# taz.de -- Dennis, 39, Bremen
       
       Ich lebe seit einem halben Jahr auf der Straße. Davor hatte ich eine Zeit
       lang eine Wohnung, aber davor hab ich auch schon auf der Straße gelebt.
       Noch haben wir ja Glück mit dem Wetter, aber wenn es kälter wird, weiß ich
       noch nicht genau, was ich mache. Wärme finde ich eigentlich gar nicht so
       wichtig. Na ja, nachts packe ich mich eben in mehrere Schlafsäcke ein. Und
       ich habe ein Wurfzelt, da schlafe ich mit meiner Freundin Jacky und Mütze,
       unserer Hündin. Das Zelt verstecken wir immer irgendwo im Gebüsch. Man muss
       echt aufpassen, mir wurde schon einmal ein Zelt geklaut.
       
       Wir schlafen an ganz unterschiedlichen Ecken, aber wir suchen uns immer
       ruhige Orte mit möglichst wenig Menschen. Das ist sicherer, gerade für
       Jacky als Frau. Irgendwo außerhalb eben. Stress gehen wir eigentlich immer
       aus dem Weg. Vielleicht habe ich deshalb bisher keine Gewalt erlebt. Manche
       suchen den Stress ja richtig.
       
       Im Moment habe ich kein Handy. Aber Internet gibt’s ja eigentlich überall.
       Wenn ich ein Handy habe, dann gehe ich immer in die Stadtbibliothek oder zu
       Rewe oder so fürs WLAN. Warmes Essen bekomme ich von den Suppenengeln, im
       Café Papagei oder beim Bremer Treff. Das kostet halt ein bisschen, es lohnt
       sich aber. Es ist wichtig, regelmäßig was Warmes zu essen. Dort trifft man
       auch immer andere Menschen. In der Oase kann man heiß duschen und Kleidung
       waschen. Das kostet nichts. Ich nehme eigentlich nie die Bahn, laufe immer
       oder fahre Rad. Die Kälte ist scheiße, aber ich mache mir keine Sorgen. Ich
       habe eigentlich alles, was ich brauche. Amanda Böhm
       
       15 Nov 2025
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Amanda Böhm
       
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