# taz.de -- Fußball-Bundesliga der Frauen: Feiertagsstimmung am Osterdeich
       
       > Werder Bremens Frauen besiegen vor 21.500 Zuschauer:innen den 1. FC
       > Köln deutlich mit 3:0. Zuvor hatte es noch zwei ärgerliche Niederlagen
       > gegeben.
       
 (IMG) Bild: Gruß in die vollbesetzte Kurve: Werder-Kapitänin Lina Hausicke
       
       Bremen taz | „Ich hätte mir vor fünf Jahren nicht vorstellen können, dass
       wir irgendwann vor 20.000 Zuschauern spielen“, sagte Birte Brüggemann,
       Leiterin Frauen- und Mädchenfußball bei Werder, einen Tag vor dem Spiel
       gegen den 1. FC Köln. Es strömten dann sogar noch 1.500 mehr an den
       Osterdeich und erfüllten die Straßen des Viertels ab Samstagmittag mit
       einer [1][vorfreudigen Spieltagstimmung wie zu besten Werder-Zeiten.] Dazu
       trugen besonders die vielen Kinder und Jugendlichen bei, die mit ihren
       Eltern die Fahrrad- und Fußwege zu Slalomstrecken machten.
       
       Es war nach dem Spiel gegen den SC Freiburg vor einem Jahr in Bremen das
       zweite der Highlight-Spiele, die in der Bundesliga eingeführt wurden, um
       [2][den Aufschwung des Frauenfußballs] nach der Europameisterschaft 2022 in
       den Alltag mitzunehmen. Im letzten Jahr kamen nach dem Freiburg-Spiel
       doppelt so viele Zuschauer:innen am folgenden Spieltag zum Heimspiel.
       
       Im Gegensatz zur Premiere konnten die neuen und alten Fans diesmal sogar
       einen souverän herausgespielten 3:0-Sieg bejubeln. Die Tore fielen durch
       ein Eigentor (32.) nach scharfer Hereingabe von Nina Lührßen sowie durch
       Kapitänin Lina Hausicke (83.) und Melina Kunkel (90+3). „Meine Stimme ist
       ein bisschen in der Ostkurve liegen geblieben“, sagte Hausicke, nachdem
       nicht nur ihr Tor, sondern die gesamte Mannschaft vor der voll besetzten
       Fankurve gefeiert worden war. „Es war ein perfekter Nachmittag.“
       
       Anders als gegen Freiburg ließ sich die Mannschaft von der Begeisterung auf
       den Rängen nicht verleiten, zu ungestüm anzugreifen, sondern fand die
       Balance zwischen Emotionalität und Coolness. „Wir haben das Stadion genutzt
       und nicht nur genossen“, beschrieb Trainer Thomas Horsch den Unterschied
       und sah darin einen Reifeprozess.
       
       ## Finanziell steht Werder diese Saison besser da
       
       Dieser hat dem Team nach zwei Siegen und zwei knappen Niederlagen gegen die
       Favoriten Hoffenheim und Freiburg schon mehr Punkte als in der Vorsaison
       nach zehn Spielen eingebracht. Früh in sichere Tabellen-Gefilde kommen und
       dann sehen, was möglich ist – das sollte das Ziel für diese eingespielte
       Mannschaft sein, die weitgehend zusammengeblieben ist und punktuell
       verstärkt wurde.
       
       Der Frauenbereich bei Werder [3][ist finanziell und strukturell insgesamt
       weiterentwickelt worden.] Möglich machen das erhöhtes Sponsoring- und
       Zuschauereinnahmen, vor allem aber der neue Fernsehvertrag, der den
       Bundesligaklubs ab dieser Saison das 16-fache der bisherigen Einnahmen
       sichert. Die machen mit 5,17 Millionen Euro zwar immer noch nur ein
       Bruchteil der Männerbundesliga aus, werden anders als in jener aber gleich
       verteilt. Das macht für jeden Frauen-Bundesligisten 388.000 Euro pro
       Saison.
       
       Wie nötig Werder, wo die Bezuschussung der Frauen durch die Profi-Abteilung
       deutlich geringer ausfällt als bei Klubs wie Bayern München, VFL Wolfsburg
       oder TSG Hoffenheim, diese Mittel hat, macht ein Beispiel von Sportvorstand
       Frank Baumann deutlich. „Wir haben erst seit dem Sommer eine eigene Kabine
       für die Frauenmannschaft, vorher haben sich die Spielerinnen häufig vor dem
       Training zu Hause umgezogen“, sagte Baumann, der seit letzter Saison auch
       für den Frauenbereich zuständig ist, bei einer Diskussion am Freitagabend
       im Stadion.
       
       Dort ging es vor allem darum, ob der Frauenfußball trotz Kommerzialisierung
       und Professionalisierung die Fehlentwicklungen des Männerfußballs vermeiden
       kann. So werden die erhöhten TV-Einnahmen auch bei den Frauen mit einer
       Zersplitterung des Spieltages und einem Montagsspiel erkauft. „Wir sind am
       Scheideweg, den eigenen Weg zu gehen und nichts zu kopieren“, sagte Doris
       Fitschen, Ex-Nationalspielerin und Gesamtkoordinatorin Frauen im Fußball
       beim DFB. „Wir wollen unsere eigenen Werte verfolgen.“
       
       Das will auch das unter anderem von Ex-HSV-Geschäftsführerin Katja Kraus
       mitgegründete Netzwerk „Fußball kann mehr“, das den Sport mit
       gesellschaftlichen Zielen wie Geschlechtergerechtigkeit und Nachhaltigkeit
       verknüpft. Als einer der ersten Klubs hat Werder, wo mit Anne-Kathrin
       Laufmann seit Anfang des Jahres eine Frau Teil der vierköpfigen
       Geschäftsführung ist, eine Kooperation mit dem Netzwerk vereinbart.
       
       Dabei geht es konkret um die Förderung von Frauen in Vereinen, aber auch um
       eine karrierebegleitende Qualifizierung von fußballspielenden Frauen. „Wir
       müssen die bestehenden Strukturen verändern“, sagte Laufmann am
       Freitagabend.
       
       15 Oct 2023
       
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 (DIR) Ralf Lorenzen
       
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