# taz.de -- Forscher zu Mobilfunkstrahlung: „Ich war durchaus überrascht“
       
       > Eine Studie von Alexander Lerchl zeigt, dass Strahlung Tumore bei Mäusen
       > schneller wachsen lässt. Dass Mobilfunkfelder Krebs verursachen können,
       > glaubt er trotzdem nicht.
       
 (IMG) Bild: Mobilfunkstrahlung ließ die Tumore von Mäusen in einer Bremer Untersuchung wachsen.
       
       taz: Herr Lerchl, telefonieren Sie viel mit dem Handy? 
       
       Alexander Lerchl: Nicht besonders. Aber ich reguliere das auch nicht
       bewusst, ich telefoniere generell nicht besonders viel.
       
       Schalten Sie das Handy nachts ab? 
       
       Nein, da ist es im Stand-by-Modus. Mobiltelefone senden ohnehin nur alle
       paar Stunden ein Signal. Das heißt, wenn es nicht genutzt wird, geht auch
       keine weitere Strahlung davon aus.
       
       Hätten Sie denn Probleme damit, in die Nähe eines Handymasten zu ziehen? 
       
       Dazu habe ich mir noch nie weiter Gedanken gemacht, aber ich sehe das auch
       jetzt aufgrund meiner Studie nicht weiter kritisch.
       
       In Ihrer Studie hat Strahlung bei Mäusen dazu geführt, dass Tumore
       schneller wachsen. Lassen sich solche Ergebnisse überhaupt auf den Menschen
       übertragen? 
       
       Das kann niemand beantworten. In welcher Weise das beim Menschen trägt und
       zur Erklärung welcher Befunde beitragen kann, lässt sich nicht sagen. Da
       kommen wir an eine generelle Einschränkung von Tierversuchen, nämlich an
       die Frage, inwieweit die Ergebnisse überhaupt auf den Menschen übertragbar
       sind. Theoretisch ist es vorstellbar, den Beweis kann ich aber nicht
       erbringen.
       
       Waren Sie überrascht von dem Ergebnis Ihrer Studie? 
       
       Durchaus. Es gab bereits eine andere Studie aus Hannover dazu. Unsere lief
       als Wiederholungsstudie. Ich hätte aber nicht gedacht, dass wir die
       Ergebnisse reproduzieren können.
       
       Bisher waren Sie nicht überzeugt davon, dass von elektromagnetischer
       Strahlung eine Gefahr ausgeht. Sehen sie das jetzt anders? 
       
       Das kommt darauf an. Die These, dass Mobilfunkfelder Krebs verursachen
       können, teile ich nach wie vor nicht. Dagegen sprechen zahlreiche Befunde.
       Erst kürzlich hat die Europäische Kommission dies bestätigt. Das ist
       derzeit Stand der Dinge. Dass Tumore unter Strahlung, zumindest bei Mäusen,
       schneller wachsen, ist eine neue Erkenntnis. Allerdings sehe ich bis jetzt
       nicht, dass dies eine Gefahr für den Menschen zeigt. Was man sich in diesem
       Zusammenhang immer wieder vor Augen halten sollte, ist, dass die
       Krebshäufigkeit nicht zugenommen hat. Wenn Mobilfunkstrahlen Krebs
       verursachen würden, dann müsste man das daran sehen können.
       
       Elektrosmog wird seit jeher für die unterschiedlichsten Leiden von
       Kopfschmerzen bis hin zu psychischen Störungen verantwortlich gemacht. Ist
       das also alles bloß Esoterik? 
       
       Naja, die Beschwerden gibt es. Nur haben sie eben mit den Strahlen nichts
       zu tun. Viele Menschen führen ihr Leiden auf Strahlen zurück. Bei genauerer
       Untersuchung stellt man jedoch immer wieder fest, dass es da keinen
       Zusammenhang gibt. Bestes Beispiel hierfür sind die sogenannten
       Elektrosensiblen, die von sich behaupten, sie könnten solche Strahlen
       spüren. Unter Laborbedingungen konnte bis heute keine Studie etwas
       derartiges nachweisen. Viele Leute fühlen sich damit dann vor den Kopf
       gestoßen, aber naturwissenschaftlich lässt sich dieser Zusammenhang nun mal
       ausschließen.
       
       9 Mar 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Fabian Lichter
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Mobilfunk
 (DIR) Handy
 (DIR) Forschung
 (DIR) Wissenschaft
 (DIR) Kinder
 (DIR) Elektrosmog
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Funkstrahlung im Kinderzimmer: Offline ist besser
       
       Der BUND warnt vor Risiken von Funkstrahlung für Kleinkinder und fordert
       einen „Kindermodus“. Der soll Kleinkinder besser schützen.
       
 (DIR) Wirkung elektromagnetischer Felder: Handystrahlen unter Krebsverdacht
       
       Welches Gesundheitsrisiko bergen Handys? Zwei Studien über die Wirkung von
       elektromagnetischer Strahlung heizen den Streit wieder an.