i# taz.de -- Schlendrian bei Bremer Arbeitern: Moin, Moin, Moin! Mooooiiiin! taz.de 70 i taz.de 70 i> Warum läuft es wirtschaftlich in Bayern besser als in Bremen? Es liegt an taz.de 70 i> der norddeutsch-türkischen Art, zu grüßen. taz.de 70 i taz.de 70 IBild: Nur im Urlaub wird auf das Doppel-Moin manchmal verzichtet: Wohnwagen auf dem Campingplatz Ostseecamping in Schubystrand /picture/7727080/948/454655203-1.jpeg taz.de 70 i taz.de 70 iBei jeder Verhandlung über den Länderfinanzausgleich, werfen die Bayern uns taz.de 70 iBremern an den Kopf, dass wir an unserer Armut selbst schuld seien, weil taz.de 70 iwir mit der Arbeitszeit sehr verschwenderisch umgehen würden. Es sei taz.de 70 iverantwortungslos, dass wir uns täglich doppelt grüßen! Und zwar in Form taz.de 70 ivon: „Moin! Moin!“ taz.de 70 i taz.de 70 iIn Bayern käme kein Mensch auf die Idee, zweimal hintereinander „Grüß Gott! taz.de 70 iGrüß Gott!“ zu rufen. So was sei schlichtweg orientalisch! Und damit haben taz.de 70 isie Recht, die Bayern. taz.de 70 i taz.de 70 iAlles begann vor 30 Jahren in Halle 4, als ich meinen Kollegen Hasan traf. taz.de 70 i„Guten Morgen, Hasan, wie geht’s dir?“, fragte ich ihn, während ich ihn taz.de 70 iumarmte und seine Wangen küsste. taz.de 70 i taz.de 70 i„Vielen Dank, Osman, mir geht es gut. Wie geht’s dir denn so?“, antwortete taz.de 70 ier. taz.de 70 i taz.de 70 i„Mir geht es auch sehr gut, Hasan. Wie geht’s denn deiner Frau und deinen taz.de 70 iKindern?“, fragte ich daraufhin. taz.de 70 i taz.de 70 i„Meiner Frau und meinen Kindern geht es auch sehr gut, Osman. Aber wie taz.de 70 igeht’s denn deiner Frau und deinen Kindern?“ taz.de 70 i taz.de 70 i„Denen geht’s bestens“, antwortete ich höflich, wie es sich bei einer taz.de 70 iBegrüßung unter guten Freunden nun mal gehört. „Lieber Hasan, ich hoffe, taz.de 70 ideinen Eltern geht es auch gut.“ taz.de 70 i taz.de 70 i„Vielen Dank, Osman, für dein Interesse an der Gesundheit meiner Eltern.“ taz.de 70 i taz.de 70 iIn dem Moment kam unser Meister Herr Viehtreiber wutentbrannt angestürmt: taz.de 70 i„Wegen euch beiden steht der gesamte Betrieb still“, tobte er mit hochrotem taz.de 70 iKopf. taz.de 70 i taz.de 70 i„Herr Meister, ich darf ja wohl kurz meinen Arbeitskollegen Hasan grüßen. taz.de 70 iIch begrüße nur noch den Ahmet, den Nedim, den Remzi und den Tekin“, taz.de 70 iantwortete ich. taz.de 70 i taz.de 70 i„Nein, es wird hier überhaupt nicht mehr begrüßt!“, brüllte er fassungslos. taz.de 70 i taz.de 70 i„Aber ich bin doch Türke! Ich muss meine Kollegen begrüßen, das liegt in taz.de 70 imeinen Genen.“ taz.de 70 i taz.de 70 i„Nein! Du brauchst nur einmal mit dem Kopf zu nicken – das reicht völlig! taz.de 70 iWenn das nicht reicht, kannst du noch Moin sagen“, schrie er. taz.de 70 i taz.de 70 iWir wurden vor die schwierige Wahl gestellt, entweder unsere Arbeit oder taz.de 70 iunsere menschliche Würde zu verlieren! taz.de 70 i taz.de 70 iMein Kumpel Nedim, der früher bei der Post als Telegraphierer beschäftigt taz.de 70 iwar, hatte die geniale Idee, dass wir uns mit dem Morse-Alphabet begrüßen taz.de 70 ikönnten. Statt unterschiedlich langer Striche würden wir unterschiedlich taz.de 70 ilange Moins benutzen, da Moin ja erlaubt war. taz.de 70 i taz.de 70 iDreimal kurz Moin!, einmal lang Moin!, zweimal kurz Moin! und dreimal lang taz.de 70 iMoin! hintereinander würde heißen: „Grüße deine Frau“. taz.de 70 i taz.de 70 iDas hörte sich in der Praxis so an: „Moin, Moin, Moin! Mooooiiiin! Moin, taz.de 70 iMoin! Mooooiiiin, Mooooiiiin, Mooooiiiin!“ taz.de 70 i taz.de 70 iAber mit der neuen Technik dauerte unser morgendliches Begrüßungsritual taz.de 70 isogar etwas länger. Es waren nämlich ganze 160 Moins nötig, um sich taz.de 70 ihalbwegs zu begrüßen. taz.de 70 i taz.de 70 iEine Woche später kam unser Meister mit mehreren bayerischen taz.de 70 iWirtschaftsanwälten, um uns einzuschüchtern. taz.de 70 i taz.de 70 i„Mehr als ein Moin mit einem zusätzlichen Kopfnicken ist absolut nicht taz.de 70 idrin, wenn ihr euch weiterhin an der Brust von uns [1][Bayern] nähren taz.de 70 iwollt“, drohten sie uns. taz.de 70 i taz.de 70 iNach tagelangen zähen Verhandlungen haben wir die Firmenleitung gezwungen, taz.de 70 iuns wenigstens ein weiteres Moin zu genehmigen. Also insgesamt zwei Moins! taz.de 70 iAber selbst dieses kleine zusätzliche Moin ist den Bayern ein großer Dorn taz.de 70 iim Auge und sie drohen dauernd, den [2][Länderfinanzausgleich] mit taz.de 70 i[3][Bremen] zu kündigen. taz.de 70 i taz.de 70 iDa sage ich nur: „Moin, Moin! Mooooiiiin, Mooooiiiin!“ taz.de 70 i taz.de 70 i10 Jun 2025 taz.de 70 i taz.de 70 i## LINKS taz.de 70 i taz.de 70 1[1] /Bayern/!t5007713 /Bayern/!t5007713 taz.de 70 1[2] /Laenderfinanzausgleich/!t5014661 /Laenderfinanzausgleich/!t5014661 taz.de 70 1[3] /Nord/Bremen/!p4652/ /Nord/Bremen/!p4652/ taz.de 70 i taz.de 70 i## AUTOREN taz.de 70 i taz.de 70 1Osman Engin /!a56694 taz.de 70 i taz.de 70 i## TAGS taz.de 70 i taz.de 70 1Länderfinanzausgleich /!t5014661 taz.de 70 1Bremen /!t5007826 taz.de 70 1Bayern /!t5007713 taz.de 70 1Kolumne Alles getürkt /!t5679119 taz.de 70 1Höflichkeit /!t5552237 taz.de 70 1Koalitionsverhandlungen /!t5013056 taz.de 70 1Noise /!t5207286 taz.de 70 1Kolumne Die Wahrheit /!t5636294 taz.de 70 i taz.de 70 i## ARTIKEL ZUM THEMA taz.de 70 i taz.de 70 1Die CSU und der Koalitionsvertrag: Ein Bestseller mit Söders Handschrift /!6077864 taz.de 70 i taz.de 70 iMütter, Wirte, Pendler, Bauern und vor allem Bayern können mit dem taz.de 70 iKoalitionsvertrag zufrieden sein, findet Markus Söder. Er selbst ist es. taz.de 70 i taz.de 70 1Konzertdebüt von Londoner Trio Moin: Wabern gegen bleierne Tage /!6072295 taz.de 70 i taz.de 70 iGenialer Abend mit Moin! Das gehypte Londoner Noisetrio überzeugt bei taz.de 70 iseinem Konzertdebüt im Berliner „Silent Green“ mit konzentrierter taz.de 70 iSpielfreude. taz.de 70 i taz.de 70 1Die Wahrheit: Danke, Freistaat! /!6070511 taz.de 70 i taz.de 70 iLebenslänglich Bayer: In tiefer Dankbarkeit für den Länderfinanzausgleich taz.de 70 iund den immensen bayerischen Beitrag für all die Berliner Existenzen. taz.de 70 .