# taz.de -- Großbrand in Kopenhagen: Wahrzeichen in Flammen
       
       > In Kopenhagen brennt die alte Börse, Passanten helfen bei der Rettung
       > wertvoller Kunstgegenstände. Die Ursache des Feuers ist bisher vollkommen
       > unklar.
       
 (IMG) Bild: Die historische Börse in Kopenhagen steht am 16.4. in Flammen
       
       Stockholm taz | Sie waren auf dem Weg zu einem ganz normalen Arbeitstag –
       und landeten mitten in einem Rettungseinsatz für dänische Kunstschätze: In
       Kopenhagen brennt seit dem frühen Dienstagmorgen das historische
       Wahrzeichen der Stadt, genannt „Børsen“, erbaut 1625. Wie in Videos des
       Dänischen Rundfunks DR zu sehen ist, beteiligten sich Pendler und Passanten
       an der Rettung der Gemälde in dem Gebäude. „400 Jahre Kulturerbe in
       Flammen“, schrieb der dänische Kulturminister Jakob Engel-Schmidt auf X.
       Der Rauch ist dem schwedischen Aftonbladet zufolge bis nach Malmö zu sehen.
       
       Um 7.36 Uhr wurde die Feuerwehr alarmiert, etwa eine Stunde später mussten
       die Menschen in Dänemark live mitansehen, wie die ikonische steile Spitze
       auf dem Dach des Gebäudes – eine alte Börse – umstürzte, die zu Kopenhagen
       gehört wie die kleine Meerjungfrau. Sie stellt verschlungene
       Drachenschwänze dar, mit drei Kronen ganz oben, die für Dänemark, Norwegen
       und Schweden stehen. Das nun umgestürzte Wahrzeichen sollte das Gebäude
       symbolisch gegen Angriffe und Feuer schützen. Dänemarks
       Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen postete ein Video des Augenblicks
       auf X – „Unser eigener Notre-Dame-Moment“, schrieb er dazu. [1][Auf den Tag
       genau vor fünf Jahren stand die Pariser Kathedrale in Flammen.]
       
       In Kopenhagen brennt wenige Stunden nach Ausbruch des Feuers die Hälfte des
       Gebäudes, Teile des Daches sind eingestürzt. Der Brand sei außer Kontrolle,
       die Löscharbeiten seien sehr schwierig, zitiert DR den Stabschef der
       Bereitschaft in Kopenhagen, Jakob Vedsted Andersen. Eine Mischung aus alten
       Holzkonstruktionen und einem Kupferdach, unter dem sich die Wärme heftig
       staue, nannte er als große Herausforderung. „So ein Brand ist unser größter
       Albtraum“, sagte der Einsatzleiter der Feuerwehr, Frank Trier Mikkelsen,
       TV2 News.
       
       120 Feuerwehrleute sind im Einsatz, 90 Kräfte des dänischen Militärs
       helfen, wertvolle Gegenstände zu bergen. Das Gebiet rund um die Börse ist
       abgesperrt, die Handwerker, die am Morgen dort noch arbeiteten, sind den
       Berichten zufolge in Sicherheit. „Børsen“ wird seit 2022 renoviert, ist
       eingerüstet und sollte zum 400-jährigen Jubiläum in neuem Glanz erstrahlen.
       
       ## Gerührt vom Einsatz der Privatpersonen
       
       Das Gebäude gehört heute der Arbeitgeberorganisation Dansk Erhverv. „Einer
       der schlimmsten Tage meines Lebens“, sagte deren Direktor Brian Mikkelsen.
       „Da brennt unsere [2][Kultur- und Gesellschaftsgeschichte]“. Jetzt gehe es
       darum zu, retten, was man retten könne – und dass niemand zu Schaden komme.
       
       Sowohl Mikkelsen als auch der Kulturminister zeigten sich besonders gerührt
       über den Einsatz von Privatpersonen, die Kunstwerke aus dem brennenden
       Gebäude holten. Auch eine Sprecherin des Nationalmuseums hob die Bedeutung
       dieses privaten Engagements mitten in der Katastrophe hervor. Es seien
       viele Gemälde gerettet worden. Diese werden seit dem Morgen in Folie
       verpackt und sicher gelagert. Einen kompletten Überblick müsse man sich
       noch verschaffen.
       
       „Heute Morgen wachten wir mit einem traurigen Anblick auf“, schrieb der
       dänische König Frederik in einer Mitteilung. [3][Die Königin] und er
       „bedankten sich bei allen, die früh am Morgen dafür gesorgt hätten, dass
       niemand zu Schaden kam und die nun dafür kämpfen, so viel wie möglich
       sowohl des Gebäudes als auch der vielen Kulturschätze zu retten.“
       
       Kopenhagens Oberbürgermeisterin Sophie Hæstorp Andersen sagte am Mittag im
       DR: „Wir müssen sehen, was gerettet werden kann und wie wir es wieder
       aufbauen können, denn es ist so wichtig für Kopenhagen.“ Ihre erste
       Reaktion, als sie von dem Feuer hörte, dürfte repräsentativ für die meisten
       Menschen in Kopenhagen, wenn nicht in ganz [4][Dänemark] sein: „Das darf
       einfach nicht passieren.“
       
       Die Brandursache war auch am Nachmittag noch unklar. Bei einer
       Pressekonferenz zur Lage meldete Bereitschaftschef Jakob Vedsted Andersen
       immerhin, das Feuer sei unter Kontrolle. Mehrere Hundert Kunstwerke seien
       gerettet worden, sagte die Maganzinchefin des Nationalmuseums, Camilla Jul
       Bastholm. Und die Eigentümerin Dansk Erhverv gab bekannt, die Börse werde
       auf jeden Fall wieder aufgebaut. Nach einer Inspektion des vollständig
       ausgebrannten Teils des Gebäudes, in dem sich der historische Börsensaal
       befand, sagte Direktor Brian Mikkelsen: „Es war ein schrecklicher Anblick,
       ich stand da und weinte.“
       
       16 Apr 2024
       
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