# taz.de -- Windows 8: Angekommen in der Welt der Apps
       
       > Microsoft bedient mit seinem neuen Betriebssystem den Trend zum
       > Tablet-Computer. In einem Jahr soll es erscheinen, jetzt wurde es
       > erstmals vorgeführt.
       
 (IMG) Bild: Fensterchen, wohin man auch schaut: Ausblick auf Windows 8.
       
       Windows 8 [1][sieht] [2][gut aus.] Mit der neuen Benutzeroberfläche "Metro"
       erinnert das neue Betriebssystem, das Microsoft soeben im kalifornischen
       Anaheim [3][vorgestellt hat], an das ebenfalls nett gestaltete mobile
       System Windows Phone 7.
       
       Man sieht satte Farben, gut lesbare Schriften und einfach zu bedienende
       Felder, kann sich über flüssige Animationen freuen und merkt, dass das
       Unternehmen etwas Eigenes schaffen wollte - und nichts, was man sich etwa
       bei Googles Android oder Apples iOS abgeschaut hätte.
       
       Microsoft hat sich auch sonst in Sachen "Metro"-Oberfläche einiges
       einfallen lassen. So kann man über sogenannte "Charms" Aktionen auslösen
       und erreicht so mit zwei Fingerstrichen Einstellungen wie Lautstärke oder
       Bildschirmhelligkeit. Statt eines Passworts nutzt Microsoft Gesten: Um sich
       anzumelden, malt man bestimmte Bereiche eines Fotos nach, die man selbst
       festlegen kann.
       
       Trotzdem ist unklar, wie die neue Technik, die in frühestens einem Jahr auf
       die PCs von Endnutzern kommen soll, im Markt ankommen wird. Das hat einen
       zentralen Grund: Windows 8 ist eigentlich kein Windows mehr. "Metro"
       übernimmt, wenn man den "Start"-Knopf betätigt, den ganzen Bildschirm - mit
       neuen "Apps", die auf diesen Vollbildmodus optimiert sind und oft auch in
       jenem reduzierten Look daherkommen, den Microsoft vorgibt.
       
       ## Tablet trifft PC
       
       Diese Oberfläche ist speziell für die neue Generation von Tablet-Rechnern
       optimiert, wie man sie in Form von Apples iPad oder Samsungs Galaxy Tab
       kennt - nur eben jetzt abgestimmt auf PCs mit Intel- und AMD-Prozessoren,
       wie sie unter dem Schreibtisch stehen. Microsoft will die gute, alte
       Windows-Welt mit dem aufstrebenden Tablet-Sektor kombinieren, wo momentan
       enormes Wachstum herrscht.
       
       Das Demogerät, auf dem Windows 8 auf der in Anaheim stattfindenden
       "Build"-Conference lief, ist folgerichtig ein Tablet-PC, eine
       Samsung-Maschine mit 11 Zoll großem Bildschirm. Das Innenleben ist anders
       als bei iPad und Galaxy Tab. Statt stromsparender mobiler ARM-Chips wurde
       ein Standard-PC-Prozessor, ein Core i5 von Intel, verbaut.
       
       Und Windows ist, selbst wenn Microsoft vor allem die "Metro"-Oberfläche
       präsentierte, auch nicht ganz verschwunden: Mit einem Knopfdruck kann man
       zurück in eine Umgebung wechseln, die aussieht wie das altbekannte Windows
       7. Dieser Windows-Desktop selbst sei, so erklären es Microsoft-Manager,
       eine "App": eines von vielen Programmen, die man auf der Tablet-Oberfläche
       aufrufen kann. Immerhin ist es möglich, "Metro"-Anwendungen und den
       Windows-Desktop gleichzeitig zu nutzen. Microsoft bietet spezielle Gesten
       an, die den Bildschirm teilen.
       
       ## Maus fürs Tablet
       
       Als Problem könnte sich herausstellen: Das traditionelle Windows unter
       "Metro" ist nicht für die Fingerbedienung eines Tablets optimiert. Um
       beispielsweise ein Word-Dokument zu editieren und all die kleinen
       Menüpunkte zu treffen, muss man schon einen Stylus-Stift bemühen, mit dem
       das Samsung-Demogerät auch umgehen kann.
       
       Tippen kann man entweder im "Metro"-Modus mittels einer Bildschirmtastatur,
       wie man sie von iPad und Galaxy Tab kennt. Oder - wenn man eine drahtlos
       oder per Kabel angeschlossen hat - mittels Hardware-Tastatur. Selbst eine
       Maus lässt sich nutzen, wenn es denn sein muss.
       
       Auch ist die Hardware noch nicht dort angekommen, wo iPad, Galaxy Tab & Co.
       bereits sind. Der Core-i5-Prozessor im Samsung-Demogerät besitzt einen
       Lüfter, der vernehmlich läuft. Der Systemstart ist langsamer als bei
       "echten" Tablets. Und die Batterielaufzeit kommt an die der
       Konkurrenzgeräte auch noch nicht heran. Das soll sich innerhalb eines
       Jahres ändern: Bis dahin will Intel stromsparende PC-Chips liefern und
       Microsoft Windows 8 für ARM-Prozessoren optimieren, die energieeffizienten
       Herzen von iPad, Galaxy Tab & Co.
       
       Dass Microsoft nicht einfach vom Windows-7-Desktop wegkommt, bleibt auch
       dann bestehen. Der Kontrast zwischen der alten und der neuen Welt ist groß.
       Und da Microsoft die alte Welt nicht verlassen kann, weil sonst Millionen
       Nutzer unzufrieden wären, wirkt die an sich schöne "Metro"-Oberfläche
       derzeit noch wie angehängt. Es wird spannend, wie Microsoft diesen Konflikt
       zu lösen versucht.
       
       15 Sep 2011
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://thisismynext.com/2011/09/13/windows-8-tablet-photos-video-preview/
 (DIR) [2] http://thisismynext.com/2011/09/13/windows-8-tablet-photos-video-preview/
 (DIR) [3] http://www.buildwindows.com/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ben Schwan
       
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