# taz.de -- Meduza-Auswahl 14. – 20. August: 4.000 Tonnen Munition in nur einem Monat
       
       > Die Online-Zeitung Meduza analysiert geleakte Daten zum Transport von
       > Munition aus Iran nach Russland. Der Sprengstoff wird wohl im
       > Ukraine-Krieg eingesetzt.
       
 (IMG) Bild: Saporischja, Ukraine, 18. Augugst: Feuerwehrleute am Ort eines russischen Raketenangriffs
       
       Das [1][russisch]- und [2][englischsprachige] Portal Meduza zählt zu den
       wichtigsten unabhängigen russischen Medien. [3][Im Januar 2023 wurde Meduza
       in Russland komplett verboten]. Doch Meduza erhebt weiterhin seine Stimme
       gegen den Krieg – aus dem Exil. Die taz präsentiert seit 1. März 2023 unter
       taz.de/meduza immer mittwochs in einer wöchentlichen Auswahl, worüber
       Meduza aktuell berichtet. Das Projekt wird von der [4][taz Panter Stiftung]
       gefördert. 
       
       In der Zeit vom 14. – 20. August 2025 berichtete Meduza unter anderem über
       folgende Themen: 
       
       ## Wie eine „Gefahr aus dem Baltikum“ konstruiert wird
       
       Die Zeitschrift des russischen Außenministeriums zu internationaler Politik
       veröffentlichte kürzlich einen Artikel, in dem Moskau aufgefordert wird,
       die Ostsee als „potentielles Schauplatz militärischer Operationen“ zu
       betrachten. Das monatlich erscheinende Magazin, dessen Redaktion von
       Außenminister Sergej Lawrow beaufsichtigt wird, veröffentlicht Essays zu
       internationaler Politik, Diplomatie und globaler Sicherheit. [5][Meduza
       fasst die kühnsten Theorien des Textes über die drohende „Baltische Gefahr“
       auf Englisch zusammen.]
       
       In dem Text „The Baltics: Guarantees of Danger“ behauptet der Autor Nikolai
       Mezhevich, dass Russlands „Gegner“ in den baltischen Staaten (Estland,
       Lettland und Litauen) und Nordeuropa (insbesondere Finnland) eine
       sogenannte „Grauzone“ bildeten. Mezhevich, leitender wissenschaftlicher
       Mitarbeiter am Institut für Europa der Russischen Akademie der
       Wissenschaften, schreibt regelmäßig über die Außenpolitik der baltischen
       Staaten und die militärischen Aktivitäten der NATO in der Region. Er tritt
       häufig in russischen Medien auf, wo er vor angeblichen Verschwörungen
       Polens, Lettlands, Estlands und Litauens gegen Minsk, Moskau und ethnische
       Russen warnt.
       
       ## Rekordpreise für Benzin in Russland
       
       Die Großhandelspreise für Benzin in Russland erreichen historische
       Rekordhöhen. Nach Abschluss der Handelsgeschäfte an der St. Petersburger
       Rohstoffbörse am 18. August stieg der Preis für Ai-92 nach dem nationalen
       Index um 1,33 Prozent auf 71.516 Tausend Rubel pro Tonne, Ai-95 um 2,19
       Prozent auf 80.43 Tausend. [6][Meduza berichtet auf Russisch.]
       
       Die „Treibstoffinflation“ ist eine direkte Folge des russischen Krieges in
       der Ukraine. Drohnen der ukrainischen Streitkräfte greifen regelmäßig
       Ölraffinerien in Russland an, wodurch diese teilweise oder vollständig
       vorübergehend außer Betrieb gesetzt werden.
       
       Quellen der Nachrichtenagentur Reuters schlossen nicht aus, dass es im
       August und September in Russland zu einem physischen Benzinmangel kommen
       könnte und sich das Szenario der Kraftstoffkrisen von 2021 und 2023
       wiederholen wird. Dies könnte insbesondere zum Bankrott kleinerer
       Marktteilnehmer führen. Was könnte Moskau im Falle eines weiteren
       Preisanstiegs tun? Sie könnten beispielsweise den Export in befreundete
       Länder verbieten – was jedoch eine Verschlechterung der Beziehungen zu den
       Partnern riskiert.
       
       ## Wieviel Munition Iran an Russland liefert
       
       Der Iran könnte in nur einem Monat des Jahres 2024 mehr als viertausend
       Tonnen Munition nach Russland geliefert haben. Diese Schlussfolgerung lässt
       sich aus Transportdaten ziehen, die die gemeinnützige Organisation C4ADS,
       die sich mit Fragen der globalen Sicherheit befasst, von einer anonymen
       Quelle aus dem Transport- und Logistikbereich erhalten hat.
       
       Die von C4ADS bereitgestellten [7][und von Meduza auf Russisch analysierten
       Daten] enthalten Informationen über staatliche Containertransporte per Bahn
       vom 1. bis 28. November 2024. Diesen Daten zufolge hat die Russische
       Eisenbahn in diesem Zeitraum bis zu 4.610 Tonnen „Sprengstoffe“ vom
       Seehafen im Dorf Olya in der Region Astrachan zu zwei Militärobjekten nahe
       der Grenze zur Ukraine transportiert.
       
       Der Hafen von Olya ist ein wichtiger Knotenpunkt des Transportkorridors
       zwischen Russland und dem Iran. Über ihn handeln die Länder mit Getreide,
       Lammfleisch und, wie Bloomberg schreibt, mit Waffen. Die Zeitung fand
       heraus, dass mehr als ein Viertel der iranischen Waffenlieferungen nach
       Moskau vom Geschäftsmann Hossein Shamkhani, einem Ölmagnaten und Sohn von
       Ali Shamkhani, dem Berater von Ayatollah Khamenei, bereitgestellt werden.
       
       ## Wie Russland von Whatsapp zu „Max“ wechseln soll
       
       Die Sperrung von Anrufen über WhatsApp und Telegram wird von vielen als
       Vorbereitung für die vollständige Umstellung auf den Messenger „Max“ von VK
       angesehen. Bald soll er zum nationalen Messenger des Landes werden. Und
       bereits jetzt fordern staatliche Einrichtungen in ganz Russland die
       Umstellung auf die einheimische App. Dies betrifft eine Vielzahl von Chats,
       etwa Haus- und Nachbarschafts- als auch Schul- oder lokale
       Behörden-Chat-Gruppen.
       
       Allerdings befindet sich Max noch in der „Testphase“ – die vollständige
       Einführung ist für Herbst geplant. Dennoch haben viele regierungsnahe
       Blogger bereits begonnen, für Max zu werben. [8][Meduza hat den neuen
       Messenger getestet – und schreibt auf Russisch über die Erfahrungen.]
       
       Es gibt zwar keine Probleme mit der Verbindungsqualität, aber der
       Korrespondent von Meduza konnte den Anruf mit aktiviertem VPN nicht
       annehmen – wahrscheinlich blockiert der Messenger diese Funktion. Eine
       weitere Besonderheit von Max ist, dass man keine negativen Reaktionen auf
       Beiträge und Nachrichten posten kann. Dafür gibt es viele positive
       Reaktionen: vom Daumen hoch und Feuerchen bis hin zu Herzchen und Applaus.
       
       20 Aug 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://meduza.io
 (DIR) [2] https://meduza.io/en
 (DIR) [3] /Russische-Medien-im-Exil/!5911767
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 (DIR) [5] https://meduza.io/en/feature/2025/08/20/northern-exposure
 (DIR) [6] https://meduza.io/cards/stoimost-benzina-v-rossii-biet-rekordy-pochemu-toplivo-tak-silno-rastet-v-tsene
 (DIR) [7] https://meduza.io/feature/2025/08/18/sergey-lavrov-nazyvaet-novosti-o-postavkah-iranskih-vooruzheniy-v-rossiyu-nebylitsami-meduza-publikuet-svidetelstva-togo-chto-moskva-zakupaet-oruzhie-u-tegerana
 (DIR) [8] https://meduza.io/feature/2025/08/18/meduza-protestirovala-messendzher-max-v-nem-pochti-nichego-ne-rabotaet-i-nelzya-stavit-negativnye-emodzi
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Tigran Petrosyan
       
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