# taz.de -- Die Wahrheit: Ausgerechnet Bananen
       
       > Biester aus Beeston – warum taucht einmal im Jahr ein Teller voller
       > Südfrüchte in dem bescheidenen englischen Ort auf?
       
       Vor ein paar Monaten war an dieser Stelle von teuren Bananen in England die
       Rede. Das hat sich geändert. In Beeston in der Grafschaft Nottinghamshire
       taucht seit Jahren einmal im Monat ein Teller mit Bananen an einer
       Straßenecke auf. Die Bananen erscheinen frühmorgens am zweiten Tag des
       Monats, zuletzt am 2. Januar. Es sind jedes Mal 15 bis 20 Stück, sie sind
       geschält und mit Honig beträufelt.
       
       Dann verfaulen sie, bis ein Anwohner den Matsch beseitigt. Vor Kurzem hat
       deshalb jemand ein Schild angebracht: „Bitte, bei allem Respekt, keine
       Bananen mehr! Die verrottenden Bananen hinterlassen eine solche Sauerei.
       Ich wünsche Ihnen ein frohes neues Jahr!“
       
       In Beeston rätselt man, warum sich jemand nachts mit einem Obstteller
       anschleicht. Manche vermuten religiöse Gründe. Im Hinduismus ist es üblich,
       den Göttern Bananen zu opfern, da die Früchte für Überfluss, Fruchtbarkeit
       und Glück stehen. Und Honig gilt als natürliche Süße für Opfergaben. Die
       Göttin Durga ist eine Göttin der Vollkommenheit, sie existiert in
       unterschiedlichen Erscheinungsformen – zum Beispiel als Bananenpflanze, die
       mit einem Sari umwickelt zum Altar getragen wird.
       
       Aber welche Art von Bananenpflanze? Es gibt mehr als zweihundert. Eine
       davon ist die Vierfruchtbanane, die Donald Duck 1972 auf Fruttania entdeckt
       hat, nachdem er die Insel geerbt hatte. Sein Onkel Dagobert vermarktete die
       Banane, die nicht nur nach Banane, sondern auch nach Erdbeere, Zitrone
       und Birne schmeckte. Doch die Frucht war in Entenhausen so erfolgreich,
       dass der Absatz aller anderen Süßigkeiten der Duck-Unternehmen einbrach.
       
       ## Beester und das Biest
       
       Einige Beester denken, dass jemand die örtliche Tierwelt füttern will,
       obwohl sich die Biester augenscheinlich nicht für das Obst interessieren.
       Eine weitaus logischere Erklärung ist die Entdeckung, die Archäologen vor
       gut vier Jahren im nahe gelegenen Nottingham Castle gemacht haben: Sie
       haben bei der Sanierung des Schlosses die Knochen von drei Affen aus der
       georgianischen Zeit ausgegraben. Die Abnutzung der Zähne lässt auf ein
       hohes Alter schließen.
       
       Vermutlich handelt es sich dabei um Haustiere von Jane Kirkby, die dort von
       1791 bis 1825 gewohnt hat. Die „extravaganteste Bewohnerin von Nottingham
       Castle“ habe stets einen „großen Affen als Begleiter“ gehabt, so heißt es.
       Ihren Reichtum verdankte Kirkby ihrem Großvater, der ein unehelicher Sohn
       des Earl of Chesterfield war.
       
       Jedenfalls sind die Affen damals in ihrer Totenruhe gestört worden.
       Ungefähr zur selben Zeit begannen die Bananenlieferungen in Beeston.
       Verantwortlich dafür sind wahrscheinlich die Berberaffen aus dem Trentham
       Monkey Forest, wo 140 dieser Tiere frei leben. Sie bringen eine Opfergabe,
       um die Geister ihrer Artgenossen zu beschwichtigen.
       
       13 Jan 2025
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ralf Sotscheck
       
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