# taz.de -- herzensort: Gedanken beim Reisen
       
       Kein Ort der Begegnung fasziniert mich so sehr wie der, an dem das Ankommen
       gefeiert und das Abschiednehmen betrauert wird. Jener zentrale Ort einer
       Stadt, an dem gesellschaftliche Schichten für einen Moment unsichtbar
       scheinen. Hier treffen alle aufeinander – der Businessmann, bevor er zurück
       in seine Welt geht, in den ICE steigt und seinen Kaffee in der ersten
       Klasse schlürft, auf die Studentin, die gleich den RE in Richtung Uni
       nimmt. Sie muss pendeln, denn von zu Hause auszuziehen ist finanziell nicht
       drin.
       
       Der Berliner Hauptbahnhof,am Sonntag sind seine Türen und die seiner
       Geschäfte offen. Für viele Geflüchtete aus der Ukraine war er 2022 der
       erste Orientierungspunkt in Deutschland. Eine Offenheit, die sich nicht
       jeder Person offenbart, eine Offenheit, die ich jedem wünsche. Da ich
       häufig mit der Bahn verreise, stehe ich oft herum und warte. Die
       Verspätungen gehören dazu. Währenddessen frage ich mich, wohin die Reisen
       für meine Nachbarn auf dem Gleis wohl gehen. Ab und an gebe ich der Person
       etwas Geld, die mich danach fragt. Vielleicht ist das ja der Beginn einer
       Reise in ein neues Leben. Maria Disman
       
       9 Mar 2024
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Maria Disman
       
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