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## Der Überlebenswille der Geranie
„Sag mir, wo die Blumen sind, wo sind sie geblieben?“ Marlene Dietrich sang
einst jenes anrührende Antikriegslied, auf Englisch „Where Have All the
Flowers Gone“, 1955 von dem Singer-Songwriter Pete Seeger geschrieben. Der
Folksong wurde von Max Colpet ins Deutsche übertragen, die Dietrich machte
ihn ab 1962 weltberühmt. Was das alles mit unserer kleinen, aber feinen und
bald noch digitaleren taz zu tun hat, fragen Sie sich gerade beim Lesen?
Sag mir, wo die Blumen sind – und ich sage dir und Ihnen, verehrte
Leserschaft: Wir haben eine Menge an Blumigem, eine Menge an Botanik im
mittlerweile auch schon wieder sieben Jahre alten taz Gebäude am südlichen
Ende der langen Berliner Friedrichstraße mitten in Berlin-Kreuzberg zu
stehen (Achtung: „zu stehen“ ist, falls Sie es noch nicht wussten, Berliner
Slang, doch das nur am recht unerheblichen Rande).
Da wären zum Beispiel – jenseits von vertrockneten und nicht vertrockneten,
ja blühenden Orchideen – vergessene, sprich nicht gewässerte
Usambaraveilchen auf diesem oder jenem unserer sechs Stockwerke. Da wäre
außerdem mein absoluter Top(f)blumenfavorit im vierten Stock. Gen Westen
zur Straße blickend, steht dort ein geflochtenes Strohkörbchen auf dem
bodentiefen Fensterbrett der Tee- und Kaffeeküche. Inhalt des Körbchens:
eine Geranie mit einem derartigen Überlebenswillen, wie ihn noch kein
Gartencenter und kein Bürogebäude gesehen hat. Egal ob gegossen oder nicht
– fast immer ist sie mit einer, wenn nicht zwei Blüten geschmückt. Farbe?
Natürlich tazrot!
Harriet Wolff
17 Sep 2025
## AUTOREN
(DIR) Harriet Wolff
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