten
       Kräfte gab die Angriffe am Montag im staatlichen Radio bekannt. Damit
       gestand Kairo erstmals öffentlich militärische Aktionen im benachbarten
       Libyen ein.
       
       In Libyen sorgen Extremisten, die von beiden Ländern als Bedrohung
       angesehen werden, seit Monaten für Unruhe. Am Sonntag war im Internet ein
       Video veröffentlicht worden, das die Gräueltat zeigen soll. IS-Anhänger in
       Libyen hatten nach eigenen Angaben seit Wochen 21 koptische Christen aus
       Ägypten in ihrer Gewalt und sie mit dem Tod bedroht.
       
       Ob das jüngste Video echt ist, war zunächst nicht unabhängig zu prüfen.
       Doch die Regierung in Kairo und die Koptische Kirche bestätigten die
       Ermordung der Geiseln und schworen Rache. Die USA verurteilten die
       mutmaßliche Bluttat scharf. Es war eines der ersten Enthauptungsvideos
       eines IS-Partners, das von außerhalb des Kerngebiets der Gruppe - Syrien
       und Irak - kam.
       
       In einer Mitteilung des ägyptischen Militärs hieß es, Kampfflugzeuge hätten
       Waffenverstecke und Übungscamps der Terroristen angegriffen. Dann seien sie
       sicher zurückgekehrt. Die Angriffe seien geflogen worden, um “das
       Blutvergießen zu rächen und die Mörder zu bestrafen“. Alle sollten wissen,
       dass Ägypten ein Schutzschild habe.
       
       ## Machtzuwachs für IS in Libyen
       
       Die libysche Luftwaffe gab bekannt, Luftangriffe auf die im Osten des
       Landes liegende Stadt Darna geflogen zu haben, die von einem Verbündeten
       der IS-Terrormiliz im letzten Jahr eingenommen worden war. Die auf der
       Facebook-Seite des Luftwaffenchefs veröffentlichte Bekanntmachung enthielt
       keine weiteren Details.
       
       Die jüngsten Morde deuten darauf hin, dass sich nur weniger als 500
       Kilometer von der Südspitze Italiens ein direkter Partner des IS
       niedergelassen hat. In dem Video der Kämpfer wird gesagt, die Gruppe plane
       nun „Rom zu erobern“. Der IS kontrolliert bereits rund ein Drittel Syriens
       und des Iraks in einem selbst erklärten Kalifat.
       
       Das am Sonntag veröffentlichte Video zeigt mehrere Männer in orangefarbenen
       Overalls, die zu einem Strand geführt wurden. Jeder wird von einem
       maskierten Extremisten begleitet. Die Männer werden zum Hinknien gezwungen.
       Einer der Extremisten, der anders angezogen ist als seine Kumpane, spricht
       in Englisch mit nordamerikanischem Akzent in die Kamera. „Das Meer, in dem
       ihr die Leiche von Scheich Osama bin Laden verborgen habt, wird, so
       schwören wir bei Allah, sich mit eurem Blut mischen“, sagte er.
       
       Dann werden die Opfer mit dem Gesicht nach unten auf den Boden gelegt und
       gleichzeitig enthauptet. Der extremistische Wortführer deutet nach Norden
       und fügt hinzu: „Wir werden Rom erobern, wenn Allah es uns erlaubt.“ Die
       Macher des Videos nennen sich selbst die „Provinz Tripolis des Islamischen
       Staats“.
       
       ## Staatstrauer in Ägypten
       
       Ägyptens Regierung rief eine siebentägige Trauerzeit aus. Staatschef Abdel
       Fattah al-Sisi ordenete ein Krisentreffen zur Nationalen Sicherheit an. Die
       Koptische Kirche wandte sich an ihre Gläubigen. „Sie können gewiss sein,
       dass ihre große Nation nicht ruhen werde, bis Vergeltung an den
       niederträchtigen Kriminellen geübt wird.“
       
       In Washington zeigte sich Regierungssprecher John Earnest entsetzt. Die
       Grausamkeit der IS-Extremisten „kennt keine Grenzen“, erklärte er. Bei den
       Opfern handelte es sich um Gastarbeiter, die im Dezember und Januar in der
       Stadt Sirte von den Dschihadisten eingekesselt worden waren.
       
       16 Feb 2015
       
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