First raw version - radio-interview-2018 - absmagazine interview about bitreich and gopher transcription files
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(HTM) Author: Christian Kellermann <ckeen@pestilenz.org>
Date: Tue, 14 Aug 2018 09:35:16 +0200
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+[Intro Musik]
+
+Hier ist das ABS Magazin, Arbeit, Bildung und Soziales - Euer
+gesellschaftspolitisches Magazin hier bei Radio X, dem frankfurter
+Bürgerradio.
+
+Schön, daß ihr dabei seid! Schön, daß Ihr zuhört! Wir habe wieder
+eine neue Sendung für Euch, spannende Sachen aus der Welt der
+Kommunikationstechnologie. Naja, konkret wollen wir uns ein bischen
+übers Internet... Nein, übers Internet wollen wir uns nicht
+unterhalten. Wir wollen uns eigentlich auch nicht übers dark net
+unterhalten, sondern noch was viel obskureres. Und zwar geht 's um
+dem 'gopherspace'.
+
+'gopher' ist ein Protokoll, das ein bischen früher als das world
+wide web erfunden und eingeführt wurde. Aber das ist inzwischen
+schon sehr in Vergessenheit geraten. Ein Protokoll, das muß man
+vielleicht sagen, ist eine Art und Weise, wie Computer miteinander
+sprechen, wie sie ihre Daten austauschen. Und Ihr kennt bestimmt
+das HTTP Protokoll. Das tippt Ihr immer ein, wenn ihr ne URL in
+Eureren browser eintragt. Oder es gibt auch ein Protokoll mit dem
+email abgewickelt wird. Und es gibt eben das 'gopher' Protokoll.
+Das ist insofern interessant, als daß es wirklich ganz einfach ist
+und mit dem web doch ein bischen verwandt ist. Insofern, dass
+ähnliche Sachen funktionieren. Ganz konkret: Gopher server stellen
+Text zur Verfügung, die stellen Links zur Verfügung. Was man nicht
+hat, sind jetzt irgendwelche Bildchen, Zusatzfunktionen, Javascript,
+da gibt es ja die kompliziertesten Sachen heute.
+
+Diese Reduktion auf nur Text und nur Links bedeutet auch, daß man
+damit sehr schnell arbeiten kann, also die Seiten sind superschnell
+geladen und es gibt auch einige Leute, die sagen: "Das web ist uns
+heute viel zu überfrachtet, es ist viel zu überbrodend. Da gibt es
+zu viel Werbund, da ist zu viel schi shci dabei. Es wird immer
+schwieriger an die Information zu kommen, die man eigentlch haben
+möchte."
+ Dann ist es unter Umständen genau richtig, mal das gopher Protokoll
+ zu verwenden.
+
+Wir haben uns jetzt mal mit jemandem unterhalten, der sich damit
+ein bischen auskennt, der sich damit beschäftigt. Und da gibt es
+sogar Leute, die treffen sich demnächst zu einer Konferenz, wo sie
+ein bischen bequatschen wollen, wie es mit dem gopher Protokoll
+auch weitergehen kann. Wie man vielleicht eine wirkliche, interessante
+Alternative zum world wide web aufbauen kann. Also, erstmal gibt
+es noch ein bischen Musik: Mrs. Beep mit 'The spring is comming'
+-- ein bischen 8bit Musik. Und danach unterhalten wir uns mit
+Christoph, der uns was zum Thema gopher Protokoll erzaehlen kann.
+
+Ja wir unterhalten uns jetzt mit Christoph. Er ist so ein bischen
+ein computer nerd, ein computer bastler, der kennt sich aus. Der
+beschaeftigt sich mit software, hardware, mit Protokollen, mit
+Programmierung. Das heisst alles was mit Computern zu tun hat und
+wie man mit ihnen kommunizieren kann.
+
+X: Hallo Christoph! C: Gruesse Michael, hier ist Christoph M: Ich
+hab gelesen, Du hast so ein Projekt, das heisst 'bitreich'. Das
+verwendet so ein paar Protokolle, die nicht so bekannt sind. Aber,
+was macht dieses Projekt denn? Was heisst denn dieses Projekt
+bitreich? Was muss ich mir darunter vorstellen? C: bitreich da
+geht es darum, dass wir einfache software schaffen. Und da gehoert
+auch gopher bzw. einfache Protokolle dazu. Also mit einfachen
+Prinzipien, software, die Spass macht. M: hmm C: Da hat man mit
+einfachen Regeln - also die stehen auf der webseite bzw. dem
+'gopherhole' oder dem 'gopher' Loch zu finden. M: Ja C: Da gibt
+es… Also, wir wollen ja eher über gopher reden. Da geht es darum,
+dass man statt große komplexe Dinge, einfache Sachen verwendet, die
+man auch selber implementieren kann zum Beispiel. M: Da muss man
+sich auf der einen Seite vielleicht ein bischen auskennen, aber es
+ist ja auch nicht so schwierig. Also 'gopher' heisst ja übersetzt
+'Maulwurf' oder? C: Ja, dass heisst Maulwurf, aber es kommt ja vom
+dem gopher des MIT, eine Universität in den USA und die haben den
+ja als logo. Und es ging aber auch darum, dass man '[to] go for'
+also 'gopher' importiert[?]. Also es ist einfach bloß, weil sie das
+Logo gehabt habem M: Und dieses Protokoll existiert wohl auch schon
+relativ lange, das ist wohl zeitgleich oder sogar ein bischen frueher
+als das world wide web entstanden: C: '91 wurde das entwickelt, da
+ging es darum, dass beim MIT die verschiedenen Datenbanken vernetzt
+werden, unter einsatz eines hierarchischen Protokolls. Es ist ja
+dann leider vom web überholt worden, das hat sich schneller entwickelt,
+um es kurz zusammenzufassen. M: Wie unterscheidet sich denn das
+web und das gopher Protokoll. Also da geht es eher um Text oder
+andere Möglichkeiten des Austausches? Was sind denn die Unterschiede?
+C: Man muß jetzt unterscheiden erst einmal beim web, da gibt es
+HTTP, das ist das Übertragungsprotokoll und dann HTML, das ist die
+Darstellung, das was ich im browser sehe. Bei gopher habe ich ein
+Protokoll, da sind einfache Menüs implementiert. Ich weiß schon 'Da
+gehe ich hin, wenn ich weitergehen will'. Die Links, die ich im web
+habe, habe ich dort schon implementiert. Das heisst, ich habe eine
+striktere Struktur, die ist aber schon geordnet. Im Gegensatz zum
+web. M: Ah, Du meinst. Wenn ich auf einer beliebigen webseite bin,
+habe ich ja oft das Problem, die sieht irgendwie aus und ich muss
+ja die Navigation immer komplett neu lernen, wo was versteckt ist
+oder angezeigt wird. C: Da ist das ja schon wieder komplett anders
+im web. Da habe ich Sprachen, die einem das verstecken können und
+der link ist ja heutzutage auch nicht mehr 'ich geh zu dieser anderen
+webseite'. Das ist aber das Grundproblem. Bei gopher ist das
+Vereinfacht, da habe ich einen link und der ist ein link, da gehe
+ich einfach weiter. Beim naechsten ist das wieder so. Da habe ich
+einen Baum von Informationen, da kann ich immer weiter gehen. M:
+Wenn ich das richtig verstehe, ist die Darstellung in diesem gopher
+Protokoll ja so, daß ich wirklich nur Text sehe oder? C: Genau so
+ist es definiert. Es geht nur um Text. Man hat versucht es um Bilder
+zu erweitern. Früher gab es diese ganzen Terminals. Da hat man diese
+alten Bildschirme gehabt, auf denen nur Text dargestellt werden
+konnte. Aber es geht ja um Text, es geht um Information und der
+einfachste Weg, um Information zu übertragen ist Text. M: Oder
+zweit Leute unterhalten sich miteinander, da können sie ja auch
+Information austauschen und kommunizieren. C: Ja, die Verarbeitung
+von Text ist aber viel einfacher. Wenn man etwas weiter sieht, z.B.
+gibt es Linux, wenn das die Hörer kennen. Da geht darum, wie kann
+ich über eine Kommandozeile text mit Text verarbeiten. Bei Bildern
+habe ich das Problem, dass ich komplexe Programme, die mit höheren
+Logiken arbeiten und nicht so leicht zu bedienen sind, brauche. M:
+Wenn ich das so höre geht es wohl ein bischen darum, wie man einfahce
+Programme verwenden kann, die auch wenig resourcen verbrauchen.
+Wenn ich eine Text Datei übertrage, dann ist die ja u.U. sehr viel
+kleiner im Vergleich zu einem Bild oder einem Video. C: Ja, das
+stimmt. Da kann ich ein Beispiel nennen, wo ich das gebraucht habe.
+In Butan, das Land nördlich von Indien, wo es um das Glück der
+Menschen geht, nicht wie bei uns. Da haben die ein großes GSM (Handy)
+Netz. Und da ist mal der Strom ausgefallen und es gab nur dieses
+ganz langsame Handynetz. Aber ich konnte perfekt meine Informationen
+über gopher abholen. Es braucht keine großen Kapazitäten. M: Das
+heisst es ist auch ein Protokoll, daß für Gegenden sehr interessant
+ist, die nicht so in der 1. Welt sind und nicht so viele Resourcen
+zur Verfügung haben. C: Ja das spart, aber insgesammt, weil das
+Problem mit dem web ist, wie bei youtube: Da wird Text vorgelesen
+in einem video und das wird verbreitet in HD Format auf einem 4K
+Monitor. Und ich hätte ja einfach den Text übertragen können! M:
+Das ist jetzt ein Ansatz, dass man sagt: Man hat hier ein Protokoll
+und Programme dazu, mit denen man sehr schnell und sehr einfach
+resourcenschonend Informationen übertragen. Und unter Umständen
+genausoviele Informationen, wie in einem vorgelesenen Video. Ist
+das jetzt ein neuer Trend oder gibt es da viele Leute, die sich
+darum kümmern? C: Also das gopher war eingeschlafen als das web
+groß geworden ist. Bis jetzt habe wir ja die Sache, dass die Handys
+immer größer werden, immer mehr Kerne haben usw. Aber sie sind viel
+langsamer geworden. Das hat viele Leute dazu gebracht darüber
+nachzudenken. Und da gibt es in den Expertenkreisen auch viele die
+wissen welche Komplexität im web stattfindet und versuchen Alternativen
+zu finden. Und da ist gopher ein Teil davon. M: Das heisst, es ist
+auch eine Bewegung, die sagt: Wir wollen das gar nicht so kompliziert
+und resourcenverbrauchend machen? C: Genau, das ist der Teil für
+das Internet, nicht nur das web. Neben dem web gibt es noch viel
+mehr im Internet. Sondern bitreich ist hier auch der Teil, wo die
+Software einfacher werden soll, weil das zusammenhängt. M: Bei der
+Softwareentwicklung, geht es darum Programme zu schreiben, die man
+auch selber schreibt, um sie selbst zu benutzen. Oder weil die so
+einfach sind, dass man sie auch selbst benutzen kann? C: Bei
+bitreich geht es eher um die Kommandozeile, fuer fortgeschrittene
+Entwickler. Die graphischen Oberflächen verbrauchen viele resourcen.
+Da ist gopher eher [der Teil] für den Endnutzer. Für die Entwickler
+geht es darum eine schöne Kommandozeile zu haben. Also Spaß an der
+Benutzung zu haben. Das ist das Ziel. Das geht nur durch Einfachheit.
+M: Sind die modernen Entwicklunswerkzeuge zu kompliziert mit ihren
+grafischen Oberflächen? Ist das wirklich ein Spaß-Killer? C: Naja,
+früher hat man einfach einen Text editor geöffnet, der hat 200
+Kilobyte RAM verbraucht. Heutzutage, wenn man einen Editor öffnet,
+lädt der im Hintergrund einen webbrowser, der webbrowser lädt
+Javascript und das verbraucht mehrere Gigabyte [RAM]. Und der
+generiert dann noch Quelltext, der nochmal komplexer ist. So weit
+sind wir! M: Wenn ihr sagt, mit dem bitreich Projekt versucht ihr
+Wege zu finden, dass man weniger resourcen verbraucht. Funktioniert
+das? Was sind Eure Erfahrungswerte? Macht das wirklich so viel
+Spass, anstatt irgendwelchen schicken Videos auf youtube anzugucken?
+C: Ich merke das ganz einfach: Wenn ich gopher benutze brennen meine
+Oberschenkel nicht. Wenn ich irgendeine webseite benutze, läuft der
+Lüfter an und das alles. Gopher hat hat aktuell 300 server, wir
+haben da bloß einen kleinen Anteil, was wir sparen. Das web verbraucht
+aktuell 2% des globalen Stromverbrauchs, manchmal mehr... M: Aber
+du musst dich dann schon ein bischen auskennen, dass Du solche
+Sachen dann auch benutzen kannst oder? Wenn ich mir heute vorstelle,
+als durchschnittlicher Smartphone benutzer wird es einem ja sehr
+einfach gemacht ins web zu gehen oder einen chat aufzurufen, mit
+anderen Leuten Textnachrichten austauschen kannst. Du musst ein
+einen [app]store gehen, wo du dann die Programme schon vorbereitet
+vorfindest. Ein klick und es wird installiert. Das ist ja nicht so
+einfach, wenn ich das gopher Protokoll benutzen will um Informationen
+zu suchen oder ein Protokoll benutzen will um zu chatten? Das ist
+doch ein bischen komplizierter oder? C: Nein, es ist... Wir haben
+hier verschiedene Ebenen. Man fängt einfach an und geht auf die
+gopherproject.org seite und wenn man keinen gopher client hat, wird
+man auf einen übersetzer von 'web nach gopher' umgeleitet. Man sieht
+im browser gopher. Und so kommt man dann weiter zu welchen gates
+ich noch habe. M: Also ein gateway, mit dem ich mit einem normalen
+webbrowser, der gopher nicht implementiert hat, auf die Informationen
+zugreifen kann. C: Aber es gibt auch noch für die browser plugins.
+Also für firefox und chromium. Aber das Problem ist, dass firefox
+und chromium ihre plugins gerade geändert haben. Das heisst, da
+könnten inkompatibilitäten sein. Aber es gibt noch andere Klienten
+auf der gopherproject.org seite. M: Wie ist das mit chat? Da gab
+es früher ein chat Protokoll, dass sehr viel benutzt wurde: IRC,
+also internet relay chat. Das ist ja heute nicht mehr so ganz bekannt
+oder? C: Also in Entwicklerkreisen ist das sehr bekannt, weil jedes
+open source projekt einen IRC kanal hat. Der einfachste Weg, um
+sich mit Entwicklern oder Benutzern zu treffen. Da gibt es web
+klienten, klienten fürs handy, da gibt es Kommandozeilen klienten...
+IRC ist fast überall implementiert. M: Das kann eigentlich auch
+die meisten Sachen, die Du mit einem chat Programm auf deinem
+smartphone hast? C: Es koennte alles, will es aber nicht! M: Ach
+so? C: Ich habe zwar die Möglichkeit um, sagen wir mal, videos zu
+übertragen in whatsapp oder auch Bilder. Das will man im IRC aber
+nicht, IRC ist ein einfaches Protokoll. Es geht darum Texte zu
+übertragen. Wenn ich das alles hinzufügen würde, könnten hobbyisten
+die server nicht mehr tragen und man muesste das alles aufbereiten.
+Man bräuchte also die Infrastruktur von facebook z.B... M: Du sagst
+'Hobbyisten können die server nicht tragen', das heisst es ist
+einfach so einen server einzurichten und zu betreiben? Wie muss ich
+mir das vorstellen? C: Es gibt verschiedene Möglichkeiten: Es gibt
+debian - eine bekannte Linux distribution - da gibt es einfache
+Anleitungen und Tutorials, wie ich das einrichte. Eine server kostet
+z.B. 3 EUR / Monat, da kann ich meinen IRC server betreiben. M:
+Und das ist auch nicht zu kompliziert, den zum laufen zu bringen?
+C: Der server ist kompliziert, der Zugriff durch klienten ist
+einfach. M: Was gibt es denn noch für Protokolle, die von dieser
+Idee her interessant sind, weil sie nicht so viel Bandbreite oder
+resourcen verbrauchen, aber hier fast dasselbe Ergebnis liefern
+koennen? C: Vor dem web gab es schon sehr viele Protokolle, so ist
+das entstanden. TCP/IP ist das Grundprotokoll und da gibt es 65000
+Ports. Und wir betreiben heute alles über einen bzw verschlüsselt
+über 2 ports HTTP und HTTPS. Da gibt es noch viele andere. Zum
+Beispiel 'dict': Ein Protokoll um in einem dictionary, also einem
+Verzeichnis, nachzuschlagen. Da schickt man einfach an den Port:
+'Ich will gerne die Defintion von einem Wort' und der server hat
+als Text die Definition zurueckgeliefert. M: Ist das noch im
+Einsatz? Wie würde ich das heute benutzen wollen? C: Es gibt
+dict.org, da wird das dict Protokoll noch gepflegt. Oder bitreich
+hat auch einen mit dem urban dictionary, in dem Spassige defintionen
+von Wörtern hochgeladen wurden. So schwer ist das nicht, das ist
+einfach ein service, den ich unter Linux installieren kann. M: Und
+was gibt es sonst noch für Protokolle, die da aus Eurer Sicht
+interessant sind, weil sie resourcen schonend sind? C: Newsgroups
+gibt es noch, aber das Problem mit news ist spam. Es gibt keine
+effiziente Methode, um spam aus newsgroups zu filtern, deswegen
+sind sie auch am Ende gestorben. Newsgroups überleben nur als
+austausch von binär [dateien]. Deswegen wurden sie auch überall
+gesperrt, weil sie zur Piraterie verwendet wurden. Und es skaliert
+nicht, weil jeder server ein gesammtabbild des Netzes hat. Daher
+sind die server auch unter der Last der webnutzer zusammengebrochen.
+
+Dann hätten wir noch das Tor Protokoll... M: Das Tor Protokoll ist
+ja auch schon ein bischen länger am Start. Da gab es ja auch schon
+einige spektakuläre Sachen, die über das Tor Protokoll abgewickelt
+wurden, da geht es eigentlich um Anonymisierung der Benutzer oder?
+C: Ja, es geht um die reine Anonymisierung, weil heutzutage, wissen
+wir durch Snowden, sitzen die Geheimdienste an den Kern routern in
+Frankfurt und überall. Das heisst die wissen, wo das Paket losgeht
+und ankommt. Tor verschlüsselt bzw. verpackt das so, daß man nicht
+sieht, wo das Paket entlang gegangen ist. Das Problem bei Tor mit
+dem web zusammen ist: Im Webbrowser sind zu viele Meta-Informationen,
+also Informationen, die den Nutzer identifizieren können. Und darüber
+wurden ja viele whistleblower/Geheimnisverräter identifiziert. Und
+da kann gopher helfen. M: Also Tor ist eine Methode, um als Benutzer
+von Webseiten, die Identität zu verbergen und zu anonymisieren.
+Wenn Du sagst, es gibt zu viele Metainformationen im Browser, dann
+heisst das: Wie sind die konfiguriert, welche fonts sind auf der
+Maschine installiert, wie groß der RAM ist und solche Informationen
+können dann in der Masse ein einzelnes Gerät doch genau zu
+identifizieren, da es auf der Welt nur ein paar 1000 Geräte die
+genaus so konfiguriert sind. Dadurch kann man also einen Menschen
+relativ genau wiederfinden? C: Genau so funktioniert das. Gopher
+kann hier helfen, weil es eine definierte Menge an Meta-Informationen
+gibt, mit der ich einen Nutzer finden kann, nämlich: gar keine. Bei
+Tor gibt es zwei Dinge, die ich beachten muss. Ich kann aus dem
+Tor netzwerk herausgehen und auf das web zugreifen oder ich kann
+innerhalb des tor netzwerkes auf einen service zugreifen. Wenn ich
+vollkommen innerhalb von tor Zugriffe mache, gibt es keine möglichkeit
+für die Geheimdienste ein ausgehendes Paket zu finden. Das ist dann
+vollkommene Anonymität. Wenn ich z.B. über tor auf einen endpunkt
+von facebook zugreife, identifiziere ich mich ja immer noch mit
+meinem Login, das ist eigenlich sinnlos. Bei gopher kann ich mich
+gar nicht identifizieren. M: Wenn du über tor gehst und dich dann
+auf einer webseite irgendwo einloggst mit deinem benutzer bist du
+natürlich nicht mehr anonym... C: Das ist das Problem bei unerfahrenen
+Nutzern. Die laden sich den torbrowser herunter, die wollen ihre
+geheimnisse in ihrem Regime verraten. Und wenn ich denen jetzt aber
+den torbrowser gebe, hat der genau definierte Metadaten, da gibt
+es extra filter bei den Geheimdiensten um den zu finden. Dann sind
+die ganz schnell gefunden. Das heisst, die ganzen Grundschichten
+muessen schon so gemacht sein, dass der einfache whistleblower keine
+Probleme bekommt. M: Jetzt gibt es ja schon verschiedene andere
+Versuche, was jetzt Daten und Privatsphäre angeht sich nicht großen
+Konzernen auszuliefern, in dem man in den großen Netzwerken nicht
+mitmacht. Gibt es da schon schon Versuche bei sozialen Medien, bzw.
+was die machen auch andere Protokolle zu benutzen? Als jetzt zum
+Beispiel nur zu facebook und co zu gehen. C: Da gibt es zum Beispiel
+GNU Social oder mastodon. Wenn ich zu facebook gehe, kommen da keine
+Daten mehr heraus. Wenn ich aber ein (komplexeres) Protokoll habe
+kann ich auf meinem heimat Server mit meinem Freund auf seinem
+französischem Server Nachrichten austauschen: 'Der hat gerade ein
+Bild geteilt, der hat eine Textnachricht an die Gruppe verteilt'.
+Das ist dezentralisierung. M: Es gibt also kein einzelnes Rechenzenturm
+mehr, das alle Informationen zusammensammelt, sondern es sind viele
+Server, die verteilt sind und es weiss auch nur jeder server das,
+was er wissen muss. C: Da war der facebook skandal gerade sehr
+gut. Da hat man gemerkt, es gibt einen politischen Gegenwind. Da
+haben die Facebook, Microsoft usw. gerade ein Projekt gestartet um
+die daten zwischen sich hinundher zu exportieren. Facebook fehlt
+aber hier, facebook hat noch keinen export. M: Mit export meinst
+du jetzt Nutzerdaten? C: Ich meine meine Zeitleiste, was ich an
+wen geschrieben habe usw. M: Benutzen viele Leute GNU Social oder
+mastodon oder ist das etwas für die Spezialisten und Nerds, die
+sehr viel Wert auf Privatsphäre legen? C: Das ist sehr einfach zu
+benutzen: Gib 'gnu.social' ein und dann wirst du auf einen server
+weitergeleitet. Da gibt es viele instanzen und ich such mir eine
+heraus, am besten da, wo meine Freunde auch schon sind. Und dort
+kann ich mich einfach anmelden. Und sobald ich mich angemeldet habe
+ist das der server von dem aus mich ins restliche Netz verbinde.
+Das ist sehr einfach mit dem webbrowser zu benutzen. Es gibt
+Anleitungen dazu und es sieht auch genauso aus wie facebook. M:
+Wir haben uns vorhin ja schon über Software unterhalten und wie man
+die installieren kann. Man muss sich ein bischen auskennen.
+Kommandozeile, ja, da muss man auch schon ein bischen wissen was
+man tut. Also bei der Kommandozeile hat man ein Fenster da erstmal
+nur Text dargestellt werden und da gibst du deine Befehle als Text
+ein. Wie seht ihr das denn so, als Leute die sich dafür interessieren
+und damit arbeiten: Hat das, das Potential, daß das von wirklich
+vielen Leuten, also dem mainstream, benutzt werden kann? Kann das
+funktionieren? Oder ist das für heutige Komputerbenutzer nicht alles
+zu unbequem, zu aufwändig, nicht schnell genug und nicht einfach
+genug? C: Nehmen wir mal das Argument das jemand Linux zu windows
+wechseln will und sagt: Ah, da gibt es nur die Kommandozeile! Das
+ist aber die Sache: Wenn ich die Liebe zu meinem Gerät wieder habe(
+was ich bei windows nie habe), dann lerne ich es auch zu bedienen.
+Früher konnte ich ein radio reparieren, heutzutage weiss ich nicht,
+was diese komische Kiste macht... M: Ja? C: Darum geht es. Es
+geht um den Spass am Gerät, diesen Spass wiederzufinden. Wenn man
+den findet, lernt man auch, wie das Gerät funktioniert und dann
+geht man auch tiefer. Und kann es selbst modifizieren. M: Auf der
+anderen Seite ein modernens Radio im Vergleich zu einem Röhrengerät
+oder ein moderner Computer mit aufwändiger software gegenüber einem
+einfachen Komputer der begrenzte Möglichkeiten hat, die modernen
+Sachen bieten schicke moderne Möglichkeiten. Moderne Radios suchen
+automatisch den besten Sender, empfangen Daten, auf verschiedensten
+Kanälen und können Kanäle (analog, digital, internet) bündeln und
+anbieten, da sind schon komfortable Möglichkeiten gegenüber einem
+Röhrenradio, das von Hand bedient wird und man am Senderknopf
+rumschraubt, bis man den Sender hat, den man haben will. C: Ich
+hab einen Gegenvorschlag: Das Problem ist, dass ich jedes Jahr ein
+neues kaufen muss, wenn das naechste Protokoll herausgekommen ist.
+Aber es gibt ja auch den Raspberry Pi, da gibt es auch ein Linux
+darauf und da baue ich meine Peripherie drum herum, und kann dann
+Teile gegen leistungsfähigere austauschen. Es geht darum, dass es
+modular wird, weniger verschwendet wird. Bei Computer und Handys
+gibt es Entwicklungen, dass wir open source Geräte bekommen. Das
+dauert nur sehr lange, weil die Hersteller Hürden geschaffen haben,
+um das zu erschweren. M: Die einfachheit der Bedienung und die
+Einfachheit der Geräte sorgt ja auch dafür, dass mehr menschen
+moderne Komputertechnologie benutzen können. Also zum Beispiel einen
+Kartenservice auf dem Handy verfügbar zu haben, ist einfacher als
+früher eine Papierkarte mitnehmen zu können. C: Deswegen sprechen
+wir gerade im Radio, um den Leuten begreiflich zu machen, dass wenn
+ich das alles zu einfach mache, ich voll überwacht werde und ich
+unter der Kontrolle des Rechners bin. Daher muss ich ungefähr wissen,
+wie der funktioniert. Ansonsten bleibt er Magie und Magie ist nie
+gut. Wir brauchen Wissenschaft. M: Wenn ich zum Beispiel beim
+Kartenservice bleibe. Da habe ich ein smartphone mit einer App und
+kann da sehen, wo ich bin mit genauer Ortung. Das sind schon
+Zusatzinformation die man gerne benutzen möchte, aber du möchtest
+dich ja nicht wirklich einarbeiten in komplizierte software mit
+Textoberfläche und installieren und kompilieren. Das ist doch vielen
+Leuten zu viel oder? C: Da wird ja auch niemand mehr angezogen:
+Wir propagieren ja, dass jedes Projekt wiederverwendbar ist. Wenn
+wir jetzt über karten sprechen gibt es openstreetmap, als Datenbank,
+jemand der die Karten erzeugt und Programme, die die Karten generiert.
+Dann hat jemand die Datenbank und die generierung benutzt und eine
+Text oberfläche davorgesetzt. Also nicht wie bei facebook, wo alles
+hinter der weboberfläche steckt und wenn facebook Pleite geht ist
+alles weg, sondern: wiederverwendbar. Das wär ja ne Riesenverschwendung,
+wenn ich das alles wieder aufarbeiten muss. M: Woran denkst Du
+liegt das, daß diese Idee, die es ja auch schon vor 20/30 Jahren
+gab, daß das heute nicht mehr so ist. Als es ist ja eher die Rede
+von großen Konzernen, die Daten sammeln und weniger davon dass viele
+Leute da beisteuern können und das Wissen durch viele Einzelbeiträge
+erweitert wird. C: Das Problem ist der Konsum. Was überlebt hat
+an sozialer Struktur ist das 'ich verlange' und das 'ich bekomme'.
+Das dazwischen das Warten bzw.'ich muss das erstmal schaffen' das
+ging durch den Hyperkapitalismus verloren. M: Meinst du denn, da
+kann was dagegen tun? Ist denn Euer Versuch sich auf Protokolle mit
+wenig resourcenverbrauch zu fokusieren...Ist das der Versuch, nicht
+das Rad ein wenig zurückzudrehen, doch die richtung ein wenig zu
+ändern? C: Ich kann nicht die ganze Welt konvertiernen das geht
+gar nicht. Es geht darum zu zeigen, dass es anders geht. Es gibt
+das Gegenteil [zu heute]. Irgendwann kommt jemand vorbei, der das
+nützt und braucht genau dieses Beispiel. Wenn ich heute die Generation
+der smartphone benutzer habe, von denen mancher noch nie einen PC
+benutzt hat, die kennen nur smartphone mit web. Die müssen sehen,
+dass es auch anders, einfacher geht. Die Hand muss nicht warm sein,
+wenn ich im web surfe. M: Um das jetzt noch ein wenig überspitzt
+zu formulieren: Wir hatten früher auch Dampfmaschinen und wir hatten
+Pferdefurhwerke, mit denen wir Lasten durch die Gegend gefahren
+haben. Die heutige Lage ist dann doch ein bischen effizienter und
+auf jedenfall bequemer, schneller und bietet mehr Möglichkeiten?
+C: Nein! Da sehen wir was anders. Manche Protokolle früher, die
+konnten sich nicht ausbreiten, weil sie technische Probleme hatten.
+Aber jetzt habe ich Gigabit verbindungen usw. Da hab ich gopher
+(inhalte) instant also sofort im Zugriff. Man wird einen Unterschied
+sehen. Oder bei Microsoft Windows einfach die Maus bewegen. Man
+merkt das ist langsamer als man das Gerät bewegt, auch wenn man
+daneben ein Windows 95 Gerät setzt. Da gibt es weniger
+Abstraktionsschichten. Das ist einfacher. Es geht ja darum, dass
+der Computer etwas praktisches tut, er ist nicht nur theoretisch
+da, wie Bürokratie, sondern das praktische, der Spass... M: Der
+Spass am Gerät hatten wir schon mehrere Male. Das ist also für dich
+und vielleicht deine mitstreiter, die sich da engagieren oder damit
+rumbasteln ein ganz zentraler Punkt. C: Ja da geht es wie bei jedem
+Verein dadraussen, wenn er keinen Spass mehr mahct, warum geh ich
+hin? Wir sind ja im Hobbybereich. Wir gehen sonst 8-10 Stunden auf
+Arbeit, ich muss ja einen Grund haben das zu tun. Deswegen ist
+vielleicht im open source Bereich der Grundton etwas rauher, es
+liegt einfach daran, dass wir Menschen sind, keine Kundenberater.
+Da kann es auch mal sein, dass wir manchmal fordern, dass man
+manchmal etwas selber macht. Es ist ja kein Selbstbedienungsladen
+sondern ein Hobby. Wie im Verein, wenn ich dazu komme, muss ich
+auch mitspielen.
+
+[Werbejingle]
+
+M: Hier ist das ABS Magazin: Arbeit, Bildung und Soziales. Euer
+Gesellschaftspolitisches Magazin bei Radio X, dem frankfurter
+Bürgerradio. Wir haben uns jetzt ein bischen über das gopher Protokoll
+unterhalten, das heisst die Art und Weise, wie man ganz einfach
+Information über das Internet austauschen kann, nämlich nur mit
+Text ohne überflüssiges Grafik schischi oder Werbung oder so. Wir
+werden uns jetzt noch ein bischen mit dem Christoph weiter unterhalten
+und zwar gibt es jetzt ja ein paar Leute, die sich wirklich darum
+kümmern wollen, wie man das weiterentwickeln kann. Wie ist der Stand
+der Dinge und wo kann es hingehen? Und die treffen sich demnächst
+zu einer Konferenz und wir werden mal hinhören, was dort stattfindet
+und wie das aussehen kann. Ihr werdet euch demnächst mit ein paar
+Aktivisten in den nächsten Wochen treffen. Was macht ihr und worum
+geht es da? C: Es geht um die bitreich con oder heutzutage
+'Konferenz'. Die ist nächste Woche Samstag und Sonntag in Rodez in
+Südfrankreich, weil dort ein Mitglied von bitreich ist. Aber man
+muss nicht hinkommen, es ist alles online. Wenn man auf das gopher
+Loch bzw. gopher hole geht, per ssh zugreift gibt es Folien, per
+gopher audio stream und man kann sich voll einbringen. über IRC
+wenn man noch mit den Leuten reden will. Drei verschiedene Protokolle
+und hocheffizient. M: Man kann also den Sachen folgen, die dort
+erzaehlt werden bzw. wenn man Zwischenfragen oder etwas beitragen
+möchte kann man das über den IRC chat in den Kanal geben und wird
+dann von Euch auch direkt gesehen und allen die sich eingeklingt
+habe. C: Genau! Und man verbrennt sich dabei nicht die Oberschenkel,
+weil der laptop zu heiß wird. M: Was ist denn das Programm von
+Eurem Treffen? C: Samstag reden wir um bitreich, was wir getan
+haben, die verschiedenen services, dann hat sich etwas in unseren
+Manifest bzw unserer Ideologie getan. Neue Nutzer und neue Projekte.
+Und am Sonntag geht es ausschliesslich im gopher. Da freuen sich
+auch die Amerikaner, das ist nämlich der letzte Teil der community
+der noch von damals existiert und es gab schon lange keine gopher
+con mehr und da finden wir uns mal wieder zusammen. M: Und was
+werdet ihr machen? Gibt es da Vorträge oder Programmierrunden oder
+sitzt man nur so zusammen und unterhält sich ein bischen. Wie muss
+ich mir das vorstellen? C: Das wichtige ist erst einmal bei gopher,
+dass wir wieder zusammenkommen, weil das ein wenig eingeschlafen
+ist in den letzten Jahren. Da gibt es erst einmal wieder einen
+Teamgeist. Wie gesagt, wir haben 300 Server vor einem Jahr waren
+es noch 100, das hat sich gesteigert. Das Protokoll hat auch ein
+paar Ecken und Kanten, das muss besprochen werden damit wir die in
+Zukunft definiert haben. Man muss noch die Interaktion zwischen
+gopher und dem web besprechen, das ist noch nicht ganz definiert.
+Und es geht darum ein Forum zu schaffen, dass man miteinander redet.
+M: Du sagts es gibt 300 server, was findet man denn da hautpsächlich?
+Ich hab ein bischen gestöbert und sehr viele phlogs angetroffen,
+was man im web sonst als blog bezeichnet, richtig? C: Ja genau
+phlog, wie blog. Da gibt es sehr viele, es gibt auch viele neue.
+Weil die distribution sehr einfach ist. Man lädt einen Text hoch
+und liest den dann. Sehr einfach, so wie es sein soll. Mehr ist ja
+ein blog eigentlich nicht. Es geht um die direkte Übertragung. Viele
+Menschen kommen wegen dem retro Ansehen, dass alles so schön ist
+wie früher, aber manche kommen auch wegen der Idee, dass es einfacher
+ist. Ich öffne mal eben meinen Vortrag, den ich vorbereitet habe,
+dann kann ich Dir alle services sagen, die ich herausgsucht habe,
+die gerade interessant wären für neue Nutzer des gopherspace. M:
+gopherspace kann man ja mal erläutern. Wie ich das verstehe, ist
+das sozusagen, wie man vom world wide web redet, also die Gesammtheit
+aller web serverm ist der gopherspace also auch die Gesammtheit
+aller server, die das gopher protokoll anbieten und man meint damit
+alle Information, die das drauf ist. C: Genau, das ist, was ich
+damit meine. Als Beispiel hätte ich als services: Eine übersetzung
+nach mastodon / GNU Social, das hat sogar mastodon schon eingebaut
+als facebook alternative. Dann gibt es ein interface für pirate
+bay, ein interface für die youtube suche (fürs streamen nicht),
+wikipedia gibt es eine übersetzung, eine suchmaschine. Google kennt
+ja jeder, überwacht uns, es gibt duckduckgo als alternative oder
+es gibt das föderierte searx, da kann man seine eigene Instanz
+aufsetzen. Das Projekt Gutenberg, wo die alten Bücher gesammelt
+werden und es hat sogar jemand eine netflix suche gebaut. M: Das
+sind aber nicht nur so statische Inhalte wie Text-, Bild- oder
+Audiodateien, die da im gopherspace liegen, sondern es gibt da dann
+auch wirkliche interaktive elemente? In dem Sinne, dass auf meine
+Anfrage dann auch eine individuelle Ergebnis kommt. C: Das hat
+gopher eingebaut als einfache Suche. Ich schicken ein Wort hin und
+bekomme etwas zurück. Das ist die einzige interaktion die eingebaut
+ist und die wird hier genutzt. Ich schicke 'ich hätte gerne eine
+Definition für dies und das' an das Verzeichnis und bekomme eine
+Antwort zurück. Das wird zum Beispiel bei dem pirate bay interface
+genutzt. Da gehe ich drauf gib meine Suche ein und bekomme meine
+torrents zurück, die ich dann herunterladen kann. M: Von der
+Bedienbarkeit unterscheidet sich das jetzt von webseiten aber
+nicht... C: Doch, doch, ich hab ja durch die struktur bei gopher,
+über die wir am Anfang gesprochen habe, sieht das immer gleich aus.
+Ich habe eine Liste an Links oder Menüs, wo ich weitergehen kann,
+wo entweder eine Datei dahinter ist oder mehr information. Beim web
+habe ich manchmal das Problem überhaupt den Inhalt zu finden vor
+lauter Werbeanzeigen. M: Zum Verständnis: Wenn ich sage, ok, das
+web is heutzutage durch die technologien sehr grafisch aufgewertet,
+aufgemotzt könnte man sagen. Es gibt also für den webdesigner viele
+Möglichkeiten, die Seite grafisch zu gestalten. Wenn man sagt, ok,
+das sind Faktoren, die mit beigetragen haben, daß z.B. der Werbeanteil
+und der Resourcenverbrauch von webseiten sehr stark zugenommen hat,
+wäre es dann nicht auch ein möglicher Ansatz zu sagen: Lass uns
+doch mal HTML 1.0 benutzen. Also wie das web vielleicht in der
+anfangszeit ausgesehen hat. Das man Text, Links und auch eingebettete
+Bilder hatte aber z.B. nicht die Möglichkeit hatte extra code
+ausführen zu lassen, javascript z.b.... Wäre das nicht auch ein
+Ansatz der in Eure Richtung gehen könnte? C: Da habe ich trotzdem
+noch im Hintergrund, das was ich zu Tor gesagt habe, die Metadaten.
+Ein Schritt in die richtige Richtung wäre das, aber es haben schon
+sehr viele versucht. Sehr sehr viele. Und sind gescheitert. Das ist
+das Problem. Das Einzige was man heutzutage machen kann, ist, auf
+die mobile Version einer webseite zu gehen. Plötzlich ist die Seite
+lesbar. M: Wenn Du sagst, die sind gescheitert, woran würdest Du
+das dann messen? Heisst das einfach, sowas ist zu kompliziert, diese
+einfachen webseiten auch zu gestalten oder zu programmieren? Oder
+hatten sie keinen Erfolg, weil das keiner anguckt, weil das zu retro
+und altbacken aussieht. Oder woran erkennt man, dass so ein Ansatz
+scheitert? C: Es ist dasselbe Problem, wieso gopher nie die
+Weltherrschaft übernehmen wird. Es ist zu groß. Es ist überall
+dieselbe Technologie, aber in Indien wird das anders wahrgenommen,
+als in Afrika oder bei uns. Und da hat jeder einen anderen
+Wissensstandard. Und das gilt auch wieder für die Reparaturen, das
+Wissen geht einfach verloren. Die jetzige Generation weiss das nicht
+mehr. Es geht darum, dass sie das mitbekommt. Das gezeigt wird: Es
+geht anders. Es geht darum, das Wissen zu bewahren. M: Mit Reparaturen
+meinst du, dass man z.B. Geräte selber reparieren kann, weil sie
+einfach konstruiert sind und es daher möglich ist, sie selbst wieder
+instand zu setzen, verstehe ich dich da richtig? C: Ja, aber es
+geht heutzutage ja schon weiter, wir sind ja schon in der Phase des
+3D Drucks, wo selbst airbus 40% seiner Flugzeuge aus 3D Druck
+herausholt. Wenn man das richtig betreibt, geht das auch beim
+Endnutzer. M: Also die HTML 1.0 Sache war aus Eurer Sicht ein
+interessanter Versuch aber dann doch nicht wirklich dafür geeignet
+sich auf die wesentlichen Möglichkeiten Protokolle zu beschränken?
+C: Das Problem mit der webentwicklung ist, daß immer nur eine neue
+Schicht draufgehoben wird. Javascript ist dann Javascript auf
+Javascript auf Javascript. Dasselbe Problem bei der kommerziellen
+Entwicklung. Warum müssen das Hobbyisten machen mit der Vereinfachung?
+Da leben alle in ihrer eigenen Blase und solange es Gewinn macht,
+wird es nicht geändert. Das ist hier das Problem, deswegen müssen
+wir eine komplette Alternative zeigen. M: Wenn ich da also immer
+eine Schicht drüber lege und das so gebaut habe, dass ich das alte
+noch weiterbenutzen kann, ist das ja auch ein Vorteil. Das man
+kontinuierlich weiterarbeiten kann und nicht einen ganz alten Schnitt
+macht, bei dem die alten Inhalte nicht mehr funktionieren - C: Da
+sind wir komplett bei einem anderen Problem: Es gibt ja archive.org,
+das das web archivieren will. Diese Webseite hat riesenprobleme mit
+den modernen dynamischen webseiten, den Inhalt zu finden und zu
+archivieren. Weil genau das Grundproblem, das wir keinen Text mehr
+verwenden gelöst werden muss. Wir verwenden Abstraktionen, keinen
+Text mehr. M: Erst einmal werden doch auch bei HTML nur Textdateien
+übertragen. Oder ist das aus Deiner sicht schon so gruselig, dass
+nur noch binärdateien übertragen werden, die dann von codeschnipseln
+im Webbrowser entpackt werden um dann Bilder darzustellen wo der
+Text drin ist. C: Das kommt aktuell, web assembly nennt sich das.
+Es wird heutzutage binärcode im browser ausgeführt. Das heisst es
+wird noch unübersichtlicher und komplizierter mit noch mehr Zugriff
+auf die hardware. Das ist ja auch eine Sache, vor der wir seit
+Snowden warnen müssen: Es wird nur noch schlimmer. M: Das hört
+sich doch sehr fatalistisch an, in dem Sinne dass das Web verloren
+ist und es nicht besser werden kann. Ist diese Aussicht wirklich
+so düster? C: Es wird komplizierter und es wird undurchsichtiger.
+Ich kann das nicht anders sehen. Das ist die Entwicklung seit
+mindestens 20 Jahren. Aber wir habe nur noch 2 browser. Das ist
+auch so ein Beispiel; Bei gopher kann ich ein Klienten, also ein
+Zugriffsprogramm in 5 Minuten programmieren, in fast jeder
+Programmiersprache. Bei web browser sind 3 Stück übrig geblieben,
+weil es niemand in seiner Lebenszeit mehr schafft einen eigenen
+web browser zu schreiben, das ist unmöglich bei diesen vielen
+standards. M: Muss denn jeder alles immer wieder von Null aufbauen?
+Müssen wir immer wieder das Rad neu erfinden? Ist es nicht auch
+eine Möglichkeit, sozusagen auf den Schulten von Riesen zu stehen,
+durch die wir großes erreichen können? Sonst würden wir ja immer
+noch versuchen mit einfachsten Werkzeugen, die Probleme, die
+eigentlich schon gelöst waren immer wieder neu zu lösen. C: Aber
+das ist wieder das Argument von vorhin, wieso gopher nie die
+Weltherrschaft übernehmen wird. Weil die Welt zu groß ist. Wir haben
+einen Vorschlag, wie man es einfacher machen kann. Der wird manchmal
+übernommen, manchmal nicht. Aber es geht darum, die Idee zu verbreiten:
+Es geht einfacher! Es gibt genug da draußen einfache webseiten zu
+machen, aber dieses absolute wir nie mehr klappen, dieses 'wir
+machen alles gleich', weil das geht gar nicht. Aber da ist das
+Gegenstück webbrowser: Wenn wir jetzt alle denselben webbrowser
+verwenden, haben wir auch alle diesselbe Sicherheitslücke. Und genau
+darum geht es: Bei Linux kann jeder sein eigenes System bauen und
+dadurch ist man unabhängig. Das ist natürliche Selektion, wenn wir
+alle gleich sind wird uns der gleiche Virus alle umbringen. M: Ihr
+sagt ganz klar: Wir müssen das ausprobieren, wir müssen für eine
+Vielfalt sorgen, wir müssen gucken, daß wir das wieder so gestalten,
+wie wir das als Benutzer haben wollen und nicht unbedingt, wie große
+Konzerne gerne webseite gestaltet haben wollen oder unsere Kommunikation
+gestaltet sehen wollen. C: Die Konzerne können ja machen was sie
+wollen, aber wenn sie sehen, dass die Leute unsere Sachen benutzen
+weil sie Spass haben... Wie gerade bei Microsoft, die schwenken
+gerade zu Linux um, weil Linux Spass macht und sie finden keine
+Entwickler mehr, die Microsoft können. Deswegen implementiert gerade
+Microsoft Linux als Subsystem und portiert Linux software. Weil es
+niemanden gibt, der diese langweilige, schlecht zu benutzende
+Microsoft Sache benutzen will. M: Ist das wirklich so? Ich hab
+schon den Eindruck, daß im Industriebereich viel Software nur auf
+Windows läuft, da gibt es keine Linux Implementierungen. Im
+Gamerbereich, wenn wir an Computerspiele denken ist nach wie vor
+die x68 Platform mit Windows das Werkzeug der Wahl. Auf anderen
+Platformen, sieht es mit Spielen dann teilweise sehr dünn aus. C:
+Das kommt auf den Blickwinkel an! Linux hat gewonnen, ganz einfach!
+M: *lacht* C: Das Mobiltelefon: 90% ist Linux, es gibt ganze
+Generationen in Afrika, die nur Handys benutzen. Das ist deren
+einziges 'Desktop' Betriebssystem, mehr haben die nicht. Das sind
+also alles Linux Nutzer. Industrie und Kommerzanwendungen sind
+Nischen und die ändern sich ganz langsam, in 20-30 Jahren vielleicht.
+Und genau darum geht es: Jetzt haben wir die Möglichkeit, wo es
+keine Microsoftentwickler mehr gibt, die das auch mit Herz werden
+wollen, es geht ja immer nur ums Herzblut, da haben wir Leute, die
+alle auf Linux umschwenken. Microsoft macht docker, Microsoft will
+selbst Linux abbilder in deren cloud bereitstellen. Linux hat
+gewonnen. M: Du hast gesagt in manchen Ländern ist der desktop gar
+nicht mehr so entscheidend, entscheidender ist das smartphone, so
+ein Taschencomputer mit Telefonfunktion, stärker verbreitet. Siehst
+du, daß das auch bei uns so kommen wir. Wird hier der laptop oder
+auch der desktop PC eher durchs smartphone verdrängt? C: Das kann
+ich ganz einfach sagen: Gestern war hier Dorffest bei uns und die
+ganzen jungen Damen bei uns saßen auf einer Bank und haben mit ihrem
+Handy gespielt. M: Okay... C: Also das ist ein Zeichen! M: Ich
+sehe, du siehst ganz klar die Situation vor Dir.. Wie ist denn jetzt
+bei Eurem Projekt gopher Einsatz, IRC, andere soziale Netzwerke.
+Wie ist denn da die Verbreitung. Seht ihr, dass das auch international
+wahrgenommen wird? Oder ist das jetzt auch eher so ein bischen ein
+Feld, in dem sich Leute aus den Industrienationen versuchen. Wie
+ist da so euer Eindruck? C: Das amerikanische, wo die ganzen älteren
+Herren sind, die sich früher damit beschäftigt haben, aber es hat
+auch eine große Verbreitung in Europa, ich habe gestern eine Karte
+gesehen, wo die ganzen gopher server drauf waren: In Afrika waren
+3, Japan hatte ein paar Punkte, Asien... die sind verteilt, es gibt
+überall Interessenten. Ich kenne bei bitreich 2 Interessenten aus
+Argentinien zum Beispiel. Wir sind international, das geht ja nicht
+anders, wir müssen englisch reden, wir sind zu klein. M: Gibt es
+da auch verfügbare clients auf smartphones um direkt auf gopher
+zuzugreifen? C: Proxies sind die erste Lösung und das zweite ist
+'overbite', wie überbiss, von Cameron Kaiser, ein amerikanischer
+Entwickler. Er hat hier verschiedene Lösungen gebaut für firefox
+und chromium. Das kann man über den webbrowser finden. Es gibt auch
+grafische clients, die muss man aber selber kompilieren und das ist
+nicht für den Einstieg geeignet. Das ist dann aber wieder dasselbe
+wie am Desktop: Die Fortgeschrittenen Benutzer am Telefon haben
+ihre Kommandozeile, wo jeden kommandozeilenklienten , es ist ja
+linux, laufen lassen können. Dann hab ich das alles schon und die,
+die aufs web spezialisiert sind, gehen auf ein proxy und haben damit
+die Transparenz. Für jeden ist eine Möglichkeit für den Zugriff
+vorhanden, die Kompatibilität ist gewahrt. M: Ich habt jetzt
+demnächst Euer treffen, wo ihr Euch austauschen werdet, neue Ideen,
+neue Konzepte. Die Sachen kann man bestimmt auch nachlesen und
+nachhören, wenn man selber nicht teilnehmen kann. Also dass man
+sich nachher auch noch einen Überblick verschaffen kann. Oder? C:
+Ja es gibt Aufzeichnungen. Die Textfolien und die aufzeichnungen
+wird verfügbar sein. M: Ja verfügbar sein ist das richtige Stichwort.
+Ihr wisst ja auch, alle unsere Sendungen ABS Magazin könnt ihr auch
+auf unserer webseite nachhören: absmagazin.de Da kann man dann immer
+nochmal nachhören, wie das funktioniert hat. Außerdem gibt es dort
+auch die Sendungsnotizen, die show notes, wo wir all die links, die
+wir heute angesprochen haben auch noch mal bereitstellen, dass ihr
+euch auch noch einmal schlau machen könnt. Ja, das war das ABS
+Magazin für diese Woche. Ihr seht es gibt viele Möglichkeiten und
+manche kann man davon auch sehr einfach selber nutzen, um unsere
+Informationskanäle auch so zu gestalten, wie wir das auch selber
+wollen. Schön, daß ihr dabei wart, schön, daß ihr zugehört habt!
+Wir hören uns wieder nächste Woche um 16 Uhr bei radio-x, 91,8MHz
+eurem frankfurter Bürgerradio. Also bis dann!