# taz.de -- Künstliche Intelligenz in der Wirtschaft: „KI verbraucht wahnsinnig viel Energie“
       
       > Künstliche Intelligenz verändert auch Unternehmen. Was das aus der
       > Perspektive der Nachhaltigkeit bedeutet, erklärt Barbara Engels.
       
 (IMG) Bild: Soll künftig einen KI-basierten Ticketverkauf anbieten: digitale Assistenz „Kiana“ der Deutschen Bahn
       
       taz: Frau Engels, wie passen KI und Nachhaltigkeit zusammen? 
       
       Barbara Engels: KI und Nachhaltigkeit passen zusammen, weil KI genau das
       kann, was wir für Nachhaltigkeit brauchen: Sie reduziert Verschwendung –
       von Energie, Rohstoffen, Zeit – und macht Prozesse effizienter, als es
       Menschen allein je könnten.
       
       taz: OpenAI verbraucht täglich die Energie von fünf Kleinstädten. Ist das
       noch nachhaltig? 
       
       Engels: KI verbraucht wahnsinnig viel Energie, das dürfen wir nicht
       kleinhoffen. Aber sie liefert auch mehr Vorteile als bisherige Werkzeuge.
       Wir müssen uns also das Verhältnis von Energie und Leistung anschauen. Es
       ist wichtig, dass wir bei der Betreibung von Rechenzentren auf erneuerbare
       Energien setzen. Denn der Bedarf an Strom wird weiter steigen.
       
       taz: Wie würde der Energieverbrauch steigen, wenn Unternehmen verstärkt auf
       KI setzten? 
       
       Engels: Das ist schwierig zu berechnen. KI braucht selbst Energie, hilft
       aber Unternehmen auch dabei, Energie einzusparen und ressourcenschonende
       Entscheidungen zu treffen. Die Klimatisierung eines Gebäudes kann so
       effizienter gestaltet werden. Ohne KI gäbe es diese Datenübersicht und
       Entscheidungsintelligenz gar nicht.
       
       taz: Gibt es dazu schon Hochrechnungen oder Rechenmodelle?
       
       Engels: Es gibt Studien, die den globalen Energieaufwand durch
       KI-Rechenzentren prognostizieren. Verlässliche, unternehmensspezifische
       Durchschnittswerte kenne ich jedoch nicht. Hier fehlt es an Transparenz und
       standardisierter Datenerfassung.
       
       taz: Welche Chancen bieten sich durch KI für die Wirtschaft? 
       
       Engels: KI hilft Unternehmen, Prozesse zu automatisieren, neue
       Geschäftsmodelle zu entwickeln und Innovationen schneller auf den Markt zu
       bringen. Sie spart nicht nur Kosten, sondern auch Ressourcen. Richtig
       eingesetzt kann KI Wachstum und Nachhaltigkeit zugleich fördern.
       
       taz: Gefährdet KI Arbeitsplätze? 
       
       Engels: Fast alle Berufe werden sich verändern. Das bedeutet aber nicht,
       dass Arbeitsplätze verschwinden. Durch den Fortschritt, den KI ermöglicht,
       durch Produktivität und Innovation, ist der Effekt eher, dass in Summe mehr
       Arbeitsplätze entstehen.
       
       taz: Welche Arbeitsplätze werden im Dienstleistungssektor geschaffen? 
       
       Engels: Die Jobprofile verändern sich auch dort. Studien zeigen: In immer
       mehr Stellenanzeigen werden KI-Kompetenzen gefordert. Dabei werden vor
       allem hochqualifizierte KI-Entwickler*innen und Datenexpert*innen
       gesucht. Und natürlich brauchen Unternehmen auch Personen, die
       Anwendungskompetenzen haben und beispielsweise die KI in Geschäftsprozesse
       einbinden oder vernünftige Prompts für Chatbots schreiben können.
       
       taz: Wie können Unternehmen durch Chatbots effizienter werden? 
       
       Engels: [1][Chatbots sind wie digitale Assistenten:] Sie beantworten
       Routinefragen, füllen Formulare aus und sortieren Anfragen vor. So sparen
       Unternehmen Zeit und Kosten – vorausgesetzt, die Chatbots werden richtig
       angeleitet.
       
       taz: Kann KI auch in Verwaltungsprozesse einbezogen werden? 
       
       Engels: Ja, auch Verwaltungsprozesse lassen sich mit KI effizienter machen
       – ob bei Rechnungen, im Personalwesen oder im Dokumentenmanagement. KI
       erkennt Muster und übernimmt Routine, damit Menschen sich auf die wichtigen
       Entscheidungen konzentrieren können. [2][Aber wie jedes Werkzeug muss sie
       richtig eingesetzt werden:] Ein Hammer ist perfekt, um einen Nagel
       einzuschlagen, aber untauglich zum Schnitzen – so ist es auch mit KI.
       
       taz: Der Vormarsch der KI lässt sich also trotz bestehender Ängste
       nachhaltig gestalten? 
       
       Engels: Unbedingt. KI ist per se kein Jobkiller und auch per se kein
       Stromfresser, sondern ein Hebel. Mit erneuerbarer Energien, KI-Kompetenzen
       auf allen Ebenen und klaren Leitplanken können wir von den Ängsten
       wegkommen, KI gestalten und sie vorrangig als Lösung begreifen und nicht
       als Problem.
       
       20 Aug 2025
       
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