# taz.de -- Hannovers Handballern geht die Luft aus: Top-Team an der Grenze des Wachstums
       
       > Die TSV Burgdorf hat in der Handball-Bundesliga lange ganz oben
       > mitgehalten. Doch zum Saisonende könnte der Klub mit leeren Händen
       > dastehen.
       
 (IMG) Bild: Macht viele Spieler besser: Hannovers Trainer Christian Prokop beim Spiel gegen Berlin am 20. April 2025
       
       Hannover taz | Die Bezeichnung „Bessermacher“ ist eine Art Ritterschlag für
       einen Sporttrainer. Doch Hannovers Handballtrainer Christian Prokop erlebt
       gerade das Schwierige an diesem Konzept: Er bekommt kaum mal sogenannte
       fertige Spieler, die das Niveau seines Teams sofort heben. Vor- und
       Nachteile dieser auch finanzbedingten Bauweise des Handballs à la TSV
       Hannover-Burgdorf liegen beispielsweise in Person Lukas Stutzkes gebündelt
       vor.
       
       Es war überzeugend, wie der 27-Jährige am Freitagabend im Top-Spiel gegen
       die MT Melsungen auftrat. Stutzke gelangen sechs Tore. Prokop hat ihm das
       Angriffsspiel beigebracht; früher war Stutzke ein Abwehrspieler mit
       gelegentlichen Ausflügen nach vorn.
       
       Nun traut er sich viel mehr zu, nimmt sich in der Reihe mit Marian
       Michalczik und [1][Renars Uščins] Würfe, trägt Verantwortung. Prokop
       vertraut ihm, bringt ihn voran, hat ihn als Profi mittleren Alters
       entwickelt. Das Problem nur: Für einen linken Rückraumspieler einer echten
       Spitzenmannschaft fehlt es ihm an Qualität.
       
       Es lag weniger an Stutzke, dass die TSV am Ende deutlich gegen Melsungen
       unterlag. Uščins überzeugte mal nicht wie gewohnt. Die MT geht nach diesem
       29:23 energisch ihren Weg in Richtung erste Meisterschaft weiter. Burgdorf
       hingegen tut alles, um Schritt zu halten, gewinnt bei den Löwen, schlägt
       Lemgo, hat sich von der Mittelklasse zu einem Top-Team gemausert – doch wie
       schon früher reichen Breite und Klasse nicht, um in der zehrenden zweiten
       Saisonhälfte wirklich dranzubleiben.
       
       So ist es eine bittere Aussicht, trotz einer [2][langen überragenden Serie]
       vielleicht am Ende mit leeren Hände und ohne die erhoffte
       Europapokalteilnahme dazustehen, was bei den nun noch kommenden Spielen in
       Magdeburg, Flensburg und Gummersbach und gegen Kiel keine Überraschung
       wäre. Rang sechs als Erfolg? Irgendwie schon, irgendwie auch nicht.
       
       Auf Sicht möchte das von Prokop trainierte und von Sportchef Sven-Sören
       Christophersen zusammengestellte Team natürlich mehr sein als ein
       Lieferdienst der Nationalmannschaft: Torwart Joel Birlehm, Kreisläufer
       Justus Fischer, die Rückraumspieler Michalczik, Uščins, Stutzke sind
       allesamt im DHB-Dress unterwegs.
       
       An keiner Stelle versäumt es Bundestrainer Alfred Gislason, seinem
       Vorgänger Prokop für dessen tägliche Arbeit zu danken. Das ist ehrenwert,
       aber wie das Geschäft läuft, erkannte Burgdorf im Ringen um den Eisenacher
       Marko Grgić: Lange Zeit schien die TSV vor allem wegen Prokop gute Karten
       zu haben. Dann unterschrieb Grgić ab 2026 in Flensburg, und zwar nicht,
       weil die Luft an der Förde so gut ist.
       
       Magdeburg holte den Melsunger Elvar Jonsson, Kiel schnappt sich Julian
       Köster, Berlin verlängert wuchtig mit Mathias Gidsel – und [3][Christian
       Prokop] bekommt den Hamburger Spielmacher Leif Tissier, der sich in
       Hannover vor allem eine Weiterentwicklung verspricht. Jeder in der Szene
       unterstreicht, wie gut das passen wird – wahrscheinlich ist Tissier der
       nächste Nationalspieler made in Hannover. Aber zu einem meisterhaften Team
       wird er die TSV aller Voraussicht nach nicht machen.
       
       Der guten Stimmung in der Arena auf dem alten Expo-Gelände tut das zum
       Glück keinen Abbruch. Ausverkaufte Ränge, viele Familien. Die
       Handball-Gemeinschaft in und um Hannover ist äußerst lebendig, liebt den
       [4][Handball zum Anfassen]. Und die TSV tut viel dafür, lädt ganze
       Nachwuchs-Mannschaften ein, bindet sie durch Aktionen als Ballkinder.
       
       Es wäre einfach schade, wenn die Grenzen des Wachstums nun erreicht wären
       und sich die TSV dauerhaft mit dem begnügen müsste, was die Top fünf ihr
       lassen. Denn Prokops Team hat viel dafür getan, dass diese Spielzeit mit
       dem Sextett gleichauf an der Spitze so faszinierend spannend war.
       
       19 May 2025
       
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