# taz.de -- Die Ambitionen der Allrounderin mit der Kamera
       
       > Laura Freigang ist für die DFB-Auswahl immer wichtiger geworden. Auch
       > weil sie ein wertvolles Fotobuch vorgelegt hat
       
       Aus Frankfurt und Gdynia Frank Hellmann
       
       Über Weihnachten hatte [1][Laura Freigang] noch alle Hände voll zu tun. Ihr
       erstes Fotobuch fand damals so regen Anklang, dass die Nationalspielerin
       beim Versand selbst mit anpackte. Der Titel weckte ja Neugier. „Kein Licht
       ohne Schatten“ nannte die Hobbyfotografin das Werk, das mit ihrer analogen
       Kamera eindrucksvoll das [2][Scheitern der DFB-Auswahl bei der WM 2023] in
       Australien festhielt. Natürlich bekam jede Mitspielerin über den
       Jahreswechsel ein Exemplar, das einigen half, mit der Enttäuschung des
       Sommers umzugehen.
       
       Während der DFB damals jede Aufarbeitung wegen der Wirren um die erkrankte
       Cheftrainerin [3][Martina Voss-Tecklenburg] unterließ, halfen die teils
       sehr persönlichen Aufnahmen. Ins Vorwort hatte Freigang geschrieben: „Fan
       ist man nicht nur in den guten Zeiten, und Fotobücher teilt man nicht nur,
       wenn man Titel gewinnt.“ Für sie sei daher relativ schnell klar gewesen,
       „dass ich die Bilder von der Weltmeisterschaft nicht aufgrund unsere
       enttäuschenden Abschneidens in meinen Privatarchiven verstecken will“. Und
       in weiser Voraussicht schloss ihr Band auf der letzten Seite: „(Not) the
       end.“ Nein, es war nicht das Ende.
       
       Vor dem EM-Qualifikationsspiel der DFB-Frauen in Polen (Dienstag 18
       Uhr/ARD) ist aus Sicht der Offensivallrounderin von Eintracht Frankfurt ein
       neuer Anfang gemacht. Seit [4][Horst Hrubesch] erneut das Traineramt
       übernahm, wird die am liebsten hinter der Spitze spielende Freigang nach
       und nach wichtiger. Beim Einstand Hrubeschs Ende Oktober gegen Wales (5:1)
       war sie noch zur Pause ausgewechselt worden, nun kam sie am Freitag in
       Rostock gegen Polen (4:1) für Kapitänin [5][Alexandra Popp]. Freigangs
       Umtriebigkeit tat dem deutschen Spiel sichtbar gut. „Nach der Halbzeit
       haben wir verdient drei Chancen reingemacht, aber ich glaube, da muss echt
       mehr kommen als erste Hälfte“, sagte sie hinterher. Beim zweiten Duell
       gegen die Polinnen heute Abend in Gdynia dürfte sie beginnen.
       
       Ziemlich fest steht, dass Freigang auch nächste Saison für den
       Bundesliga-Dritten aus Frankfurt spielt, der sich wieder für die
       Champions-League-Gruppenphase qualifizieren will. Über eine vorzeitige
       Verlängerung des 2025 laufenden Vertrags wird noch verhandelt. Ein Wechsel
       für die Eintracht-Kapitänin innerhalb der Bundesliga scheidet aus; wenn
       kommt nur noch das Ausland in Betracht.
       
       Bei der EM 2022 und WM 2023 hatte es für Freigang gerade mal zu insgesamt
       zwei Kurzeinsätzen gereicht. Reichlich unbefriedigend für eine
       extrovertierte Persönlichkeit, die oft auf ihre Rolle als Kabinen-DJ,
       Stimmungskanone und Social-Media-Star reduziert worden ist. „Ich möchte
       nicht immer auf der Bank sitzen, sondern mehr spielen“, forderte sie
       danach. Für ihren Vereinscoach Niko Arnautis kann die 26-Jährige im Spiel
       jederzeit den Unterschied machen. Sie geht an guten Tagen als Vorbereiterin
       und Vollstreckerin voran und hat in 124 Bundesligaspielen immerhin 74 Mal
       getroffen und in 26 Länderspielen auch schon zwölf Tore erzielt.
       
       Mit einem Sieg im letzten Saisonspiel hätten die DFB-Frauen das EM-Ticket
       2025 in der Schweiz bereits sicher. Die nächsten Partien gegen Island in
       Reykjavik (12. Juli) und gegen Österreich in Hannover (16. Juli) würden
       dann zum Einspielen für Olympia genutzt. Klar, dass auch die gebürtige
       Kielerin Freigang von einer Teilnahme träumt. Da aber nur 16
       Feldspielerinnen mitgenommen werden dürfen, muss Horst Hrubesch genau
       abwägen, wer am besten in den Kader passt. Freigangs Vielseitigkeit und
       Teamfähigkeit sind wichtige Argumente. Niemand lebt den gemeinsamen Spirit
       dermaßen vorbildlich vor wie sie. „Es wird sicherlich ein, zwei Fälle
       geben, die hart sind“, sagt der Olympia-erfahrene Hrubsch voraus. Der
       73-Jährige muss nur wissen: Ohne Freigang gibt’s kein schönes Fotobuch von
       seiner letzten Mission.
       
       4 Jun 2024
       
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