# taz.de -- Botschaft vom Papst zum Weltfriedenstag: Armut? Corona? Isra..? Nein.
       
       > Der Papst ist der Mann mit dem direkten Draht nach oben. Er warnt in
       > diesem Jahr vor einer besonderen Gefahr – und das ist sehr lustig.
       
 (IMG) Bild: Papst Franziskus hat in der Vorweihnachtszeit viel um die Ohren
       
       Rund um Weihnachten hat der Papst alle Hände voll zu tun. Unter anderem
       muss er Weihnachts-, Neujahrs- und Friedensgrüße schreiben. Allein in
       dieser Woche verfasste er [1][Grußbriefe an das Global Refugee Forum in
       Genf,] an die Freiwilligen und die Mitglieder der italienischen
       Krankentransport-Union Unitalsi, an die christliche Arbeiterbewegung (Acli)
       in Rom, an die Delegation der italienischen Luftwaffe zum 100.
       Gründungstag, an die Präfekten der Italienischen Republik und an [2][das
       Personal des Büros des Generalrevisors]. Dazu kamen Audienzen, Messen,
       Liturgien, Besuche, Interviews etc. etc.
       
       Bei all dem Stress kann man schon mal durcheinanderkommen und nicht mehr so
       genau wissen, was man wem schon gesagt hat, wer grade wirklich dringend ein
       paar warme Worte gebrauchen könnte, und auch komplett nicht mehr wissen,
       wen man grade konkret ansprechen müsste, um den derzeit pausierenden
       Weltfrieden wieder ins Spiel zu bringen und ihm einen Vorteil zu
       verschaffen.
       
       Das aber musste Franziskus diese Woche. Denn traditionell veröffentlicht
       der Papst in den Tagen vor Weihnachten die Botschaft zum Tag des
       Weltfriedens, den die katholische Kirche am 1. Januar begeht. Manche warten
       auf die Verkündung dieser Botschaft so aufgeregt wie andere auf die der
       Lottozahlen, des Chemienobelpreises oder des
       Schwangerschaftsteststreifenergebnisses.
       
       Schließlich ist immer was los in der Welt, irgendwo ist immer Krieg. Aber
       weil Franziskus bereits im letzten Jahr Corona und nicht die Ukraine
       thematisierte, war es tatsächlich einigermaßen spannend, ob er auch dieses
       Jahr wieder um den heißen Brei herum reden oder endlich mal ’ne klare
       Ansage machen würde.
       
       ## Wenn der Papst vor KI warnt
       
       Und nun ist es raus: Der Papst warnt die Welt 2024 nicht etwa vor Menschen,
       die anderen Menschen weismachen wollen, dass das Töten von Juden und die
       Vernichtung Israels Teil eines Kampfs für Gerechtigkeit ist. Nein, der
       Papst warnt die Welt 2024 vor der künstlichen Intelligenz.
       
       Man sieht die Papstberater förmlich vor sich, wie sie wochenlang ihre Köpfe
       zusammensteckten und über das Friedensbotschaftsthema diskutierten: „Nehmen
       wir Flüchtlinge?“ „Ne, das machen wir doch schon für Genf.“ „Corona?“
       „Hatten wir letztes Jahr.“ „Armut?“ „Nicht sexy genug.“ „Russ…“
       „Schschscht, wenn das der Chef hört.“ „Na gut, dann bleibt ja nur noch
       Isra…“ „Bist du wahnsinnig. Auf keinen Fall, da dreht der durch.“
       
       Franziskus steht in der Kritik, nicht klar genug Israel zu unterstützen.
       Das gehörte seitens des Vatikans allerdings auch n[3][och nie so richtig
       zum guten Ton im eigenen Haus.] Dem traditionellen Antijudaismus der
       Christen, der Verstrickung von Papst und katholischer Kirche in die Shoah
       fügt der amtierende Papst allerdings auch noch einen
       Vulgär-Antikapitalismus zu, der nah an antisemitischen Stereotypen zu
       surfen droht.
       
       In seiner Botschaft zum Weltfriedenstag spricht er nun davon, dass der
       Mensch „eine noch nie dagewesene Kontrolle über die Wirklichkeit“ habe, was
       „ein Risiko für das Überleben der Menschen und eine Gefahr für das
       gemeinsame Haus“ darstelle. So richtig sein Appell, die Sache mit der KI in
       geordnete Bahnen zu lenken, ist es trotzdem irre lustig, dass ausgerechnet
       der Papst davor warnt, dass eine künstliche Intelligenz die Kontrolle über
       die Welt übernehmen und die Menschen vernichten könnte.
       
       Ausgerechnet der Papst, der Pressesprecher mit dem guten Draht nach oben,
       der oberste Hirte derjenigen, die an das höhere Wesen glauben, das alles
       weiß und uns am Ende unserer Tage in die Hölle schicken lässt, ohne dass es
       vorher einen auch nur ansatzweise fairen Prozess gegeben haben wird.
       
       Das ist fast noch lustiger als das erfolgreichste KI-Meme des Jahres 2023.
       
       17 Dec 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.vatican.va/content/vatican/de.html
 (DIR) [2] https://press.vatican.va/content/salastampa/it/bollettino/pubblico/2023/12/11/0875/01906.html
 (DIR) [3] /Vatikan-und-Pius-XII/!5169153
       
       ## AUTOREN
       
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