# taz.de -- Erfolgreicher Eishockey-Underdog: Pinguins jagen Rekorde
       
       > Am Wochenende setzte sich das Eishockeyteam aus Bremerhaven gegen
       > Ingolstadt durch und qualifizierte sich erstmals direkt für die Playoffs.
       
 (IMG) Bild: Kampf um den Puck – und um den Playoff-Einzug
       
       Hamburg taz | Die Rekordliste der Fischtown Pinguins verlängert sich
       weiter. Mit einem 4:2-Sieg gegen den ERC Ingolstadt am vergangenen Freitag
       hatten sich die Bremerhavener erstmals direkt für das Viertelfinale der
       Playoffs in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) qualifiziert. Das letzte
       Hauptrunden-Spiel bei den Eisbären Berlin am gestrigen Sonntag konnte das
       Team deswegen entspannt angehen. Am Ende war die 3:4-Niederlage zu
       verschmerzen.
       
       Schon in ihrer Premieren-Saison in der höchsten Liga waren sie 2017 über
       die erste Playoffrunde bis ins Viertelfinale gekommen. Das hatte bis dahin
       noch nie ein Aufsteiger geschafft. Seitdem haben sich die Pinguins in jeder
       Saison verbessert – und das obwohl Sie über den mit Abstand kleinsten Etat
       der Liga verfügen.
       
       Trotzdem ist Team-Manager Alfred Prey zurückhaltend. „Für uns ist es ein
       wahnsinniger Erfolg, überhaupt in die Playoffs zu kommen“, sagt das
       Sprachrohr des Vereins. „Uns ist in erster Linie der Erhalt der Klasse
       wichtig und, dass wir unseren Namen in der Liga etablieren können.“
       
       Aber wie ist ein solcher Erfolg überhaupt möglich? Nach jeder Saison in der
       DEL verlieren die Pinguins ihre besten Spieler an zahlungskräftigere
       Vereine. Jede Saison verpflichten sie neue Spieler, die sich in der Liga
       noch keinen Namen gemacht haben. Trotzdem spielen sie in jeder Saison um
       die Playoffs mit.
       
       ## Karrieresprungbrett Bremerhaven
       
       „Wir brauchen Spieler, die sich mit der Philosophie des Vereins und der
       Stadt identifizieren können“, sagt Prey. „Charakterspieler mit Herz, die
       bereit sind, hart zu arbeiten.“ Nur wenn ein Spieler diese Kriterien
       erfülle, würden ihn die Fans akzeptieren. Viele Spieler sähen den Verein
       als Karrieresprungbrett. „Es ist zum Teil ein Fluch, gute Spieler zu
       verlieren, es ist aber auch Reklame für den Standort.“
       
       Diese Reklame nutzen die Fischtown Pinguins, um neue Talente, überwiegend
       aus Europa, anzulocken. Diese Spieler dann zu einem funktionierenden Team
       zu machen, ist Aufgabe des Trainerstabs. Trainer Thomas Popiesch ist seit
       fünf Jahren bei den Pinguins. Er ist mit dem Team in die DEL aufgestiegen.
       Auch Kapitän Mike Moore ist auch schon vier Jahre dabei, er ist der Anker
       auf dem Eis. „Wenn die Jungs sich alle verstehen, können Sie Berge
       versetzen“, sagt Alfred Prey.
       
       23 Spieler muss ein Team für eine Erstliga-Lizenz haben. Während große
       Vereine wie der EHC München einen Kader mit über 30 Spielern haben, sind es
       bei den Pinguins nur 24. Auch dadurch bekommen Talente Gelegenheit, ihr
       Können unter Beweis zu stellen.
       
       Der Grund dafür ist der kleine Etat von circa 4,5 Millionen Euro – laut
       Prey nur ein Drittel von dem, was andere Vereine zur Verfügung haben. Der
       Etat setzt sich, neben den Zuschauereinnahmen, aus Beiträgen von knapp 200
       Sponsoren zusammen, meist regionale Firmen, vom Malermeister bis zum
       börsennotierten Unternehmen. Die Zahlungen fangen bei 1.500 Euro an. Was
       der höchste Betrag ist, will Prey nicht verraten, es bleibe allerdings „im
       Rahmen“.
       
       „Die Region identifiziert sich mit dem Verein“, meint Alfred Prey. Das sei
       auch an den Kartenverkäufen abzulesen: 4.425 Plätze fasst die Bremerhavener
       Eis-Arena. Über 3.000 Saisonkarten sind verkauft. Insgesamt würden im
       Schnitt 96 Prozent der Karten verkauft.
       
       Die direkte Qualifikation für das Viertelfinale ist für die Pinguins
       sportlich ein riesiger Erfolg. Wirtschaftlich gewinnbringend sind die
       Playoffs allerdings nicht, da die Saisonkarte auch für alle Heimspiele in
       den Playoffs gelten. „Jeder Verein in der Liga verkauft die Playoff-Spiele
       separat“, sagt Prey. Die Pinguins tun dies bislang nicht. In der nächsten
       Saison wird die Saisonkarte nur noch die ersten zwei Playoff-Spiele
       einschließen. Auch die Ticketpreise sollen moderat steigen.
       
       8 Mar 2020
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Nathalie Haut
       
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