# taz.de -- Lieblingsklub vom Papst nimmt Abschied: Feuerwerk in den Vatikanfarben
       
       > Bei San Lorenzo de Almagro wird Papst Franziskus, der berühmteste Fan des
       > Vereins, verabschiedet. Der Klubpräsident zieht indes Unmut auf sich.
       
 (IMG) Bild: Papstbanner vor einer Menge von Fußballfans
       
       Ein rauschendes Fußballfest für Franziskus sollte es werden, und alles war
       angerichtet: Bei strahlendem Herbst-Sonnenschein empfing Titelanwärter San
       Lorenzo de Almagro, einer der fünf großen Hauptstadtvereine, den
       Tabellenführer Rosario Central. Das Stadion Nuevo Gasómetro im
       Papst-Viertel Flores (Einweihungsjahr 1993) war restlos ausverkauft,
       [1][die Messen in Rom] und in der heimischen Kathedrale gelesen. Auch die
       bunte Prozession zur Pfarrkirche der Jungfrau der Wunder von Caacupé im
       Armenviertel 21-24 hatte ein angemessen feierliches Ende gefunden.
       
       Vor Spielbeginn dann die Hommage an Ehrenmitglied [2][Jorge Mario
       Bergoglio.] Im Fanblock ganz links von Haupttribüne entfalteten die
       „Raben“-Anhänger ein riesiges Transparent mit dem Konterfei des
       verblichenen Pontifex neben dem rot-blauen Vereinswappen und den zwei
       klassischen Franziskus-Zitaten „Wirbelt herum“ und „Möge San Lorenzo
       gewinnen“.
       
       Im ganzen Stadion wurden gelb-weiße Vatikanfahnen geschwenkt, auf der
       Gegentribüne waren von oben bis unten gelb-weiße Bänder aufgespannt. Auch
       ein gelb-weißes Feuerwerk durfte nicht fehlen, minutenlang waberten die
       Rauchschwaden über das Spielfeld. Als sich schließlich beide Mannschaften
       gegenüberstanden, hielten die Kapitäne Iker Muniain (San Lorenzo) und Jorge
       Broun von Central ein Franziskus-Transparent hoch und zeigten es unter
       Riesenapplaus in die vier Himmelsrichtungen.
       
       Zuvor und auch während der Partie gab es weniger freundliche Sprechchöre:
       „Moretti, Hurensohn“ und immer wieder: „Alle sollen sie abhauen“.
       Adressaten waren Vereinspräsident Marcelo Moretti und seine Spießgesellen
       in der Klubleitung. Denn am vergangenen Montag schickte der noch nicht
       einmal anderthalb Jahre lang amtierende Moretti einen offenen Brief an die
       spanische Sportzeitung Marca. Darin berichtete er stolz, wie er im
       vergangenen September als „institutioneller Vertreter“ im Vatikan empfangen
       wurde. „Ich brachte ihm viele Geschenke mit und bat ihn um die Erlaubnis,
       dass unser neues Stadion den Namen Papa Francisco tragen darf.“ Voller
       Rührung habe der Papst zugestimmt.
       
       ## Eine heikle Spende
       
       Allerdings ist die Arena bisher ein frommes Versprechen: Zwar kaufte San
       Lorenzo vor sechs Jahren das Gelände im Viertel Boedo, aber seither ist
       nichts passiert. Kurz nachdem Moretti mehrere Interviews in der Sache
       Stadiontaufe gegeben hatte, war eine erneute Reise nach Rom Makulatur und
       sein Karriereende absehbar: Auf einem heimlich aufgenommenen und gezielt
       lancierten Video nimmt er eine „Spende“ von 25.000 US-Dollar entgegen. Die
       Frau, so hieß es bald in den Medien, habe ihrem Sohn einen Platz in der
       Nachwuchsabteilung des Vereins sichern wollen.
       
       Außerdem sei sie die wichtigste Beraterin eines Medienunternehmers, der in
       Uruguay unter Hausarrest steht, weil er dort Geld gewaschen haben soll.
       Seitdem fordern die Fans, darunter Hollywoodstar Viggo Mortensen, Morettis
       Rücktritt. „Bitte geh, für das Wohl von San Lorenzo und seinen Fans“,
       schrieb Mortensen, „du hast schon genug Unheil angerichtet, seitdem du
       gewählt wurdest, um dich um den Verein zu kümmern.“ Dass es mit der
       Korruption bald ein Ende haben werde, glaubt Ignacio Arístegui nicht. Und
       ob er den Stadionbau noch erleben werde, stehe in den Sternen, meint der
       Mittfünfziger aus dem Raben-Fanblock. Die Umtriebe bei San Lorenzo gäben
       genug Material her für einen Roman von [3][Osvaldo Soriano], einem weiteren
       prominenten Vereinsmitglied. Vor dem Stadion steht ein großes Dankmal des
       Schriftstellers.
       
       Die Anekdoten von Franziskus und San Lorenzo könnten ein weiteres Buch
       füllen. In der Kapelle, wo letzte Woche eine Ehrenmesse gelesen wurde,
       sollen sich seine Eltern kennengelernt haben. Seine Mitgliedsnummer 88.235
       erhielt der fußballverrückte Pontifex 2014. Im selben Jahr gewann der
       Verein den Libertadores-Pokal. Und nach offizieller Mitteilung des Vatikans
       starb der berühmteste Fan von San Lorenzo am Ostermontag im Alter von 88
       Jahren – um 2.35 Uhr argentinischer Zeit.
       
       Für welche Wunder Franziskus bald heiliggesprochen wird, ist noch unklar.
       Der Sieg im Libertadores-Finale gehört dazu, meint Arístegui, vielleicht
       auch ein Titelgewinn in diesem Jahr, der in Gesängen immer wieder
       beschworen wurde. Das geplante Freudenfest vor der Heimatkirche Bergoglios
       in Flores musste indes ausfallen. In der vorletzten Minute gelang Rosario
       Central das einzige Tor in einer mittelmäßigen Partie.
       
       27 Apr 2025
       
       ## LINKS
       
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