# taz.de -- Die Wahrheit: Verteidigt Grönland!
       
       > Im Spanischen Bürgerkrieg kämpften Internationale Brigaden gegen Franco.
       > Jetzt braucht es Brigaden zur Unterstützung Grönlands gegen Trump.
       
       Zurück aus einem Finnland mit Rekordtemperaturen. Das Land ist mein
       absoluter Blutdrucksenker. Ich hielt mich nur zehn Kilometer von der
       russischen Grenze entfernt auf, und trotzdem war ich dort die Ruhe selbst.
       Das lag vielleicht auch daran, dass ich auf Finnisch die Nachrichten nicht
       verstehe. Alle Worte vor und hinter dem Namen „Trump“ kann ich nicht
       entschlüsseln.
       
       Aber nun zurück? Die Welt ist mir zu aufgeregt, und warm ist mir auch noch!
       Da ist ein Widerspruch, denn eigentlich friert es mich beim Anblick der
       Welt, aber ich schwitze. Immer wenn bei uns die Temperaturen steigen,
       versuche ich mich auf besondere Art abzukühlen. Ich lese dann vom Eis. Das
       lenkt auch ab.
       
       Ich habe ungefähr drei Regalmeter Arktis-Literatur. Ich bin fasziniert vom
       Norden. Das begann mit den Romanen von Jack London, später las ich über die
       dramatisch gescheiterte Reise von John Franklin in die Arktis, vielfach
       beschrieben unter anderem in „Die Entdeckung der Langsamkeit“ von Stan
       Nadolny und in „Terror“ von Dan Simmons.
       
       Ich schaue bei Sommerhitze meine Fotos aus kalten Gegenden durch. Ich habe
       die kanadische Arktis bereist, wanderte auf Baffin Island und stand im
       Cumberland Sund auf einer Eisscholle, als ein Wal vorbeizog! Die Arktis und
       überhaupt alle nördlich des Polarkreises gelegenen Gebiete sind für mich
       die faszinierendsten Regionen der Erde. Und die gefährdetsten.
       
       Ich war zweimal auf Grönland. Im Abstand von 25 Jahren. Und habe dort den
       Klimawandel gesehen, den extremen Rückgang des Eises und der Gletscher. Und
       Donald Trump will ausgerechnet diese Insel annektieren? Das wäre nichts
       anderes als Russlands Überfall auf die Ukraine. Trump will Zugang zu den
       Bodenschätzen. Die Arktis wird zum Spielball der Supermächte. 2007 schon
       setzte Russland seine Fahne genau 4.261 Meter entfernt vom geografischen
       Nordpol.
       
       Über seine Annexionspläne sagte Trump zum Nato-Generalsekretär: „Nun, ich
       denke, es wird passieren.“ Zum Glück ist der US-Präsident gerade abgelenkt,
       weil er den Friedensnobelpreis bekommen will. Der Mann ist aber auch sonst
       ständig überhitzt. Man wünschte ihm ein tägliches Eisbad.
       
       Die Weltfragen prasseln auf uns herab wie das Wasser vom tauenden
       Gletscher: Kriegt Trump wirklich den Preis? Soll die Bundeswehr in der
       Ukraine stationiert werden? War das mit dem Pazifismus nur eine naive Idee
       der Boomer-Generation? Müssen wir unsere Verweigerungen widerrufen?
       
       Im Spanischen Bürgerkrieg kämpften Internationale Brigaden gegen Francos
       Faschismus. Wir brauchen jetzt Brigaden zur Verteidigung Grönlands. Das ist
       für uns Boomer das Ende der Rente. Wir müssen uns in Fitnessstudios und
       Schützenvereinen fit machen für den bewaffneten Kampf in der Arktis. Es
       muss sich doch gelohnt haben, mehrmals „Rambo“ gesehen zu haben. Und als
       mentale Vorbereitung auf die Arktis lese ich jedenfalls wieder Nadolny.
       
       2 Sep 2025
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bernd Gieseking
       
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