# taz.de -- Barbara Blaha über Vermögensteuern: „Alle sollen mitreden können“
       
       > Die Gründerin des Moment-Magazins erzählt von der Notwendigkeit von
       > Vermögenssteuern, von einer Schülerzeitung und der aktuellen Lage in
       > Österreich.
       
 (IMG) Bild: Mit 13 gründete Barbara Blaha eine Schülerzeitung und lernte früh, wie wirksam Sprache sein kann
       
       taz lab: Frau Blaha, Sie haben das [1][Momentum Institut] gegründet, das
       Wirtschaft für alle verständlich machen will. Wie kamen Sie zur politischen
       Ökonomie?
       
       Barbara Blaha: Wenn man eine Zeitung aufschlägt oder die Hauptnachrichten
       einschaltet, sprechen dort fast immer dieselben Expert*innen über
       Wirtschaft. Und sie sagen auch fast immer dasselbe: Der Sozialstaat sei zu
       teuer, Unternehmen bräuchten dringend Steuersenkungen, und
       Arbeitszeitverkürzung sei die dümmste Idee aller Zeiten. Das ist kein
       Zufall.
       
       taz lab: Warum nicht? 
       
       Blaha: Die meisten dieser Institute werden von Unternehmen und der
       Industrie finanziert. Sie betrachten die Wirtschaft aus der Perspektive der
       Chefetagen. Aber warum gibt es kein Institut, das die Wirtschaft aus der
       Sicht jener betrachtet, die sie überhaupt am Laufen halten – der
       Arbeitnehmer*innen? Gleichzeitig haben die wenigsten von uns
       Volkswirtschaft studiert. Viele überblättern den Wirtschaftsteil der
       Zeitung, weil sie denken, das sei alles komplizierte Mathematik. Doch wir
       beim Momentum Institut sind überzeugt: Alle sollen mitreden können. Wer
       weiß denn schon – und das nehme ich niemandem übel –, dass von 100 Euro an
       Steuern fast 80 von Arbeitnehmer*innen gezahlt werden, aber nur drei
       aus Vermögen stammen? Ich habe gemerkt: Was man nicht selbst anstößt,
       passiert nicht. Also habe ich 2019 das Momentum Institut gegründet.
       
       taz lab: Sie haben als Jugendliche eine Schülerzeitung gegründet. Hat Sie
       das geprägt? 
       
       Blaha: Ja, mit 13 habe ich als De-facto-Kleinkind eine Schulzeitung ins
       Leben gerufen. Die älteren Schüler*innen waren wenig begeistert. Aber
       ich habe damals gelernt, wie machtvoll Worte sind – und wie wichtig
       Öffentlichkeit ist. Wenn du mit einem Artikel in der Schulzeitung erreichen
       kannst, dass die Schulleitung endlich eine ungerechte Regel kippt, dann
       verändert dich das. Diese Erfahrung hat mich sehr geprägt. Denn um
       Gerechtigkeit durchzusetzen, braucht es öffentliche Aufmerksamkeit.
       
       taz lab: Warum setzen Sie sich für eine Vermögensteuer ein? 
       
       Blaha: Wir können in den USA sehen, wohin es führt, wenn der Anhäufung von
       exzessivem Reichtum keine Grenzen gesetzt werden: Es gefährdet die
       Demokratie. Und zwar in einer Geschwindigkeit, die mich als Demokratin in
       der Mitte Europas beunruhigt. Die Schere zwischen Arm und Reich geht immer
       weiter auseinander. Oben wächst das Vermögen viel schneller, als Menschen,
       die arbeiten, mithalten können. Dem muss etwas entgegengesetzt werden.
       Großes Vermögen muss endlich fair besteuert werden. Ich möchte in einer
       Demokratie leben, in der sich einige wenige Reiche nicht einfach Parteien
       oder Politiker kaufen können.
       
       taz lab: Ist eine Vermögensteuer denn mehrheitsfähig? 
       
       Blaha: Ja. Eine Analyse von Momentum zeigt, dass es in den letzten 20
       Jahren in jeder Umfrage eine Mehrheit für Vermögens- und Erbschaftsteuer
       gab. Die Bevölkerung steht also dahinter. Aber da andere Themen kurzfristig
       dringender erscheinen, kommt keine parlamentarische Mehrheit zustande. Es
       ist kein zentrales Wahlmotiv.
       
       taz lab: [2][Letzte Woche scheiterten die Koalitionsverhandlungen
       zwischen FPÖ und ÖVP]. Was passiert in Österreich? 
       
       Blaha: So eine Situation gab es in Österreich noch nie: zwei gescheiterte
       Koalitionsverhandlungen und nach 136 Tagen immer noch keine Regierung.
       
       taz lab: Warum scheiterten die Verhandlungen? 
       
       Blaha: Ein entscheidender Faktor ist Herbert Kickl. Die FPÖ will vor allem
       ihre migrations- und sicherheitspolitischen Vorstellungen umsetzen – also
       das Innenministerium kontrollieren. Ich glaube, die ÖVP hat unterschätzt,
       wie kompromisslos der FPÖ-Kanzlerkandidat Kickl in die Verhandlungen geht:
       „Entweder ich bekomme, was ich will, oder ich regiere nicht.“
       
       taz lab: Wie geht es jetzt weiter? 
       
       Blaha: Es gibt starken Druck auf alle Beteiligten, eine Lösung zu finden.
       Der Ruf nach Neuwahlen kommt bislang nur von der FPÖ.
       
       🐾 Mehr darüber erzählt Barbara Blaha auf dem [3][tazlab] 2025.
       
       25 Feb 2025
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Wilma Johannssen
       
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