# taz.de -- Waffenruhe zwischen Israel und Libanon: Luftangriff auf Beirut
       
       > Israels Armee hat erstmals seit Beginn der Waffenruhe ein Gebäude in
       > Libanons Hauptstadt angegriffen. Dabei gilt das Abkommen offiziell immer
       > noch.
       
 (IMG) Bild: Große Symbolkraft: Es ist die erste Bombardierung in der libanesischen Hauptstadt seit fünf Monaten, Beirut 28.3.2025
       
       Beirut taz | Eltern drängen ihre Kinder mit Schulranzen in Richtung Auto,
       auf der Straße stockt der Verkehr, die Fahrenden hupen laut. Ein Video des
       libanesischen Fernsehsenders OTV hält die Aufregung in Hadath, einem
       Stadtviertel im südlichen Beirut, am Freitag Mittag fest.
       
       Der arabische Sprecher des israelischen Militärs hatte auf der Plattform X
       einen Angriff auf ein Haus in dem Viertel angekündigt. Nach mehreren
       Warnschüssen von Drohnen traf die israelische Luftwaffe das evakuierte
       Gebäude in Hadath. Dichter schwarzer Rauch stieg auf, die Explosion war in
       mehreren Stadtteilen zu hören.
       
       Die Aufforderungen zur Evakuierung erinnern die Beiruter Bevölkerung an den
       Krieg zwischen September und November 2024. Damals hatte das israelische
       Militär fast täglich und teilweise mitten in der Nacht solche Warnungen
       online gepostet. Diese bewerten Menschenrechtsanwält*innenals
       ineffektiv und psychologische Kriegsführung.
       
       Die israelische Armee behauptet jetzt, ein Drohnen-Lager der Hisbollah
       getroffen zu haben. Tote oder Verletzte wurden keine gemeldet. Dem Angriff
       vorausgegangen waren am Freitagmorgen zwei Raketen, die aus dem Libanon auf
       Israel abgeschossen worden waren. Eine davon sei laut libanesischen Angaben
       auf libanesischem Territorium, die zweite wurde von Israels
       Verteidigungssystem abgefangen.
       
       ## Drei Raketen
       
       Es war der zweite Raketenbeschuss aus dem Libanon seit dem Beginn der
       Waffenruhe. Am Wochenende waren drei Raketen auf Israel abgefeuert worden.
       Die Hisbollah bestreitet, für die Raketenangriffe verantwortlich zu sein.
       Normalerweise bekennt sich die Miliz zu ihren Angriffen.
       
       Libanesische Analyst*innen vermuten deshalb, dass palästinensische
       Fraktionen im Libanon für den Raketenbeschuss verantwortlich sind. Alles
       deute daraufhin, dass die zwei Raketen nicht von der Hisbollah stammten,
       sagte Libanons Präsident Joseph Aoun. Er traf am Freitag den französischen
       Präsident Emmanuel Macron in Paris. Macron bezeichnete die israelischen
       Angriffe im Libanon als „Verletzung des Waffenstillstands“.
       
       Der israelische Angriff auf Beirut hat eine große Symbolkraft: Es ist die
       erste Bombardierung in der libanesischen Hauptstadt seit fünf Monaten.
       [1][Am 27. November war ein Abkommen über einen Waffenstillstand in Kraft
       getreten – vermittelt von den USA und Frankreich].
       
       Trotz des Waffenstillstandes setzt Israel seine Drohnenangriffe auf
       Wohnhäuser und Autos fort. Zuletzt hatte Israel am Donnerstag auf diese Art
       in Bint Jbeil, dem Bezirk Nabatieh und dem Bezirk Tyre sechs Menschen
       getötet. Fünf davon konnten von libanesischen Journalisten als
       Hisbollah-Mitglieder identifiziert werden. Details zur ihrer genauen
       Position oder Funktion innerhalb der Organisation sind bisher nicht
       bekannt.
       
       ## Noch fünf Posten besetzt
       
       Durch israelische Granaten, Drohnen-Beschuss und Luftangriffe wurden seit
       Beginn des Waffenstillstands mindestens 116 Menschen getötet, berichtet die
       libanesische Zeitung L`Orient-Le Jour. Darunter seien viele Zivilist*innen.
       
       Ende Januar hatte das israelische Militär auf Zivilist*innen
       geschossen, die in ihre damals besetzten Dörfer zurückkehrten. Die
       israelische Armee hält noch fünf Posten im Südlibanon militärisch besetzt
       und hat damit die Frist zum vollständigen Abzug seiner Truppen seit zwei
       Monaten überschritten.
       
       Sie sagt, sie wolle die Hisbollah davon abhalten, weiter aufzurüsten. Diese
       Aufgabe wird jedoch in dem Waffenstillstands-Abkommen dem libanesischen
       Staat gemeinsam mit der UN-Beobachtermission im Libanon (Unifil)
       zugewiesen. Israel behauptet, der libanesische Staat sei nicht in der Lage,
       ein Ende der Präsenz der Hisbollah an der Grenze zu garantieren.
       
       Die Hisbollah wiederum hat erklärt, sie betrachte die derzeitige Periode
       als Test für die Fähigkeit der Regierung, die Besatzung zu beenden.
       Inwieweit die Miliz der Hisbollah entwaffnet wird, ist unklar.
       
       ## Gemeinsamer Grenzschutz
       
       Anfang des Monats kam es zu gegenseitigem Beschuss an der Grenze zwischen
       Syrien und Libanon – wohl aufgrund von Waffen, die über die Grenze in den
       Libanon an die Hisbollah geliefert werden sollten. Am Freitag einigten sich
       die libanesische Regierung und die syrische Übergangsregierung auf einen
       gemeinsamen Grenzschutz.
       
       [2][Die neue libanesische Regierung] bemüht sich darum, das staatliche
       Monopol auf Waffen durchzusetzen. Wie sehr ihr das gelingt, ist fraglich.
       Das libanesische Militär sagt, es habe bereits mehrere Posten der Hisbollah
       eingenommen. Kritiker*innen wenden ein, das Militär sei nicht in der
       Lage, genügend Personal in den Süden zu schicken.
       
       Unifil soll dem libanesischen Staat unter die Arme greifen. Man versuche
       gemeinsam mit dem libanesischen Militär, Straßen freizumachen, Reparaturen
       durchzuführen und Sprengstoff zu beseitigen, erklärte der Leiter der UN-
       Mission Aroldo Lázaro in der vergangene Woche. Er versicherte, dass man
       daran arbeite, Eskalationen zu verhindern und „die staatliche Autorität im
       Südlibanon zu stärken“. Ob das bisher gelinge, sagte er nicht.
       
       28 Mar 2025
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
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       schwenken die Menschen Hisbollah-Fahnen, oben am Himmel donnern israelische
       Kampfjets.