# taz.de -- Sprachenvielfalt beim ESC: Montenegrinisch und Hebräisch und Finnisch und Lettisch
       
       > Englische Songs dominieren seit langem den Eurovision Song Contest. Mit
       > Beiträgen in 20 Sprachen könnte sich beim ESC 2025 eine Trendwende
       > abzeichnen.
       
 (IMG) Bild: Finnisch mit deutschem Titel: Erika Vikman tritt mit „ICH KOMME“ beim diesjährigen ESC für Finnland an
       
       Mit [1][„Baller“ von Abor & Tynna] tritt Deutschland beim diesjährigen
       Eurovision Song Contest das erste Mal seit vielen Jahren mit einem
       deutschsprachigen Song an. Zuletzt gab es das 2007, als Roger Cicero mit
       [2][„Frauen regier’n die Welt“] für Deutschland in Muttersprache auf der
       ESC-Bühne sang. Michelle schaffte es mit [3][„Wer liebe lebt“] im Jahr 2001
       sogar auf einen für Deutschland erstaunlichen achten Platz. Abgesehen von
       Cicero gab es aus Germany ab 2002 nur Beiträge auf Englisch.
       
       Auch Schweden blieb der englischen Sprache seit der Jahrtausendwende fast
       komplett treu, mit einer Mini-Ausnahme 2009, als Malena Ernman [4][„La
       voix“] auf Englisch und Französisch performte. Mehr als 20 Jahre hörte man
       Schwedisch von den Schweden auf der ESC-Bühne nicht. Dieses Jahr brechen
       aber auch sie mit der Weltsprachentradition und schicken [5][KAJ mit „Bara
       Bada Bastu“] ins rennen.
       
       Mit einem nicht-englischsprachigen Auftritt sind die Schweden und Deutschen
       in diesem Jahr jedoch nicht die Ausnahme, sondern eher die Regel: Insgesamt
       20 Sprachen sind dieses Jahr in Basel zu hören – ein Allzeitrekord: So eine
       Sprachenvielfalt wie 2025 gab es beim ESC noch nie.
       
       Zwei Drittel der Länder, die mindestens am Halbfinale teilnehmen, singen
       entweder komplett oder zum Teil in einer anderen Sprache als Englisch. Vier
       Songs enthalten Lyrics in zwei Sprachen: Yuval Raphael singt in [6][„New
       Day Will Rise“] für Israel auf Englisch, Französisch und Hebräisch. Die
       Esten haben die Italiener verärgert, weil sie ihren Song [7][„Espresso
       Macchiato“] in einem parodiehaften Italo-Englisch performen.
       
       ## Nur Songs auf Englisch haben es nicht ins Finale geschafft
       
       Das kommt an, auch beim Publikum. Im ersten ESC-Halbfinale waren alle fünf
       Songs, die sich nicht für des große Finale am Samstag qualifizierten,
       englischsprachig.
       
       Die Gewinner-Songs wurden zwischen 1999 und 2024 bis auf wenige Ausnahmen –
       Serbien (2007), [8][Italien (2021)] und Ukraine (2004, 2016, [9][2022]) –
       trotzdem alle auf Englisch gesungen. Knapp wurde es 2023, als Käärijä mit
       dem finnischen Song „Cha Cha Cha“ zumindest den Publikumsvote gewann, dann
       jedoch kombiniert mit dem Jury-Vote nur auf Platz zwei landete.
       
       Ein wenig anders sah die Sprach-Gewinn-Verteilung vorher aus. Da gab es
       jedoch noch andere Regeln: Als der ESC im Jahr 1956 erstmals stattfand,
       konnte jedes teilnehmende Land in beliebiger Sprache singen. Dennoch sangen
       alle in der jeweiligen Landessprache, bis sich Schweden 1965 dazu
       entschied, mit einem englischsprachigen Song anzutreten.
       
       Daraufhin führte der ESC im darauffolgenden Jahr die Regel ein, dass jedes
       Land in einer dort offiziell anerkannten Sprache singen muss. In den
       1970ern wurde die Regel kurzzeitig gekippt und wenige Jahre später wieder
       eingeführt.
       
       1999 kam dann der endgültige Lift: Jedes Land durfte nun in jeder Sprache
       singen. Die Zahl der Song auf Englisch nahm daraufhin drastisch zu. Im Jahr
       2007 gab es nur vier Lieder, die keine englischen Texte hatten.
       
       ## Auch Fantasiesprachen sind erlaubt
       
       Die einzige Regel, die seit der Geburtsstunde des ESCs ununterbrochen gilt:
       Jeder Song muss Gesang enthalten. Nachdem die Länder die freie Sprachwahl
       hatten, traten sogar Acts in Fantasiesprachen auf. Im Jahr 2006 schickten
       die Niederlande Treble mit dem Song [10][„Amambanda“] ins Rennen, der zu
       großen Teilen in einer ausgedachten Sprache gesungen wurde. Belgien trat
       2003 mit [11][„Sanomi“] von Urban Trad komplett in Fantasiesprache an und
       schaffte es damit auf Platz zwei.
       
       Zurück zum diesjährigen ESC in Basel: Gesungen wird auf Albanisch,
       Armenisch, Englisch, Finnisch, Französisch, Georgisch, Deutsch, Griechisch,
       Hebräisch, Isländisch, Italienisch, Lettisch, Litauisch, Montenegrinisch,
       Polnisch, Portugiesisch, Serbisch, Spanisch, Schwedisch und Ukrainisch. Ob
       im [12][heutigen zweiten Halbfinale, das ab 21 Uhr ausgestrahlt wird, wohl
       wieder nur englischsprachige Songs rausfliegen?]
       
       15 May 2025
       
       ## LINKS
       
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 (DIR) [11] https://www.youtube.com/watch?v=jFrO6QUl61k
 (DIR) [12] https://www.ardmediathek.de/daserste/esc
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Klaudia Lagozinski
       
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