# taz.de -- +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Ukraine startet überraschende Offensive in Kursk
       
       > Die ukrainischen Streitkräfte haben in Kursk überraschend eine neue
       > Offensive gestartet. Zuletzt war das Land durch russische Vorstöße stark
       > unter Druck geraten.
       
 (IMG) Bild: Russische Soldaten trainieren Angriffe an unbekanntem Ort: Screenshot aus einem Video des russischen Verteidigungsministeriums
       
       ## Ukraine startet neue Offensive in Kursk
       
       Die unter Druck geratenen ukrainischen Streitkräfte haben im westrussischen
       Gebiet Kursk überraschend eine neue Offensive gestartet. „Gebiet Kursk,
       gute Nachrichten: Russland erhält das, was es verdient“, schrieb der Leiter
       des Präsidentenbüros in Kiew, Andrij Jermak, auf Telegram – und bestätigte
       damit indirekt den Vorstoß. Zunächst hatten russische Militärblogs von den
       unerwarteten Angriffen der Ukrainer berichtet.
       
       Im Gebiet Kursk seien die Russen überrascht worden, ukrainische Angriffe
       liefen in mehrere Richtungen, sagte auch Andrij Kowalenko, der Leiter des
       Zentrums für die Bekämpfung von Desinformation beim Sicherheits- und
       Verteidigungsrat, der dem ukrainischen Präsidenten unterstellt ist. Das
       Militär in Kiew selbst machte zunächst keine Angaben.
       
       Auf Videos, die aus der Region stammen sollen, sind mehrere Kolonnen
       gepanzerter ukrainischer Fahrzeuge in hohem Marschtempo zu sehen.
       Minenräumfahrzeuge machen den Weg dabei frei. Den russischen
       Militärbloggern zufolge nutzt Kiew auch stark Funkstörungsmechanismen, um
       die russischen Drohnen auszuschalten. Als Hauptstoßrichtung gilt die
       Ausfallstraße nach Kursk nordöstlich der Kleinstadt Sudscha, die die
       Ukrainer bei ihrer überraschenden Sommeroffensive einnehmen konnten.
       
       Das russische Verteidigungsministerium verbreitete später die Mitteilung,
       russische Artillerie und Luftwaffe hätten eine ukrainische Kolonne auf dem
       Weg in Richtung der Ortschaft Berdin attackiert. Dabei seien zwei Panzer,
       ein Räumfahrzeug und sieben gepanzerte Truppenfahrzeuge zerstört worden.
       Die Kämpfe würden fortgesetzt. Unabhängig lassen sich die Angaben nicht
       überprüfen.
       
       Die Offensive rund zwei Wochen vor der Amtseinführung Donald Trumps am 20.
       Januar könnte Beobachtern zufolge dazu dienen, russische Schwächen
       aufzuzeigen, um aus einer besseren Position heraus bei den erwarteten
       Verhandlungen über eine Beendigung des Kriegs zu starten. Denn zuletzt
       waren die Russen im Gebiet Kursk wie auch im Osten der Ukraine auf dem
       Vormarsch. Von den im Sommer in Kursk eroberten knapp 1000
       Quadratkilometern kontrolliert das ukrainische Militär zurzeit nur noch die
       Hälfte. (dpa)
       
       ## Selenskyj spricht von hohen nordkoreanischen Verlusten
       
       Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat von schweren Verlusten
       russischer und nordkoreanischer Einheiten beim Versuch der Rückeroberung
       des [1][Gebiets Kursk] berichtet. „Bei Kämpfen heute und gestern allein im
       Umkreis der Ortschaft Machnowka im Gebiet Kursk hat die russische Armee ein
       Infanteriebataillon nordkoreanischer Soldaten und russischer
       Fallschirmjäger verloren“, sagte Selenskyj in seiner abendlichen
       Videobotschaft am Samstag. Unabhängig sind die Angaben nicht überprüfbar.
       Ein russisches Bataillon hat offiziell eine Truppenstärke von bis zu 500
       Mann.
       
       In den vergangenen Wochen sind immer wieder Videos aufgetaucht, die
       Sturmversuche russischer Einheiten – teilweise verstärkt durch
       nordkoreanische Soldaten – im Gebiet Kursk zeigen sollen. Zu sehen sind
       dabei vielfach vernichtete russische gepanzerte Fahrzeuge und getötete
       Soldaten. Militärexperten erklären die überhastet wirkenden
       Angriffsversuche mit dem Ziel Moskaus, noch vor der Amtseinführung des
       designierten US-Präsidenten Donald Trump möglichst viel Boden gutzumachen,
       um in den erwarteten Verhandlungen eine gute Ausgangsposition zu haben. Die
       Ukraine hatte einen Teil der russischen Region Kursk im vergangenen Sommer
       besetzt. (dpa)
       
       ## Zweijähriges Mädchen bei russischem Angriff verletzt
       
       Neben Erfolgen berichtete Selenskyj aber auch über einen weiteren schweren
       Luftangriff auf die ukrainische Grenzregion Sumy. Dort hätten russische
       Bomben ein Mehrfamilienhaus zerstört. Unter den sieben Verletzten sei auch
       ein zweijähriges Mädchen, sagte Selenskyj. Die Aufräumarbeiten in
       Tschernihiw nach einem Raketenschlag am Vortag, bei dem 40 Wohnhäuser
       zerstört oder beschädigt wurden, seien beendet, sagte er zudem.
       
       Angesichts der anhaltenden Angriffe auf zivile Ziele bat er die Partner der
       Ukraine erneut um eine Verstärkung der Flugabwehr. Darüber werde auf dem
       nächsten Treffen mit westlichen Verbündeten, das in der kommenden Woche auf
       dem US-Militärstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz stattfinden soll,
       gesprochen, kündigte er an.
       
       Kiew und Moskau werfen sich immer wieder gegenseitig tödliche Angriffe auf
       Zivilisten vor. Im russisch besetzten Teil von Saporischschja wurde ein
       zehnjähriger Junge durch eine Drohne getötet, wie die von Moskau
       eingesetzten Behörden in der Region am Samstag mitteilten. Die Eltern des
       Jungen erlitten demnach Verletzungen, als die Drohne ihr Auto traf.
       
       Bei einem russischen Angriff in der Region Charkiw im Nordosten der Ukraine
       wurde am Samstag ein 74-jähriger Mann getötet, wie Regionalgouverneur Oleh
       Synehubow erklärte. (dpa/afp)
       
       ## Ukraine weiter in der Defensive
       
       Die [2][Lage auf dem Schlachtfeld] bleibt für die Ukraine schwierig.
       Russische Truppen greifen trotz der Verluste weiter an. Der Generalstab in
       Kiew sprach in seinem abendlichen Lagebericht von knapp 150 Gefechten im
       Tagesverlauf, davon allein 40 im Raum Pokrowsk. Dort ist der Schwerpunkt
       der Kämpfe, nachdem die Ukrainer vor Kurzem Berichten des Militärblogs
       „DeepState“ zufolge die Kontrolle über Kurachowe aufgeben mussten.
       
       Die Kämpfe um Pokrowsk selbst, das ebenfalls als strategisch wichtiger
       Knotenpunkt gilt, könnten ukrainischen Medienberichten zufolge bereits in
       der kommenden Woche beginnen, nachdem die russischen Einheiten bis kurz vor
       die Stadtgrenze vorgerückt sind.
       
       Russland rückte laut einer Analyse der Nachrichtenagentur AFP im
       vergangenen Jahr um rund 4000 Quadratkilometer in der Ukraine vor. Derweil
       kämpft das ukrainische Militär fast drei Jahre nach Beginn des russischen
       Angriffskriegs mit mangelndem Personal und Erschöpfung. (dpa/afp)
       
       ## Blinken: Ukraine bekam vor Kriegsbeginn Waffen aus USA
       
       Dass die Ukrainer sich knapp drei Jahre nach Kriegsbeginn immer noch auf
       dem Schlachtfeld behaupten, ist nach Angaben aus Washington auch der
       Voraussicht der US-Regierung zu verdanken. Angesichts eines befürchteten
       russischen Überfalls auf die Ukraine hatten die USA das Land bereits kurz
       vor Kriegsbeginn im Februar 2022 mit Waffen beliefert. „Weil wir es haben
       kommen sehen, waren wir in der Lage, nicht nur sicherzustellen, dass nicht
       nur wir und Verbündete und Partner vorbereitet waren, sondern dass die
       Ukraine vorbereitet war“, sagte der scheidende [3][US-Außenminister Antony
       Blinken] der New York Times.
       
       „Wir haben dafür gesorgt, dass wir weit bevor es zur russischen Aggression
       kam, ab September und dann wieder im Dezember, geräuschlos eine Menge
       Waffen in die Ukraine bekommen haben, um sicherzustellen, dass sie über das
       verfügten, was sie brauchten, um sich selbst zu verteidigen.“
       
       Die russische Außenamtssprecherin Maria Sacharowa nutzte die Aussagen
       Blinkens zur Rechtfertigung des russischen Angriffskriegs. Der Krieg, den
       sie „militärische Spezialoperation“ nannte, diene dazu, die jahrelang von
       den USA und Großbritannien aufgerüstete Ukraine zu demilitarisieren,
       behauptete sie. (dpa)
       
       ## Moskau droht Kiew nach angeblich abgewehrtem Angriff
       
       Das russische Militär hat nach eigenen Angaben einen ukrainischen Angriff
       mit weitreichenden US-Raketen auf die Grenzregion Belgorod abgewehrt und
       droht mit einem Gegenschlag. Alle Raketen vom Typ ATACMS seien von der
       Luftabwehr abgeschossen worden, teilte das Verteidigungsministerium auf
       seinem Telegramkanal mit. Auf diesen Angriff werde Moskau entsprechend
       reagieren. Die Angaben des Ministeriums ließen sich zunächst nicht
       unabhängig überprüfen.
       
       Die ATACMS-Raketen gelten als Waffen mit hoher Reichweite. In der
       Vergangenheit hatte Russland damit gedroht, auf solche Angriffe auf sein
       Territorium mit dem Beschuss von Zielen in der Ukraine mit
       Hyperschallraketen zu antworten. (dpa)
       
       ## Iswestia: Russischer Journalist getötet
       
       Wie die russische Zeitung Iswestia berichtete, wurde der russische
       Journalist Alexander Martemjanow durch eine ukrainische Kamikaze-Drohne auf
       ein Auto getötet, mit dem er in der Region Donezk unterwegs war. Der
       russischen Nachrichtenagentur Ria Nowosti zufolge hatte Martemjanow aus der
       von Russland besetzten Stadt Gorliwka berichtet und war zusammen mit
       weiteren Medienvertretern auf dem Rückweg, als das Auto getroffen wurde.
       Ein für die Nachrichtenagentur arbeitender weiterer Journalist und vier
       weitere Medienvertreter seien verletzt worden.
       
       Laut Iswestia war im August ein Reporter der Zeitung in der südukrainischen
       Region Saporischschja durch eine ukrainische Drohne getötet worden. Dem in
       New York ansässigen Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) zufolge
       wurden im Ukraine-Krieg bereits mindestens 15 Journalisten getötet. (afp)
       
       Russland rückte laut einer Analyse der Nachrichtenagentur AFP im
       vergangenen Jahr um rund 4000 Quadratkilometer in der Ukraine vor. Derweil
       kämpft das ukrainische Militär fast drei Jahre nach Beginn des russischen
       Angriffskriegs mit mangelndem Personal und Erschöpfung. (afp)
       
       5 Jan 2025
       
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