# taz.de -- DFB-Elf der Frauen gegen Italien: Die üben noch
       
       > Zwei individuelle Schnitzer sorgen für eine 1:2-Niederlage der
       > DFB-Auswahl. Bundestrainer Christian Wück leitet nun das Ende der
       > Experimente ein.
       
 (IMG) Bild: Nur ihre Patzer merkt man sich: Bayern-München-Torfrau Ena Mahmutovic bei ihrem Nationalmannschaftsdebüt
       
       Vielleicht muss es Anfang Dezember so sein, dass zum Abschluss eines
       Länderspieljahres auch noch „Last Christmas“ aus den Lautsprechern
       scheppert. Der Ohrwurm von Wham lief noch im Bochumer Ruhrstadion, als
       Bundestrainer [1][Christian Wück] am ARD-Tisch seinen Wunschzettel
       formulierte: „Vorne die Dinger reinmachen, hinten cleverer spielen!“ Die
       Ernüchterung über die überflüssige 1:2-Heimniederlage gegen Italien wirkte
       beim gebürtigen Unterfranken nach.
       
       Genau wie beim Abschiedsspiel von [2][Alexandra Popp] in Duisburg gegen
       Australien (1:2) hatte sein [3][Team] den dankbaren Support von den Rängen
       tief im Westen nicht nutzen können. Ergo wartet noch „viel Arbeit“ (Wück),
       will der achtfache Europameister tatsächlich bei der EM in der Schweiz (2.
       bis 27. Juli 2025) um den Titel mitspielen.
       
       Was gut aussieht: Die Grundausrichtung ist aktiver und offensiver geworden.
       Das hat vor allem bei der [4][Wück-Premiere in Wembley] gegen England (4:3)
       und beim Torfestival in Zürich gegen den EM-Gastgeber Schweiz (6:0) teils
       spektakulär geklappt. „Wir haben bewiesen, dass es mit der neuen Spielart
       funktionieren kann“, urteilte der Bundestrainer. Sein Vorgänger [5][Horst
       Hrubesch] hatte insbesondere bei den Olympischen Spielen einen
       pragmatischen Ansatz gewählt. Unter dem früheren Stürmer Wück geht’s
       hingegen flotter nach vorne.
       
       Fast ein halbes Dutzend klarer Chancen gab es in der zweiten Halbzeit gegen
       die Italienerinnen. Doch fehlten Kaltschnäuzigkeit, Konsequenz und Glück.
       Die Abschlussschwäche zieht sich wie ein roter Faden durch die letzten
       Jahre. [6][Lea Schüller] weist die mit Abstand beste Quote (47 Tore in 69
       Länderspielen) auf und sollte zum Fixpunkt im Angriff aufgebaut werden –
       die kopfballstarke 27-Jährige hat schließlich auch Popps Rückennummer
       geerbt. Wück schwebt ein Pool von 30, 40 Spielerinnen vor, deswegen galten
       für ihn die ersten Partien als Findungsphase. Darunter litten aber die
       Automatismen, wie sich in der schwachen ersten Hälfte am Montagabend
       zeigte, weil es zudem an Intensität und Tempo, Kreativität und Präzision
       mangelte.
       
       Mit der Nations League im nächsten Jahr gegen die Niederlande, Österreich
       und Schottland werden die [7][Experimente] weniger, versprach Wück: „Wir
       testen nicht mehr in der Anzahl. Wir wollen natürlich mit einem Kern in die
       Nations League gehen, um uns da einzuspielen.“ Ansonsten wird es auch
       schwer, bei der EM-Endrunde, die am 16. Dezember in Lausanne ausgelost
       wird, weit zu kommen. Zudem bietet es sich an, auf Schlüsselpositionen
       feste Rolle zu vergeben.
       
       Es ist ja ehrenwert, dass nacheinander die Torhüterinnen Ann-Katrin Berger
       (NJ/NY Gotham FC), Stina Johannes (Eintracht Frankfurt), Sophia Winkler und
       Ena Mahmutovic (FC Bayern) vorgespielt haben, doch gab es in drei der vier
       Länderspielen einen krassen Torwartfehler zu besichtigen. Jetzt leistete
       sich Debütantin Mahmutovic einen Blackout, indem sie vor dem 1:2 ein
       sinnfreies Dribbling wagte. „Sie hat in der einen Szene einfach eine
       falsche Entscheidung getroffen. Das darf man den Spielerinnen auch
       zugestehen, ich stehe für diese Fehler ein“, sagte Wück in Richtung der
       20-Jährigen. Gleichwohl mündete sein Casting auf dieser Position eher in
       eine Sackgasse, schließlich hat Berger bei Olympia die Bronzemedaille fast
       allein festgehalten. Die von zwei Krebserkrankungen geheilte 34-Jährige ist
       „Deutschlands Fußballerin des Jahres“ und verdient das volle Vertrauen für
       die EM 2025.
       
       Auch viele Feldspielerinnen ringen noch um Stabilität. Die erneut als
       Innenverteidigerin erprobte Sarai Linder leistete sich einen fatalen
       Ballverlust vor dem frühen 0:1. Wück wäre gut beraten, sich in der
       Innenverteidigung auf ihre Vereinskolleginnen Kathrin Hendrich und Janina
       Minge vom VfL Wolfsburg festzulegen. Als Backup steht das eingespielte
       Gespann von Eintracht Frankfurt mit Sara Doorsoun und Sophia Kleinherne
       bereit.
       
       Fazit von Wück: „Wir sind auf dem richtigen Weg, müssen noch Details
       verbessern. Aber wir haben ja noch Zeit bis zur Europameisterschaft. Diese
       Niederlage gehört zu einer Entwicklung dazu.“ Der 51-Jährige hat sich
       ebendiese Lerneffekte im ersten Teil seiner Amtszeit gewünscht, denn wie
       sagte er noch: „Wir haben trotzdem schöne Weihnachten.“ Das klang durchaus
       beruhigend.
       
       3 Dec 2024
       
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