# taz.de -- James Bond: Schluss mit Empfindsamkeit und Selbstzweifeln!
       
       > Unser Autor wünscht sich einen neuen, klassischen Bond. Seit die
       > Techno-Fascho-Milliardäre durchdrehen, wähnt er sich hier auf der
       > richtigen Seite.
       
 (IMG) Bild: Seit Daniel Craig sich heroisch ins Flammeninferno gestellt hat, ist der Job ja frei
       
       Da es sonst niemand tut, frag ich halt selber: Was wünsch ich mir denn zu
       Weihnachten? Also, Weltfrieden, klar, und irgendwas mit Klima. Vor allem
       aber wünsch ich mir einen neuen James-Bond-Film. Seit Daniel Craig sich
       heroisch ins Flammeninferno gestellt hat, ist der Job ja frei. Und ich will
       endlich wieder einen ganz simplen, coolen James Bond haben. Schluss mit der
       jammervollen Empfindsamkeit und den nagenden Selbstzweifeln. Sensibel bin
       ich schließlich selber, da brauch ich keinen sexy Muskelprotz im Kino,
       [1][der sogar noch die emotionale Verletzlichkeit geiler hinbekommt als
       ich]. Wer war denn je in die melancholische Persönlichkeit von 007
       verliebt? Eben.
       
       Lange war mir der Bond-Crush ein bisschen unangenehm. Kritische
       Männlichkeit, Windkraft, Hafermilch und so weiter. Aber seit offensichtlich
       geworden ist, dass diese ganzen Techno-Fascho-Milliardäre sich Spectre und
       Blofeld zum Vorbild genommen haben, denke ich mir doch: Scheiß drauf,
       wenigstens identifiziere ich mich mit der richtigen Seite. Sie wissen
       schon, da, wo den Witwen und Waisen Gerechtigkeit widerfährt und wo es in
       schnellen Autos Schleudersitze gibt. Am wichtigsten aber: Es ist die Seite,
       die größenwahnsinnige Milliardäre lächelnd in der Pfeife raucht. Oder
       meinetwegen in der E-Zigarette vaped.
       
       Ich komme ja aus einer Generation, die Microsoft-Gründer Bill Gates für die
       Wiederkehr des Leibhaftigen hielt. Ok, das mit den Chip-Impfungen war als
       Vorwurf ein bisschen übertrieben, aber auch nur knapp. Ich mein, kennen Sie
       [2][Karl, die manische Büroklammer]? Das war so eine Art Copilot, nur mit
       einem Tausendstel Promille des Strombedarfs zeitgenössischer
       KI-Anwendungen. Für die übrigens Microsoft jetzt Atomkraft nutzen will. Auf
       Gates Shopping-Liste steht ausgerechnet Three Mile Island.
       
       Für die Jüngeren unter uns: Three Mile war 1979 Schauplatz des bislang
       schwersten Atomunfalls der US-Geschichte. 1-a-Bond-Kulisse. Die
       [3][britische Royal Society of Chemistry klagte mal], dass die Bond-Filme
       der Atomkraft einen schlechten Ruf eingebracht hätten. Ja, klar, die Filme
       waren das. Und Gudrun Pausewang, die uns mit ihrer Panikprosa in die Arme
       der Solarlobby getrieben hat. Und jetzt heulen wir wegen der Dunkelflaute
       rum. Es ist Weihnachten, verdammt, mach halt ne Kerze an.
       
       ## „Elon, wann geht unser Flug zum Mars?“
       
       Ach ja, immer schön beim Thema bleiben: Der Geist der vergangenen Weihnacht
       führt uns nach Tschernobyl, genauso der Geist der heutigen, mitten ins
       Kriegsgebiet halt; und der Geist der künftigen Weihnacht zeigt uns eine
       komplett verstrahlte Trümmerlandschaft. War das nun Putin oder doch Karl
       Klammer? Aber der Geist sagt nix und Bill Gates lächelt gelassen:
       „Hauptsache, alle geimpft! Elon, wann geht unser Flug zum Mars?“ Wo ist
       007, wenn man ihn mal braucht?
       
       Ach und am Anfang, das war'n Scherz. Daniel Craig: bester lebender
       Bond-Darsteller, ich schwör! Am Ende von [4][„Keine Zeit zu sterben“] hab
       ich geweint – wie so ein richtiger Mann. Bloß weniger Bizeps.
       
       26 Dec 2024
       
       ## LINKS
       
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 (DIR) [4] /James-Bond-007-Keine-Zeit-zu-sterben/!5800669
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Daniél Kretschmar
       
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