# taz.de -- Unwetter in Russland und Südukraine: Russland versinkt im Schneesturm
       
       > Der Süden Russlands und die besetzte Krim werden von einem
       > „Jahrhundertsturm“ getroffen. Eine halbe Million Menschen bleiben ohne
       > Strom.
       
 (IMG) Bild: Die Hinterlassenschaften des „schwarze Schneesturms“ in Moskau
       
       Moskau taz | Das dreistöckige Haus [1][in Sotschi] bekommt Risse, die
       Wellen peitschen gegen die grauen Wände. Das Gebäude sinkt immer weiter
       ein, bis es nach einigen Minuten in die Wassermassen fällt. Irgendeiner aus
       einem Haus gegenüber hat die Zerstörung gefilmt und das Video bei Telegram
       hochgeladen. Es sei niemand in den Wohnungen gewesen, wird später die
       Stadtverwaltung von Sotschi melden. Das russische Staatsfernsehen zeigt
       Bilder von umgefallenen Bäumen, von Männern des Katastrophenschutzes, die
       sich nachts durch die Fluten kämpfen, von Frauen, die weinen und für ihre
       Rettung danken.
       
       Bis zu zehn Meter hoch schlagen die Wellen des Schwarzen Meeres, sie
       treffen den Süden Russlands – und auch die ukrainische Küste – wie
       ebenfalls [2][die von Russland besetzte ukrainische Halbinsel Krim]
       gewaltig. Schnell sprechen die Behörden in Russland von einem
       „Jahrhundertsturm“, auch wenn heftige Unwetter die Region immer wieder
       treffen. In der Region Kuban im Süden Russlands waren am Montag die Schulen
       geschlossen. Der von Moskau ernannte Statthalter der Krim, Sergei Axjonow,
       hatte auf der Krim den Notstand ausgerufen. „Zur Stunde sind noch 425.000
       Menschen ohne Strom“, schrieb er in seinem Telegram-Kanal und erklärte den
       Montag zu einem freien Tag. Während Hunderte von Familien überschwemmte
       Wohnungen aufräumten und Glasscherben davontrugen, stellten sich etliche
       Blogger in den stürmischen Wind und ließen sich dabei filmen, wie sie sich
       kaum auf den Beinen halten können.
       
       In der russischen Hauptstadt, wo seit Wochen Minusgrade herrschen, fiel
       dagegen ein Drittel der erwarteten Monatsniederschläge in nur einer Nacht,
       im Moskauer Umland soll es gar die Hälfte gewesen sein. Eine Schneedecke
       von 25 Zentimetern erwartete die Menschen am Morgen. Autos kamen nicht von
       ihren Parkplätzen weg, selbst Busse blieben im Schnee stecken.
       Schneeräumfahrzeuge und Frauen wie Männer mit Schippen waren rund um die
       Uhr im Einsatz. Meteorolog*innen nennen das Phänomen, bei dem große
       Schneeflocken parallel zur Erdoberfläche fliegen und die Sicht stark
       beeinträchtigen, „schwarzer Schneesturm“. Solch einen starken Schneefall
       habe es [3][in Moskau seit 40 Jahren nicht gegeben], hieß es.
       
       Der Moskauer Bürgermeister Sergei Sobjanin verpflichtete bis zu 12.000
       zusätzliche Mitarbeiter*innen der Stadtwerke zum Schneeräumen, auch
       solche, die normalerweise Gasleitungen überprüfen oder Wasserleitungen
       reparieren. Bis zum Ende der Woche soll der Schneefall nicht aufhören.
       Sowohl der „Jahrhundertsturm“ im Süden als auch der „schwarze Schneesturm“
       in Moskau, so die Meteorolog*innen, seien Folgen eines Zyklons vom Balkan.
       
       27 Nov 2023
       
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