# taz.de -- Proteste in Simbabwe: Präsident schäumt gegen „Schurken“
       
       > Simbabwes Opposition ruft zu landesweiten Protesten auf. Im Vorfeld
       > werden regierungskritische Journalisten und Politiker verhaftet.
       
 (IMG) Bild: Polizeikontrolle in Harare vor den angekündigten regierungskritischen Protesten am 30.07
       
       Harare taz | In Simbabwe droht ein tödlicher Showdown zwischen Staatsmacht
       und Demonstranten. Oppositionelle haben für Freitag zu landesweiten
       Protesten gegen den ökonomischen Niedergang und gegen Korruption
       aufgerufen. „Ich möchte die Organisatoren dieser unseligen Demonstration
       warnen, dass unsere Sicherheitsdienste in höchster Wachsamkeit sein werden,
       um auf ihre Winkelzüge angemessen zu reagieren“, warnte Präsident
       [1][Emmerson Mnangagwa].
       
       Er warf einflussreichen westlichen Ländern vor, mit der Oppositionspartei
       MDC-A (Movement for Democratic Change Alliance) zusammen Simbabwe zu
       destabilisieren. „Diese schurkenhaften Simbabwer unter einer Decke mit
       ausländischen Anhängseln, Unterstützern und Finanzierern wollen ohne
       Zweifel unsere demokratisch gewählte Regierung stürzen.“
       
       Mnangagwa wurde 2017 nach einem Militärputsch gegen den damaligen Herrscher
       [2][Robert Mugabe] Präsident. Kritiker werfen ihm vor, seine damaligen
       Zusagen, die Menschenrechte zu respektieren, nicht einzuhalten. Vergangenes
       Jahr wurden mindestens 12 Menschen getötet, als verarmte Simbabwer [3][auf
       die Straße gingen], nachdem die Treibstoffpreise um 130 Prozent gestiegen
       waren.
       
       Innenminister Kazembe Kazembe hat den neuen Massenprotest für illegal
       erklärt, auch weil er einen Bruch der Coronakontaktbeschränkungen
       darstellen könnte. „Jeder, der diese Warnung ignoriert und sich dem
       geplanten Aufstand anschließt, um die Macht zu ergreifen, wird den vollen
       Zorn des Gesetzes verspüren“, erklärte er.
       
       ## Korruption und Beschaffungsskandal
       
       Jacob Ngarivhume von der kleinen Oppositionspartei TZ (Transform Zimbabwe)
       wurde bereits festgenommen, ebenso Investigativjournalist Hopewell
       Chin’ono. Nach weiteren Regierungskritikern, darunter
       Oppositionsabgeordneten, wird gefahndet.
       
       Chin’ono hatte einen Beschaffungsskandal aufgedeckt, der zur Entlassung und
       Verhaftung von Gesundheitsminister Obadiah Moyo geführt hat. Die Polizei
       drang am frühen Montag in sein Haus ein und nahm ihn mit. Ngarivhume hatte
       vor seiner Festnahme behauptet, Morddrohungen vom gefürchteten Geheimdienst
       CIO erhalten zu haben.
       
       Bei dem Beschaffungsskandal ging es darum, dass Gesundheitsminister Moyo
       ohne Ausschreibung einen Auftrag von 42 Millionen US-Dollar an die Firma
       Drax International für Medikamente, Schutzkleidung und Masken vergeben
       haben soll.
       
       Seine seit 2018 währende Amtszeit war von Seuchenausbrüchen, Ärztestreiks
       und einem allgemeinen Zusammenbruch des Gesundheitswesens geprägt. Er kam
       nach seiner Festnahme zunächst auf Kaution frei und soll an diesem Freitag
       vor Gericht erscheinen.
       
       ## Virus breitet sich rasant aus
       
       Mit 3.092 bestätigten Corona-Infizierten und 53 Covid-19-Toten ist Simbabwe
       noch relativ wenig von der Pandemie betroffen, aber vor einem Monat waren
       es erst 422 Fälle und 7 Tote gewesen. Informationsministerin Monica
       Mutsvanga sagte diese Woche im Anschluss an eine Kabinettssitzung, die
       Regierung sei „sehr besorgt“ über die rasche Ausbreitung, und betonte die
       „dringende Notwendigkeit, die Bemühungen zum Kampf gegen das Virus zu
       steigern“.
       
       Am Mittwoch schloss Simbabwes größte Bank CBZ (Commercial Bank of Zimbabwe)
       zahlreiche Filialen zur Desinfektion und rief ihre Kunden zum Onlinebanking
       auf.
       
       Ebenfalls am Mittwoch verzeichnete Simbabwe mit dem pensionierten
       [4][General Perence Shiri] seinen bisher prominentesten Coronatoten. Der
       einstige Kommandeur der simbabwischen Luftwaffe war ein Strippenzieher des
       Putsches gegen Mugabe 2017 gewesen, der Mnangagwa an die Macht brachte.
       Zuletzt war er Agrarminister – ein strategisch wichtiges Amt in Simbabwe.
       
       Am Montag wurde der 65-Jährige mit Atembeschwerden ins Krankenhaus
       eingeliefert, zwei Tage später war er tot, ebenso sein Fahrer. Präsident
       Mnangagwa lobte Shiri als „wahren Patrioten“.
       
       31 Jul 2020
       
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