# taz.de -- Kaschmirkonflikt: Fragile Feuerpause
       
       > Zwischen Indien und Pakistan bleibt die Lage angespannt. In Indien wächst
       > der Unmut über Trumps Behauptung, Delhi unter Druck gesetzt zu haben.
       
 (IMG) Bild: Indiens Premier Narendra Modi gibt sich am Dienstag auf dem Luftwaffenstützpunkt Adampur kämpferisch
       
       Mumbai taz | Indische Fernsehsender, die zuletzt Angriffsziele, Strategien
       und Verluste Pakistans diskutierten, vermeldeten am Mittwoch eine
       überraschende Entwicklung: Am Grenzposten Attari-Wagah übergab Pakistan
       einen gefangen genommenen indischen Soldaten.
       
       Purnam Kumar Shaw, der versehentlich die 3.300 Kilometer lange Grenze
       überquert hatte, kam nach drei Wochen pakistanischer Gefangenschaft frei.
       Seine Frau dankte Indiens hindunationalistischem Premierminister Narendra
       Modi. Umgekehrt übergab auch Indien einen gefangenen pakistanischen Ranger
       an sein Heimatland.
       
       Modi steht innenpolitisch unter großem Druck. Denn Aussagen von [1][Donald
       Trump, der die Feuerpause für sich reklamiert], lösten in Indien
       Irritationen aus: Der US-Präsident hatte erklärt, seine Regierung habe
       Indien und Pakistan handelspolitisch unter Druck gesetzt, um die Waffenruhe
       am 10. Mai zu erreichen. „Es hätte ein schlimmer Atomkrieg werden können“,
       so Trump, „mit Millionen Toten.“
       
       Kritiker werfen Modi deshalb vor, von Indiens bisherigem Kurs im
       Kaschmirkonflikt abgewichen zu sein. Modis Vorvorgänger und Parteikollege
       Atal Bihari Vajpayee hatte 1999 auf dem Höhepunkt damaliger Spannungen das
       Vermittlungsangebot von US-Präsident Bill Clinton abgelehnt, mit Pakistan
       über Kaschmir zu verhandeln.
       
       ## Pakistan will Konflikt internationalisieren
       
       Diese Ablehnung internationaler Vermittlung war stets die offizielle
       Position indischer Außenpolitik. Umgekehrt bemüht sich Pakistan immer
       wieder, den Kaschmirkonflikt zu internationalisieren.
       
       Deshalb fordert die Kommunistische Partei CPI(M) jetzt eine Sondersitzung
       des Parlaments. Auch die oppositionelle Kongresspartei will wissen, ob der
       Waffenstillstand etwa durch Handelsdrohungen der USA erzwungen wurde.
       [2][Am Dienstag wies Delhi erneut ein Vermittlungsangebot Trumps zurück]
       und bekräftigte, den Konflikt direkt mit Pakistan zu lösen.
       
       Zugleich besuchte Modi einen Luftwaffenstützpunkt im Pandschab. Er
       erklärte, die „Operation Sindoor“, wie Indien seinen Vergeltungsangriff
       taufte, sei der „neue Normalzustand“ im Kampf gegen den Terror. Indien
       werde keine „nukleare Erpressung“ dulden.
       
       Delhi lud zudem 70 ausländische Militärattachés ein, um sie über Indiens
       „neue“ Haltung gegenüber Pakistan sowie der indischen Militäroffensive
       „Sindoor“ zu informieren, bei der nach Angaben Delhis 100 „Terroristen“
       eliminiert worden sein sollen.
       
       ## China und Türkei ausgeschlossen
       
       Der Codename erinnert an die 26 bei dem [3][Terroranschlag vom 22. April in
       Kaschmir] getöteten Inder, wofür Delhi Pakistan mitverantwortlich macht,
       und ist zugleich zum Versprechen der Rache geworden.
       
       Chinas Attaché blieb von der Einladung ausgeschlossen. Und die Türkei, die
       nur einen Nachwuchsoffizier schicken wollte, wurde wieder ausgeladen. Beide
       Länder liefern zudem Waffen an Pakistan.
       
       Der in Mumbai lehrende Jesuit Frazer Mascarenhas empfindet wie viele andere
       Inder Trumps Behauptung, den Waffenstillstand herbeigeführt zu haben, als
       Affront. Es zeige sich, dass „Indien Teil eines größeren geopolitischen
       Spiels ist“ und es sich nicht einfach um einen Krieg zwischen zwei Ländern
       handle. „Wenn wir nicht aufpassen, werden wir die Leidtragenden sein“.
       
       ## Gegenseitige Sperrung von Influencern
       
       Laut New York Times hatte Delhi die Trump-Regierung vor ihren
       Vergeltungsangriffen auf Pakistan informiert.
       
       Inzwischen ließ Indien zahlreiche pakistanische Medien und Influencer auf
       Plattformen wie X und YouTube sperren. Auch chinesische und türkische
       Staatsmedien sind von Sperrungen betroffen. Pakistan reagierte mit
       ähnlichen Maßnahmen.
       
       Die Oppositionsabgeordnete Priyanka Chaturvedi kritisierte den
       Internationalen Währungsfonds für seine Kreditvergabe: Jeder Dollar für
       Pakistan stärke den Terrorismus, erklärte sie auf X. „Die Gefahr eines
       Krieges ist vorerst gebannt“, sagt Nitasha Kaul von der Universität
       Westminster. Doch Sicherheitslücken ermöglichten neue Terroranschläge wie
       Ende April.
       
       14 May 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Kaempfe-zwischen-Pakistan-und-Indien/!6084325
 (DIR) [2] https://timesofindia.indiatimes.com/india/finally-india-makes-it-official-trump-didnt-broker-india-pakistan-ceasefire/articleshow/121149120.cms
 (DIR) [3] /Terroranschlag-in-Indien/!6083778
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Natalie Mayroth
       
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