# taz.de -- Spanien vor dem Endspiel: Heikle Situation um Las 15
       
       > Gibt der aktuelle WM-Erfolg Spaniens Trainer und Verband recht? Verstummt
       > die Kritik an den spanischen Verantwortlichen? Alles ist möglich.
       
 (IMG) Bild: Spanien jubelt nach dem Sieg gegen Schweden, schweißt es auch zusammen?
       
       Spanien hatte schon mit dem Halbfinaleinzug Historisches erreicht, denn so
       weit kam man bei einer WM bisher noch nie, durch den Finaleinzug wird das
       Ganze noch einmal getoppt. Wer weiß, vielleicht gelingt dem Team um
       Putellas und Bonmatí ja sogar der ganz große Wurf zum Titel. Den begnadeten
       Spielerinnen ist das ohne Zweifel zu gönnen, der Erfolg bringt aber die
       Fans und Beobachter*innen in einen Zwiespalt. Die Situation um Las 15,
       die zurückgetretenen Spielerinnen, ist heikel.
       
       [1][Die Vorwürfe gegen Trainer Jorge Vilda] wurden medial an vielen Stellen
       ausgeblendet, und die Spanierinnen selbst betonten, sich auf Fußball
       konzentrieren zu wollen. Kamerabilder vom Geschehen neben dem Platz und
       nach Abpfiff zeigen sie immer wieder als Gruppe jubelnd, ohne ihren Coach,
       und verweigerte Handschläge zwischen Putellas und Staff. Viel Raum für
       Interpretationen, doch liegen dem, wie hier bereits thematisiert, eben
       handfeste Themen zugrunde.
       
       Gibt der aktuelle Erfolg Trainer und Verband recht? Beide Parteien könnten
       das so sehen. Das zumindest ist die Befürchtung derjenigen, die sich
       wünschen, dass das Wohl der Spielerinnen im Mittelpunkt steht. Der
       Präsident des Königlichen Spanischen Fußballverbandes RFEF, Luis Rubiales,
       gilt als Freund der Familie Vilda; und Jorge Vildas Vater hat ebenfalls
       eine Position in der Direktion Fußball der Frauen im RFEF inne. Wenn selbst
       der zwischenzeitliche Rücktritt von 15 Spielerinnen nicht genug Druck
       erzeugt hat, wie soll es dann ein Finaleinzug oder erst ein möglicher
       Titelgewinn schaffen, nach welchem doch alle Beteiligten sagen könnten:
       „Jetzt erst recht weiter so!“
       
       Jennifer Hermoso ist schon lange dabei und hat bereits die vorherigen
       Kämpfe zwischen Spielerinnen und Verband miterlebt, sie widmete den Einzug
       ins Finale unter anderem der ehemaligen Kapitänin Verónica Boquete, die
       [2][nach der WM 2015 in Kanada] den Boykott gegen Vildas Vorgänger
       Ignacio Quereda angeführt hatte.
       
       ## Jetzt reicht's
       
       Eine Möglichkeit könnte sich dadurch bieten, dass die Spielerinnen trotz
       unterschiedlicher Haltungen geschlossen auftreten und womöglich als Einheit
       direkt nach dem Finale ein erneutes Statement veröffentlichen. À la: „Wir
       sind trotz allem so weit gekommen, aber jetzt reicht’s!“
       
       Diese scheinbar unauflösbaren Situationen sind im Fußball nicht neu, allein
       bei dieser WM finden sich zahllose andere Beispiele. Beim Thema
       Finanzierung gibt es diese Widersprüche ständig. Wenn ein unterfinanziertes
       Team mehr erreicht als erwartet, heißt es, es funktioniere doch
       offensichtlich alles auch so.
       
       Und wenn es erst seit vergleichsweise kurzer Zeit bessere Voraussetzungen
       gibt und sich das mal nicht im einkalkulierten Erfolg niederschlägt, haben
       wir das Spiel andersherum: „Wozu Geld reinstecken, es hat ja nichts
       gebracht? Und vielleicht mit weniger Geld vorher sogar mehr.“ Diese
       Unterhaltungen kennt man auch aus Deutschland.
       
       17 Aug 2023
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Annika Becker
       
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