# taz.de -- Gerrymandering: Wenn sich US-Politiker die Wahlkreise zurechtbiegen
       
       > Vor den nächsten Wahlen will US-Präsident Donald Trump die Wahlkreise
       > manipulieren. Manche Demokraten wollen zum gleichen Mittel greifen.
       
 (IMG) Bild: In Texas will Trump die Wahlkreise anpassen, um seinen Sieg zu sichern
       
       Texas taz | Im November 2026 stehen in den USA die nächsten Wahlen an. In
       den sogenannten Midterm-Elections geht es um die Machtverhältnisse im
       US-Kongress. Historisch gesehen schneidet die Partei besser ab, die gerade
       nicht an der Macht ist. Im aktuellen Fall wären diese die Demokraten.
       [1][US-Präsident Donald Trump] und die republikanische Partei wollen dies
       natürlich verhindern und schrecken auch nicht davor zurück, kontroverse
       Methoden anzuwenden.
       
       Trump, der am Dienstag seinen Schottlandaufenthalt beendet, hat deshalb vor
       Kurzem dafür plädiert, die Wahlkreise in republikanisch dominierten
       Bundesstaaten so umzugestalten, dass ein Wahlsieg der eigenen Partei in den
       neugestalteten Wahlkreisen praktisch garantiert wäre. Diese
       [2][Manipulation der Wahlkreise] aus rein politischen Gründen wird in den
       USA als „Gerrymandering“ bezeichnet.
       
       Es ist eine Methode, die in der Vergangenheit sowohl von Demokraten als
       auch Republikanern angewandt wurde. Ein Verlust der republikanischen
       Mehrheit im US-Kongress im nächsten Jahr könnte Trumps Agenda zur Halbzeit
       seiner Amtszeit zum Erliegen bringen.
       
       Der erste Bundesstaat, auf den es Republikaner abgesehen haben, ist Texas.
       Dort hoffen sie, mit einer Neugestaltung der Wahlkreise bis zu fünf
       Kongresssitze hinzuzugewinnen. Sollte die geplante Veränderung der
       Wahlkreise in Texas Erfolg haben und möglichen rechtlichen Klagen
       standhalten, könnte weitere Staaten folgen.
       
       ## Im Nachgang der Katastrophe
       
       „In einigen anderen Bundesstaaten könnten noch drei, vier oder fünf (Sitze)
       hinzukommen. Texas wäre der größte“, sagte Trump kürzlich zu Reportern. Die
       texanische Landesregierung, die nach den [3][verheerenden Überschwemmungen]
       in diesem Monat eine Sondersitzung einberufen hatte, diskutiert derzeit
       über eine mögliche Neugestaltung der Wahlkreise.
       
       Der texanische Gouverneur Greg Abbott hatte das Wahlkreisthema auf die
       Agenda der Sondersitzung gesetzt, nachdem das US-Justizministerium in einem
       Schreiben Bedenken bezüglich vier aktueller Wahlkreise geäußert hatte. Laut
       dem Schreiben seien vier der insgesamt 38 Wahlkreise in Texas nicht
       verfassungskonform. Alle vier Wahlkreise sind in demokratischer Hand.
       
       Normalerweise werden Wahlkreise alle zehn Jahre aufgrund der sich
       verändernden Bevölkerungszahlen neugestaltet. Auf Bundesebene gibt es kein
       Gesetz, das eine vorzeitige Umgestaltung der Wahlkreise auch vor der
       nächsten Volkszählung verbieten würde.
       
       Um dem [4][politischen Gerrymandering allerdings Einhalt] zu gebieten,
       haben mehrere Bundesstaaten den Prozess der Wahlkreisgestaltung in den
       vergangenen Jahren an eine unabhängige Kommission übergeben. Meistens ist
       jedoch die jeweils amtierende Regierung des Bundesstaats für die
       Wahlkreisgestaltung zuständig.
       
       ## Demokraten legen nach
       
       „Wenn man es den Republikanern und Donald Trump erlaubt, unsere Demokratie
       zu betrügen, dann gibt es für uns nirgendwo in diesem Land Hoffnung“, sagte
       der demokratische Landtagsabgeordnete Gene Wu der Texas Tribune.
       
       Die Diskussion über Wahlkreise in Texas hat unter Demokraten für viel
       Gesprächsstoff gesorgt. Geht es nach dem demokratischen [5][Gouverneur
       Gavin Newsom aus Kalifornien], dann sollten Demokraten mit den gleichen
       Mitteln zurückschlagen.
       
       Newsom will deshalb auch in Kalifornien die Wahlkreise neu ziehen. Er
       bezeichnete die jetzige Situation als eine Gefahr für die Demokratie in den
       Vereinigten Staaten. „Alles steht auf dem Spiel, wenn wir nächstes Jahr
       nicht erfolgreich sind und das Repräsentantenhaus zurückerobern“, sagte
       Newsom.
       
       Auch andere Demokraten wie die [6][Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez]
       oder der frühere texanische Abgeordnete Beto O’Rourke zeigen sich dazu
       bereit, Wahlkreise so zu verändern, um politisches Kapital daraus zu
       schlagen. „Demokraten ist es wichtiger, recht zu haben, als an der Macht zu
       sein. Das müssen wir ändern. Wir müssen uns unerbittlich darauf
       konzentrieren, die Macht zu gewinnen“, sagte O’Rourke.
       
       ## „Verabscheuungswürdige“ Vorgehensweise
       
       Andere befürchten, dass ein „Gerrymandering-Wettrüsten“ auch nach hinten
       losgehen könnte. „Ich hasse es“, sagte der kalifornische Abgeordnete Jared
       Huffman, der den Akt des Gerrymandering als „verabscheuungswürdig“
       bezeichnete.
       
       Wie es in der Debatte weitergehen wird, hängt davon ab, ob Texas die
       geplante Neugestaltung seiner Wahlkreise auch wirklich vollziehen wird. Die
       [7][Sondersitzung im texanischen Landtag] darf nicht länger als 30 Tage
       andauern, spätestens Ende August sollte deshalb Klarheit herrschen, wie die
       Wahlkreise in Texas in Zukunft aussehen werden. Danach könnte ein
       Wettrüsten beginnen.
       
       30 Jul 2025
       
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