i# taz.de -- Projekt zum Wettermachen: Außer Kontrolle geraten taz.de 70 i taz.de 70 i> Das Projekt „Weather Engines“ in Athen beschäftigt sich mit Wetter, Klima taz.de 70 i> und der Frage, was Daten damit zu tun haben – in Lectures und taz.de 70 i> Ausstellungen. taz.de 70 i taz.de 70 IBild: Eine Welt ohne Menschen: Videostill aus „Refugee for Resurgence, Window View“ von Superflux ​ /picture/5502821/948/gruen225635418-6707898af8-1.jpeg taz.de 70 i taz.de 70 iSich vor dem Athener Gebäude der Onassis-Kulturstiftung aus Anlass einer taz.de 70 iMasken- oder Zigarettenpause zu unterhalten, ist wie an vielen anderen taz.de 70 iOrten Athens fast unmöglich. Wegen einer der Stadtautobahnen vor der taz.de 70 iHaustür ist es schlicht zu laut. Der Autoverkehr, der maßgeblich dafür taz.de 70 isorgt, dass Athen unter europäischen Städten die größte Feinstoffbelastung taz.de 70 iaufweist, beeinträchtigt die Lebensqualität hier auch durch den Geruch, den taz.de 70 iLärm und seine schiere räumliche Forderung. taz.de 70 i taz.de 70 iFahrradfahren ist in der Stadt so gut wie unmöglich, selbst für taz.de 70 iUnerschrockene. Fußgänger:innen gehören nur beschädigte und viel zu taz.de 70 ischmale Trottoirs, die zumal von Autos und Motorrädern mitbenutzt werden. taz.de 70 iSogar die kleinen Plätze in Stadtvierteln werden zum Parken benutzt. taz.de 70 i taz.de 70 iEin erfrischendes „Luftschnappen“ zwischen den Lectures zu der derzeit taz.de 70 ilaufenden [1][Ausstellung „Weather Engines“] ist also nicht drin. Diese taz.de 70 iRealität passt zu dem enzyklopädischen Projekt der Kurator:innen Daphne taz.de 70 iDragona (Berlin) & Jussi Parikka (Aarhus), das untersucht, wie Wetter und taz.de 70 iAtmosphäre von Körpern geschaffen oder produziert und wie sie von diesen taz.de 70 ierlebt und, im Fall, überlebt werden. taz.de 70 i taz.de 70 iIn einer umfangreichen Ausstellung an zwei Standorten, Lectures, Workshops taz.de 70 iund einem [2][Glossar in Buchform] werden die verschiedenen Aspekte des taz.de 70 i„Wettermachens“ verhandelt, ihre Dynamiken, Einflüsse auf das Klima und auf taz.de 70 idie ästhetischen, gesundheitlichen und rechtlichen Lebensbedingungen der taz.de 70 iunterschiedlichen Körper, inklusive der Erde selbst. Es gilt dabei die taz.de 70 inicht rückgängig zu machende Prämisse (außer durch Selbstauslöschung), den taz.de 70 iPlaneten voll und ganz menschlichen Bedingungen unterworfen zu haben. taz.de 70 i taz.de 70 i## Abnahme der Denkfähigkeit taz.de 70 i taz.de 70 iDass diese menschlichen Bedingungen zwar stark mit Kontrolle arbeiten, aber taz.de 70 inicht (mehr) kontrollierbar sind, ist eines der dominierenden Paradoxe der taz.de 70 iDiskurse in dem zuletzt von Hitzewellen, Feuern, Starkregen und einem taz.de 70 iunverhältnismäßig harten Winter geprägten Athen. In einer Welt aus taz.de 70 iDatenmengen seien wir derart überwältigt, dass unsere Fähigkeit zum Handeln taz.de 70 iimmer weiter abnehme, was wiederum zu kognitiven Problemen und blinder Wut taz.de 70 iführen könne, konstatiert der [3][Technologie-Autor und Künstler James taz.de 70 iBridle]. Durch die permanente Überproduktion von Daten schrumpfe taz.de 70 igleichzeitig die Möglichkeit, sie zu hinterfragen und zu interpretieren. taz.de 70 i taz.de 70 iDie Chance, aus dieser psychischen Falle zu entkommen, sei umso kleiner, taz.de 70 idenn Studien würden die Abnahme der Denkfähigkeit, insbesondere der taz.de 70 iKapazität, neue Ansätze zu finden, bei steigendem CO2-Gehalt der Atmosphäre taz.de 70 ibeweisen. taz.de 70 i taz.de 70 iDie Problematik der Omnipräsenz von Daten, durch die auch das Wetter taz.de 70 ierfasst, ermittelt und bestimmt wird, ist jedoch nicht nur eine taz.de 70 ipsychologische, sondern vielmehr selbst wiederum ein Wetterfaktor. So taz.de 70 iverweist die Krieg-und-Klima-Forscherin Susan Schuppli (Goldsmiths, taz.de 70 iForensic Architecture) darauf, wie viel Energie es braucht, um die riesigen taz.de 70 iKühlsysteme für den Datenverkehr zu unterhalten. Die Dilemmata sind klar. taz.de 70 iJetzt komme alles darauf an, „die Kluft zwischen Wissen und Handeln zu taz.de 70 iüberwinden“, so die Medientheoretikerin Birgit Schneider (Universität taz.de 70 iPotsdam). taz.de 70 i taz.de 70 iAber wie? Wenn James Bridle von DIY-Workshops zu regenerativer Energie taz.de 70 ispricht, während die Onassistanker unter der Billigflagge der Marshall taz.de 70 iIslands durch die Weltmeere schippern, wirkt das erst einmal vergeblich. taz.de 70 iAber nicht in jeder Beziehung. Es braucht Instrumente des ethischen taz.de 70 iHandelns, das letztlich die Selbstidentifizierung und Qualität des taz.de 70 iZusammenlebens bestimmt – bei aller Fatalität. taz.de 70 i taz.de 70 i## Überlebende Tiere und Pflanzen taz.de 70 i taz.de 70 iIn diesem Sinn ist „Weather Engines“ weniger auf aktivistische Konzepte taz.de 70 iausgerichtet, die vorgeben, die Welt retten zu können, als auf das Erfassen taz.de 70 ides Status quo, der Konsequenzen und des Handlungsspielraums. Dass eine taz.de 70 iWelt ohne Menschen nicht unbedingt wie eine finstere Dystopie aussehen taz.de 70 imuss, zeigt die Videoanimation „Refuge for Resurgence, Window View“ (2021) taz.de 70 ides internationalen Superflux-Kollektivs: In einer überfluteten Stadt sind taz.de 70 iüberlebende Tiere zusammen mit Pflanzen in die Häuser eingezogen und taz.de 70 igestalten sich die Überbleibsel menschlicher Zivilisation als farbenfrohes taz.de 70 iBiotop. taz.de 70 i taz.de 70 iGleichzeitig gilt die Frage, wie eine Welt mit Menschen aussehen kann, die taz.de 70 iihr „zivilisatorisches“ Erbe bestmöglich verantworten. Um nicht weiter in taz.de 70 ider Rolle der außer Kontrolle geratenen Beherrscher:innen zu agieren, taz.de 70 isei, so nicht nur Andreas Philippopoulos-Mihalopoulos (University of taz.de 70 iWestminster) in einem psychologiekritischen „Atmosphären“-Kurzessay, vor taz.de 70 iallem die Abschaffung einer Kette von Scheingegensätzen nötig: von taz.de 70 imenschlich versus nicht-menschlich, Subjekt versus Objekt, Kultur versus taz.de 70 iNatur, Fühlen versus Wahrnehmen mit den Kopforganen, Atmosphäre versus taz.de 70 iEmotionen. (Sein Essay ist ein Kleinod des trotz Gernot Böhme immer noch in taz.de 70 iden Kinderschuhen steckenden Atmosphärenbegriffs.) taz.de 70 i taz.de 70 iWie wichtig „gefühlte Realitäten“ und ein reifer Umgang damit seien, machte taz.de 70 iwiederum die Medientheoretikerin Birgit Schneider klar. Sie führte zwei taz.de 70 iBeispiele an: Einen Republikaner, der im US-Senat 2015 einen Schneeball taz.de 70 igeworfen hatte als vermeintlichen Beweis für die Nichtexistenz des taz.de 70 iKlimawandels, und Inselbewohner eines Archipels, die dessen Untergang am taz.de 70 ieigenen Leib erfahren. Nicht um sie gegeneinander auszuspielen (die taz.de 70 iBeispiele sprechen für sich), sondern um auf die Wichtigkeit im Erfahren taz.de 70 ivon und im Umgang mit subjektiver Wahrnehmung zu verweisen. taz.de 70 i taz.de 70 iDiesen Spielraum vermitteln längst nicht alle Kunstwerke der Ausstellung. taz.de 70 iBesonders die Videoarbeiten sind teils selbst Opfer ihrer Datenmengen und taz.de 70 iihres Produktionsaufwands. Sie fordern ein analytisches Sehen, das an einem taz.de 70 iSamstagnachmittag kaum zu bewältigen ist. Die Lectures und Videos bieten taz.de 70 iMaterial für Jahre. taz.de 70 i taz.de 70 iAber es gibt auch Arbeiten, die eine sinnliche Sprache gefunden haben, die taz.de 70 iunmittelbar zur Auseinandersetzung motiviert. Dazu gehört für mich an taz.de 70 ierster Stelle ein Terrazzoboden des [4][Labels Hypercomf (Insel Tinos)], taz.de 70 ider mit am Strand gesammelten Plastikabfällen gegossen wurde und sich taz.de 70 iästhetisch an der Analyse vom Leben in Unterwasserhöhlen orientiert. taz.de 70 i taz.de 70 iOder das „Click-Ensemble“ (2022) des Musikers Coti K. (Athen): Vogelhäuser, taz.de 70 iin denen ein Mechanismus Wetterdaten in dadaistische Klicks übersetzt. Es taz.de 70 ibefindet sich im Park des alten Athener Wetterobservatoriums, dem zweiten taz.de 70 iAusstellungsort von „Weather Engines“, errichtet auf dem Terrain eines taz.de 70 iantiken Nymphenheiligtums. Das ist vielleicht der Ort mit der schönsten taz.de 70 iAtmosphäre von ganz Athen – wo immer noch (Zwergohr-)Eulen rufen. taz.de 70 i taz.de 70 i12 Apr 2022 taz.de 70 i taz.de 70 i## LINKS taz.de 70 i taz.de 70 1[1] https://www.onassis.org/art/collections/weather-engines https://www.onassis.org/art/collections/weather-engines taz.de 70 1[2] https://www.onassis.org/culture/publications/words-of-weather-a-glossary https://www.onassis.org/culture/publications/words-of-weather-a-glossary taz.de 70 1[3] /Archiv-Suche/!5543366&s=James+Bridle&SuchRahmen=Print/ /Archiv-Suche/!5543366&s=James+Bridle&SuchRahmen=Print/ taz.de 70 1[4] https://www.hypercomf.com/ https://www.hypercomf.com/ taz.de 70 i taz.de 70 i## AUTOREN taz.de 70 i taz.de 70 1Astrid Kaminski /!a23284 taz.de 70 i taz.de 70 i## TAGS taz.de 70 i taz.de 70 1Ausstellung /!t5007636 taz.de 70 1Athen /!t5010459 taz.de 70 1Klima /!t5011141 taz.de 70 1Wetter /!t5009410 taz.de 70 1Bildende Kunst /!t5639413 taz.de 70 1Diskurs /!t5014408 taz.de 70 1Theater /!t5007528 taz.de 70 1Spielfilm /!t5011775 taz.de 70 1Griechenland /!t5007661 taz.de 70 1Nordsee /!t5008145 taz.de 70 1Medienkunst /!t5014135 taz.de 70 1Kunst /!t5008134 taz.de 70 i taz.de 70 i## ARTIKEL ZUM THEMA taz.de 70 i taz.de 70 1Dokumentartheater über Tiefseebergbau: Moralisch keine Erfolgsgeschichte /!5853725 taz.de 70 i taz.de 70 iIn der Performance „Out of the Blue“ wird Tiefseebergbau erkundet. 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