# taz.de -- Auftakt in der Champions League: Neue Show im Millionenzirkus
       
       > Paris Saint-Germain präsentiert sich vor dem Spiel gegen Dortmund
       > runderneuert. Der Katar-Klub hat wieder mal mehr ausgegeben als alle
       > anderen.
       
 (IMG) Bild: Seltene Konstante: Stürmer Kylian Mbappé zeigt die Faust
       
       Den ersten Titel hat Paris Saint-Germain schon im Sommer gewonnen. Kein
       anderer Champions-League-Verein gab mehr Geld für Transfers aus als die aus
       Katar alimentierten Franzosen. Wo es mit der eigentlichen Trophäe immer
       noch nicht geklappt hat, sind die Verhältnisse also insofern stabil, wenn
       es heute zum Auftakt gegen Borussia Dortmund wieder mit dem Klubschlachtruf
       heißt: Ici c’est Paris.
       
       Ansonsten aber ist über die letzten Monate [1][kaum ein Stein auf dem
       anderen geblieben] im Prestigezirkus am Prinzenpark. Der Trubel begann
       [2][mit dem Abgang von Lionel Messi]. Bald folgte die Eröffnung der
       nächsten Staffel in der Wechselsoap um Kylian Mbappé. Dann wurde mit dem
       spanischen Ex-Nationaltrainer Luis Enrique anstelle des biederen Christophe
       Galtier ein neuer Dompteur präsentiert.
       
       Es folgten viel neues Personal und das Aus für den Vorzeigeartisten Neymar.
       Mit dem Erwerb des Brasilianers für die bis heute gültige Rekordsumme von
       222 Millionen Euro zündete 2017 die Turbostufe im Angriff auf die globale
       Entertainmenthoheit. Seine Exilierung zu Al-Hilal nach Saudi-Arabien
       versinnbildlicht nun das Ende einer sportlich gescheiterten Epoche.
       
       Denn im Ergebnis dieses Sommers steht ein harter Schnitt. Aus der
       2017er-Truppe ist neben Abwehrchef Marquinhos so weit nur noch Mbappé
       übrig, der nach zwischenzeitlichem Ausschluss vom Team dann doch wieder
       begnadigt wurde. Ihm wurden allein sechs neue Angreifer dazu spendiert,
       darunter die Landsleute Randal Kolo Muani aus Frankfurt (95 Millionen Euro)
       und Ousmane Dembélé aus Barcelona (50 Millionen). Die Abwehr verstärkt mit
       Lucas Hernández (FC Bayern, 45 Millionen) ein weiterer WM-Finalist, im
       Mittelfeld heißt der Königstransfer Manuel Ugarte, ein grimmiger Abräumer
       aus Uruguay, der für 60 Millionen von Sporting Lissabon kam.
       
       ## Sauteurer Spaß
       
       350 Millionen Euro kostete der ganze Spaß, doch der ist seit dem ersten
       Anpfiff schon wieder vorbei. Acht Punkte gab es nur aus fünf Ligaspielen.
       Sieben von bisher zehn Toren schoss Mbappé, obwohl er in der ersten Partie
       noch suspendiert war und in der zweiten nur eingewechselt wurde. Zumal das
       Umfeld angesichts der weiteren Rivalen Newcastle United und AC Mailand eine
       veritable „Todesgruppe“ konstatiert, steht man gegen Dortmund also schon
       unter Druck.
       
       Da kann der Klub noch so viel davon reden, ein echtes „Projekt“ aufzubauen
       mit einer klaren „Identität“, wie sie der Offensiv-, Pressing– und
       4-3-3-Fanatiker Luis Enrique schon früher beim FC Barcelona verkörperte und
       auch am Montag wieder versprach: „Wir werden guten Fußball spielen, da bin
       ich ganz sicher.“ Doch wenn die Resultate fehlen, weht schnell Nervosität
       über den Prinzenpark. Das Team müsse einfach noch seine Konzepte
       verinnerlichen, beschwichtigt Enrique.
       
       In der Führungsetage wird derweil bei den Finanzen gepuzzelt. An sich
       dürfte für einen Klub, der laut Ligue-1-Aufsicht DNCG allein in der Saison
       2021/22 ein Defizit von 368 Millionen Euro akkumulierte, auf dem
       Transfermarkt ja wenig gehen. Doch die Ligue 1 sanktioniert nur, wenn sie
       Liquiditätsprobleme sieht, und das ist angesichts des Katarer Reichtums
       nicht gegeben. In der Uefa wiederum hat PSG-Chef Nasser Al-Khelaifi,
       zugleich Chef der europäischen Klubvereinigung ECA, über die Jahre so
       geschickt seinen Einfluss ausgebaut, dass man immer mit Geldstrafen
       davongekommen ist.
       
       Die jüngste Offensive wird nun einerseits durch übliche Tricks abgefedert:
       so wurde der portugiesische Nationalstürmer Gonçalo Ramos von Benfica
       Lissabon formell nur ausgeliehen, erst nächsten Sommer greift eine
       Kaufverpflichtung über 65 Millionen Euro. Sonst stünde der PSG gar bei 415
       Millionen Gesamtausgaben. Andererseits konnten teure Restbestände nach –
       welch Zufall – Katar verhökert werden. Für Marco Verratti und Abdou Diallo
       zahlte Al-Arabi zusammen 60 Millionen Euro, der deutsche Ex-Internationale
       Julian Draxler soll für 20 Millionen zu Al-Ahli gehen.
       
       Katar rettet Katar, das größte Defizit und doch die meisten Ausgaben: Der
       PSG spielt die Rolle des Bösewichts mit Verve, das muss man ihm schon
       lassen. Ici c’est Paris.
       
       19 Sep 2023
       
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