# taz.de -- Weltgrößtes Pilgerfest in Indien: Modi geht symbolträchtig baden
       
       > Indiens Premierminister Narendra Modi zeigt sich bei der Kumbh Mela als
       > praktizierender Hindu. Seine Partei fördert Pilgertourismus.
       
 (IMG) Bild: Premier Modi betet beim rituellen Bad am Sangam, dem Zusammenfluss von Ganges, Yamuna und dem mythischen Saraswati in Prayagraj
       
       Ahmedabad taz | Am Mittwoch ist in Indien die Bildsprache des bedeutendsten
       hinduistischen Pilgerfestes Kumbh Mela wiederbelebt worden. Denn da an
       diesem Tag in der Hauptstadt Neu-Delhi auch die Kommunalwahlen stattfanden,
       zeigte sich Premierminister Narendra Modi von der hindunationalistischen
       Volkspartei BJP bei der Kumbh Mela im nördlichen Prayagraj als frommer
       Hindu.
       
       Gemeinsam mit dem Ministerpräsidenten von Uttar Pradesh, Yogi Adityanath,
       ebenfalls BJP, überquerte Modi in einem Boot den Ganges und nahm ein
       rituelles Bad. Die Bilder lenken vom [1][Unglück Ende Januar] ab, bei dem
       nach offiziellen Angaben 30 Menschen im Gedränge der Kumbh Mela starben.
       
       Der 74-jährige Modi stand nun knietief im Wasser, tauchte seine Hände
       hinein, schöpfte mehrfach, ließ das Nass wieder in den Fluss fließen und
       tauchte ab.
       
       Auf X erklärte der Regierungschef später: „Das Eintauchen am Zusammenfluss
       ist ein Moment göttlicher Verbundenheit, und wie die vielen Millionen
       anderen, die daran teilgenommen haben, war auch ich von einem Geist der
       Hingabe erfüllt.“
       
       ## Regierung erwartet mehr als 400 Millionen Besucher
       
       Seine BJP nutzt die Kumbh nicht nur als religiöses Ereignis, sondern auch
       zur Förderung des Pilgertourismus. Die Regierung rechnet jetzt mit über 400
       Millionen Besuchern.
       
       Teil ihrer Strategie ist die Restaurierung und Neugestaltung wichtiger
       hinduistischer Pilgerstätten, um auch Arbeitsplätze zu schaffen. Der
       renovierte Kashi-Vishwanath-Tempel in Modis Wahlkreis Varanasi, (Uttar
       Pradesh – UP), soll seit Wiedereröffnung 30 Millionen Besucher:innen
       empfangen haben und diente während des G20-Gipfels als Aushängeschild.
       
       Der vor einem Jahr eingeweihte, umstrittene Ram-Tempel in Ayodhya reiht
       sich in diese Agenda. Auch für Buddhisten und Muslime gibt es in UP
       wichtige Stätten: Sarnath oder das weltberühmte Mausoleum Taj Mahal gehören
       zu den Wahrzeichen des bevölkerungsreichsten Bundesstaates.
       
       Laut der Regierung wurden jetzt mehr als umgerechnet über 1,6 Milliarden
       Euro für diese „volle Kumbh Mela“ bereitgestellt. Die Festfläche der Kumbh
       wuchs von 3.200 im Jahr 2013 auf jetzt 4.000 Hektar an. Dazu wurden
       Brücken, Straßen, Beleuchtung, Unterkünfte und sanitäre Anlagen gebaut.
       
       ## Politologe: Jede Regierung muss sich beteiligen
       
       Laut dem BJP-nahen Politikwissenschaftler Tej Pratap Singh von der Banaras
       Hindu University könne keine Regierung das Großereignis ignorieren.
       Menschen pilgern zur Kumbh Mela, unabhängig davon, wer an der Macht ist,
       sagt Singh der taz. „Jede Regierung muss sich aufgrund der Bedeutung dieses
       Fests für Millionen Hindus an der Organisation beteiligen.“
       
       Er betont: Das kürzliche tödliche Unglück sei „bedauerlich, aber wenn die
       Veranstaltung ohne weitere Zwischenfälle verläuft, wird dies das Image von
       Yogi Adityanath stärken“. Singh sieht den 52-jährigen Hindu-Hardliner als
       Modis potenziellen Nachfolger.
       
       Für viele bleibt die Kumbh eine besondere Erfahrung: „Ich habe noch nie
       etwas Vergleichbares erlebt“, sagte die Produktionsleiterin Shraddha Shelar
       (30) aus Mumbai der taz. „Ich bin Ende Januar nach Prayagraj gereist, habe
       mein heiliges Bad genommen und spürte eine tiefe Verbindung zu Lord Shiva.“
       
       „Religion und Politik sind in Indien eng miteinander verwoben“, erklärt
       Professor Singh. Säkularismus werde in Indien anders verstanden als im
       Westen – hier zähle das Miteinander der Religionen. Auch bezuschusse die
       Regierung Hadsch-Reisen nach Mekka.
       
       ## Opposition: Indien hat drängendere Probleme
       
       Doch kritisiert die Opposition die politischen Prioritäten. Der Chef der
       oppositionellen Kongresspartei, [2][Mallikarjun Kharge], fragte, ob
       rituelle Tauchgänge Indiens drängende Probleme lösten. Damit sorgte er für
       Aufregung.
       
       Das 45-tägige spirituelle Großereignis dauert noch bis Monatsende und
       findet dann erst 2037 wieder statt. Während bei den jetzigen Wahlen in
       Delhi ein Dreikampf zwischen Modis BJP, der Kongresspartei und der dort
       regierenden [3][Aam Aadmi Partei] tobt, betont Modi seine hinduistische
       Identität. Das können politische Parteien im mehrheitlich hinduistischen
       Indien nicht ausklammern.
       
       5 Feb 2025
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Natalie Mayroth
       
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       jedoch für Wahlpropaganda.