# taz.de -- Anschlag auf Wohnprojekt in Cottbus: Mutmaßlich rechtsextremer Brandanschlag auf linkes Zentrum
       
       > In Cottbus wurde ein Hausprojekt mit Fackeln attackiert, zum zweiten Mal
       > in diesem Jahr. Angreifer sollen sich als „Adolf Hitler Hooligans“
       > bezeichnet haben.
       
 (IMG) Bild: Bunt statt grau: Die Fassade des Wohnprojekts „Zelle 79“ in Cottbus
       
       Cottbus dpa/taz | Ein alternatives Wohnprojekt in Cottbus ist Ziel eines
       mutmaßlich rechtsextremen Angriffs geworden. Vermummte griffen das Gebäude
       in der Nacht zu Samstag mit Böllern und Fackeln an. Laut Polizei sollen sie
       verfassungsfeindliche Parolen gerufen haben.
       
       Die Betroffenen des „Hausprojekts Zelle 79“ sprachen von einem versuchten
       Brandanschlag Rechtsextremer. Der für politisch motivierte Straftaten
       zuständige Staatsschutz ermittelt. Die Täter sind laut Polizei bislang noch
       unbekannt. In den vergangenen Monaten kam es wiederholt zu Angriffen auf
       Einrichtungen der linken Szene und auf Jugendclubs in Südbrandenburg.
       Cottbus gilt seit Jahren [1][als ein Hotspot der rechten Szene].
       
       ## Angreifer sollen sich als „Adolf Hitler Hooligans“ bezeichnet haben
       
       Eine Bewohnerin des Hauses schilderte in der Mitteilung vom Samstag, sie
       sei von Böllern wach geworden, überall seien Rauch und rote Flammen
       gewesen. Weiter berichtete das Wohnprojekt, die Angreifer hätten versucht,
       die Haustür aufzubrechen. Es seien fünf pyrotechnische Fackeln in den
       Hinterhof und auf das Gebäude geworfen worden. Einer dieser Brandsätze habe
       einen lokalen Brand im Hinterhof erzeugt, welcher gelöscht werden konnte.
       Auch ein Stein sei in Richtung eines geöffneten Fensters geworfen worden.
       
       Die Angreifer hätten Parolen wie „Wir sind die Gang, Adolf Hitler
       Hooligans!“ gerufen, [2][berichten die Hausbewohner:innen].
       
       [3][Die Polizei bestätigte], dass die Eingangtür und die Fassade des Hauses
       beschädigt wurden.
       
       ## Linkes Projekt ging aus einer Hausbesetzung hervor
       
       Das „Hausprojekt Zelle 79“ bezeichnet sich als „Freiraum für alternative
       (Jugend-)Kultur, Bildung und selbstverwaltetes Wohnen in Cottbus“. Es gilt
       als wichtiger Anlaufpunkt für die antifaschistische, feministische und die
       Klimagerechtigkeitsbewegung in Brandenburg. [4][Das Projekt existiert seit
       den 1990er Jahren.] Nach einer Besetzung 1998 war der Gruppe das heute
       genutzte Gebäude an der Parzellenstraße 1999 als Ersatz angeboten worden.
       2018 wurde es zusammen mit dem [5][Mietshäusersyndikat] gekauft.
       
       Die fünf Angreifer in Cottbus sollen dunkel gekleidet und teils vermummt
       gewesen sein, wie die Polizeidirektion Süd am Samstagnachmittag mitteilte.
       Bewohner des Hauses schilderten in einer eigenen Mitteilung, die Täter
       hätten Sturmhauben getragen.
       
       Sie sollen auch Teile einer Baustelle genutzt haben, um die Tür des
       Gebäudes zu beschädigen, sagte ein Sprecher der Polizei. Es werde geprüft,
       ob sie wirklich in das Haus eindringen wollten. Die Polizei ermittelt wegen
       Landfriedensbruch. Kriminaltechniker sicherten Spuren. Es gibt aus der
       Nacht auch eine Videoaufnahme, die die Polizei laut eines Sprechers noch
       sichten will.
       
       Das „Hausprojekt Zelle 79“ in Cottbus soll [6][nach eigenen Angaben auch
       schon Ende März einmal angegriffen] von Rechten worden sein. Damals sei das
       Haus in einer Nacht gleich zweimal mit Steinen beworfen worden. Vermummte
       hätten einschlägige Parolen gerufen.
       
       ## Ermittlungen zu mehreren Fällen rechtsextremer Gewalt
       
       Erst vor wenigen Tagen [7][ging der Generalbundesanwalt gegen junge
       mutmaßliche Rechtsextremisten im südbrandenburgischen Landkreis
       Oberspreewald-Lausitz und in anderen Bundesländern vor]. Im Oktober 2024
       wurde nachts [8][ein Kulturhaus im Altdöbern in Brand gesetzt], in
       Senftenberg wurde ein Brandanschlag auf eine Asylunterkunft geplant.
       
       Die Sprecherin der „Initiative Sichere Orte Südbrandenburg“, Ricarda Budke,
       sagte laut Mitteilung: „Es handelt sich um einen gezielten
       Einschüchterungsversuch durch organisierte rechte Strukturen. Das war kein
       jugendlicher Übermut – das war ein koordinierter Angriff mit politischer
       Botschaft.“
       
       Nach dem Angriff will der Cottbuser Oberbürgermeister Tobias Schick (SPD)
       darüber beraten, wie solche Einrichtungen besser geschützt werden können.
       Das sagte ein Sprecher der Stadt der Deutschen Presse-Agentur. Schick sei
       mit der Polizei und Betroffenen in dem „Hausprojekt Zelle 79“ in Kontakt.
       Er wolle Beteiligte gemeinsam an einen Tisch holen, so sein Sprecher.
       
       „Unsere demokratischen und antifaschistischen Orte werden von Polizei und
       Politik trotz wiederholter rechter Angriffe nicht ausreichend geschützt und
       unterstützt“, beklagte der Pfarrer Lukas Pellio, der auch für die
       Initiative „Sichere Orte Südbrandenburg“ spricht. Die Grünen in Brandenburg
       forderten ein entschlossenes staatliches Handeln gegen rechtsextreme
       Strukturen.
       
       ## Polizei: Bislang keine Tatverdächtigen gefasst
       
       Menschen wurden bei dem Angriff auf das Haus laut Polizei nicht verletzt.
       Bei der Fahndung nach den Tätern seien mehrere Menschen in der Umgebung
       kontrolliert worden, hieß es. „Ein Tatverdacht gegen diese Personen hat
       sich jedoch nicht ergeben.“
       
       25 May 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Rechtsextremismus-in-der-Verwaltung/!6070771
 (DIR) [2] https://www.instagram.com/p/DKCm_flIvX9/?utm_source=ig_web_copy_link
 (DIR) [3] https://polizei.brandenburg.de/pressemeldung/ermittlungen-wegen-landfriedensbruch/5593579
 (DIR) [4] https://zelle79.blackblogs.org/haus/
 (DIR) [5] /!485719/
 (DIR) [6] https://zelle79.blackblogs.org/oeffentlichkeit/
 (DIR) [7] /Festnahmen-in-Jungnazi-Gruppe-Anfuehrer-erst-15-Jahre-alt/!6089472
 (DIR) [8] /Rechtsextreme-Jugendszene/!6076353
       
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