# taz.de -- +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Prigoschin offenbar in Belarus
       
       > Der belarussische Präsident Lukaschenko sagt, Prigoschin sei in Belarus
       > angekommen. Wladimir Putin räumt die staatliche Finanzierung der
       > Wagner-Gruppe ein.
       
 (IMG) Bild: Ist besorgt um die Stabilität Russlands: Belarus-Präsident Alexander Lukaschenko
       
       ## Prigoschin ist laut Lukaschenko in Belarus
       
       Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko hat die Ankunft des Chefs
       der Privatarmee Wagner in Belarus nach deren abgebrochener Revolte in
       Russland bestätigt. „Ja, wirklich, er ist heute in Belarus“, sagte
       Machthaber Alexander Lukaschenko am Dienstag in Minsk der staatlichen
       Nachrichtenagentur Belta zufolge. Der Aufenthaltsort von Jewgeni Prigoschin
       war zunächst unbekannt gewesen. Im Fall seiner Ausreise nach Belarus war
       ihm vom Kreml Straffreiheit zugesichert worden. (ap/dpa)
       
       ## Putin räumt Finanzierung der Wagner-Gruppe ein
       
       Kremlchef Wladimir Putin hat erstmals eingeräumt, dass die Wagner-Armee des
       Geschäftsmanns Jewgeni Prigoschin vollkommen vom russischen Staat
       finanziert wurde. „Wir haben diese Gruppe komplett finanziert“, sagte Putin
       am Dienstag der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge bei einem
       Treffen mit Soldaten.
       
       Putin hatte die Wagner-Leute am Samstag angesichts ihres inzwischen
       beendeten Aufstands als „Verräter“ bezeichnet. Nach Darstellung Putins
       erhielt die Gruppe von Mai 2022 bis Mai 2023 insgesamt 86,26 Milliarden
       Rubel (rund 930 Millionen Euro) aus dem Staatshaushalt. Offiziell nennt
       sich die Wagner-Armee ein privates Militärunternehmen.
       
       Zugleich kündigte Putin eine Untersuchung der Geldströme bei der
       Muttergesellschaft der Wagner-Armee, der Concord-Holding, an. Denn während
       die Wagner-Truppe vollständig vom Staat finanziert worden sei, habe Concord
       zugleich 80 Milliarden Rubel verdient. „Ich hoffe, dass niemand etwas
       gestohlen hat oder, sagen wir, ein bisschen gestohlen hat“, sagte der
       Kremlchef. (dpa)
       
       ## Lukaschenko warnt vor Staatskollaps in Russland
       
       Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko hat den kurzzeitigen
       Aufstand der Wagner-Söldnereinheiten als Gefahr für Russland bezeichnet.
       „Wenn Russland zusammenbricht, werden wir unter den Trümmern zurückbleiben,
       wir werden alle sterben“, sagte Lukaschenko nach Angaben der staatlichen
       belarussischen Nachrichtenagentur Belta am Dienstag bei einer
       Auszeichnungszeremonie in Minsk für hochrangige Militärs.
       
       Er habe während des Wagner-Aufstandes in Russland die Streitkräfte seines
       Landes sofort in Kampfbereitschaft versetzt, sagte Lukaschenko. Die Armee
       sowie auch Polizei und Spezialeinheiten seien innerhalb eines Tages „in
       volle Gefechtsbereitschaft“ gebracht worden. [1][Lukaschenko, der enger
       Verbündeter von Kremlchef Wladimir Putin] ist, hatte in dem Konflikt mit
       dem Söldnerchef Jewgeni Prigoschin am Samstag vermittelt. Prigoschin soll
       nach Darstellung des Kremls in Belarus Zuflucht finden.
       
       Lukaschenko räumte ein, dass alle Beteiligten die Gefahr der Eskalation des
       Konflikts anfangs falsch eingeschätzt hätten. Die Beteiligten hätten
       geglaubt, dass sich die Situation so lösen lasse. Daher seien weder er noch
       Putin oder Prigoschin als „Helden“ zu bezeichnen. Zwei Menschen seien
       „aufeinandergeprallt“, sagte er mit Blick auf Putin und Prigoschin. „In
       diesem Fall gibt es keine Helden“, fügte Lukaschenko hinzu und kritisierte
       damit auch Kreml-Chef Putin. (dpa)
       
       ## Prigoschins Flugzeug in Belarus gelandet
       
       Der Jet des Chefs der Wagner-Gruppe Jewgenij Prigoschin ist offenbar in
       Belarus gelandet. Das Flugzeug, das laut US-Sanktionsunterlagen mit dem
       abgetauchten Söldnerchef Jewgeni Prigoschin in Verbindung gebracht wird,
       ist Flugdaten zufolge am Dienstagmorgen von Russland nach Belarus geflogen.
       Der Flugbeobachtungsseite Flightradar24 zufolge ist das Flugzeug [2][mit
       der Kennung RA-02795 inzwischen] in Belarus gelandet.
       
       Die Identifizierungscodes der Embraer Legacy 600 stimmen den US-Unterlagen
       zufolge mit jenen überein, die zu einem von den USA Prigoschin zugeordneten
       Flugzeug gehören. Laut der Vereinbarung, die am Samstag zum plötzlichen
       Ende des Söldneraufstands in Russland führte, sollte Prigoschin in Belarus
       ins Exil gehen. Der 62-Jährige hat sich zwar inzwischen mit einer
       Audiobotschaft zu Wort gemeldet. Über seinen Aufenthaltsort gab es bisher
       aber keine Informationen. (rtr/taz)
       
       ## FSB stellt Ermittlungen gegen Wagner-Chef ein
       
       Der russische Inlandsgeheimdienst FSB hat nun offiziell die Ermittlungen
       zum bewaffneten [3][Aufstand der Privatarmee Wagner von Jewgeni Prigoschin]
       eingestellt. Die Beteiligten der Meuterei hätten ihre Aktivitäten
       aufgegeben, deren Ziel die Verübung eines Verbrechens gewesen sei, teilte
       der FSB am Dienstag mit. Deshalb und wegen anderer „relevanter Umstände“
       sei der Fall geschlossen worden.
       
       Der Kreml hatte am Samstag mitgeteilt, als Teil einer Vereinbarung, die den
       Wagner-Aufstand beendete, sollten die strafrechtlichen Ermittlungen gegen
       Prigoschin beendet werden. Allerdings berichteten russische Medien am
       Montag, die Ermittlungen gegen Prigoschin würden noch fortgesetzt.
       
       Weiterer Teil der Einigung war, dass Prigoschin nach Belarus ins Exil gehen
       sollte. Das auf die Beobachtung von Militäraktivitäten spezialisierte
       unabhängige Projekt Belaruski Hajun teilte mit, ein Privatjet Prigoschins
       sei am frühen Dienstagmorgen auf einem Militärflugplatz außerhalb der
       belarussischen Hauptstadt Minsk gelandet. Ob der Wagner-Chef an Bord war,
       blieb unklar. (ap)
       
       ## Wagner-Gruppe bereitet Übergabe der Waffen an Russland vor
       
       Nach ihrem abrupt beendeten Aufstand wird die Söldnergrupppe Wagner einem
       Medienbericht zufolge ihre militärische Ausrüstung an das russische
       Verteidigungsministerium übergeben. Vorbereitungen für diesen Schritt
       liefen, meldet die russische Nachrichtenagentur RIA unter Berufung auf das
       Ministerium.
       
       Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin hatte sich vor der Rebellion gegen
       Anordnungen zur Wehr gesetzt, seine Truppen unter das Kommando des
       Verteidigungsministeriums zu stellen. Am Freitag startete er einen Aufstand
       mit einem Marsch seiner Kämpfer auf Moskau, den er am Samstag plötzlich
       abbrach. Einer Vereinbarung mit der russischen Regierung zufolge soll er in
       Belarus ins Exil gehen. Die Söldner sollen demnach ebenfalls straffrei in
       das Nachbarland ziehen oder in Russland bleiben. Dort könnten sie sich der
       Armee anschließen. (rtr)
       
       ## Putin wendet sich an die Nation
       
       Sein Gesichtsausdruck war müde, sein Ton streng: In einer fünfminütigen
       Fernsehansprache kurz vor Mitternacht am Montag hat sich der russische
       Präsident Wladimir Putin zum kurzzeitigen Aufstand der Söldnertruppe Wagner
       geäußert – den Namen seines Widersachers Jewgeni Prigoschin nahm er jedoch
       nicht in den Mund.
       
       Die Rädelsführer der Meuterei hätten versucht, die Wagner-Soldaten zu
       zwingen, „ihre eigenen Leute zu erschießen“, sagte er. „Russlands Feinde“
       hätten gehofft, die Rebellion spalte und schwäche das Land, so Putin. Sie
       hätten sich aber „verrechnet“. Die Rädelsführer bezeichnete er als
       Verräter, die der ukrainischen Regierung in die Hände gespielt hätten.
       
       Putin war sichtlich bemüht, Stabilität zu vermitteln. Er versuchte, die
       Urheber des Aufstands zu kritisieren, ohne den Großteil der Söldner und
       deren Anhänger zu verärgern. Der Präsident lobte die Truppe dafür, dass sie
       die Situation nicht in ein „großes Blutvergießen“ habe ausarten lassen. Und
       er sagte, die Nation sei geeint.
       
       Russische Staatsmedien hatten prophezeit, diese Rede werde „das Schicksal
       Russlands bestimmen.“ Tatsächlich brachte die Ansprache keine
       bahnbrechenden Entwicklungen mit sich. Abbas Galjamow, ein ehemaliger
       Redenschreiber des Kremls und heutiger politischer Analyst, bezeichnete die
       Rede als schwach. (ap)
       
       Unterstützung für Schoigu 
       
       Der Kreml berichtete später von einem Treffen Putins mit Vertretern der
       Sicherheitsbehörden, der Strafverfolgungsbehörden und des Militärs –
       darunter Verteidigungsminister Sergej Schoigu, den Prigoschin durch den
       Aufstand hatte stürzen wollen. Putin dankte den Mitgliedern seines Teams
       für ihre Arbeit während des Wochenendes. Zuvor hatten die Behörden ein
       Video veröffentlicht, das Schoigu in der Ukraine zeigte. Beobachter
       werteten es als Versuch des Verteidigungsministeriums, nach den chaotischen
       Ereignissen vom Wochenende ein Bild zu vermitteln, wonach Schoigu noch die
       Fäden in der Hand halte.
       
       Westliche Staaten haben sich bislang mit Kommentaren zu der Meuterei
       zurückgehalten. US-Präsident Joe Biden sagte, die USA und die Nato seien
       daran in keiner Weise beteiligt gewesen. In einer Rede im Weißen Haus
       erklärte Biden, er sei vorsichtig mit öffentlichen Äußerungen, weil er
       Putin keinen Vorwand geben wolle, „die Schuld auf den Westen und die Nato
       zu schieben“. Russlands Außenminister Sergej Lawrow hat bereits mitgeteilt,
       Moskau untersuche, ob westliche Geheimdienste in den Aufstand verwickelt
       seien.
       
       Wagner-Chef Prigoschin hatte sich zuvor mit einer markigen Erklärung zu dem
       kurzlebigen Aufstand zu Wort gemeldet. Er habe nicht putschen wollen, sagte
       er, sondern die Zerstörung seiner privaten Militärfirma verhindern. „Wir
       haben unseren Marsch wegen einer Ungerechtigkeit begonnen“, sagte er in
       einer elfminütigen Audioaufnahme. Die Rebellion sei eine Reaktion auf einen
       Angriff auf seine Truppe gewesen, bei dem Dutzende Kämpfer getötet worden
       seien. Er machte keine Angaben darüber, wo er sich aufhielt. Ein populärer
       russischer Nachrichtenkanal bei Telegram berichtete jedoch, er sei in einem
       Hotel in der belarussischen Hauptstadt Minsk gesehen worden. (ap)
       
       ## Russische Kampfflugzeugübungen über der Ostsee
       
       Über der Ostsee führen russische Kampfjets nach Angaben des russischen
       Verteidigungsministeriums taktische Übungen durch. „Die Besatzungen der
       Su-27 der Baltischen Flotte feuerten aus der Luft auf Marschflugkörper und
       feindliche Flugzeugattrappen“, teilt das Ministerium mit. „Das Hauptziel
       der Übung ist es, die Bereitschaft der Flugbesatzungen zu testen, Kampf-
       und Spezialaufgaben wie vorgesehen durchzuführen.“ Die Besatzungen der
       Kampfjets würden nicht nur ihre Fähigkeiten verbessern, sondern seien auch
       „rund um die Uhr im Kampfeinsatz“, um den Luftraum der russischen Exklave
       Kaliningrad zu schützen. (rtr)
       
       ## USA: Militärhilfe in Millionenumfang für die Ukraine
       
       Das Pentagon will der Ukraine weitere Militärhilfe im Umfang von bis zu 500
       Millionen US-Dollar (rund 458 Millionen Euro) bereitstellen. Dies teilten
       US-Regierungsvertreter am Montag mit. Das Paket werde mehr als 50
       gepanzerte Kampffahrzeuge und Raketen für Luftabwehrsysteme umfassen. Die
       US-Militärhilfe soll die ukrainische Gegenoffensive stärken, die sich in
       der Frühphase befindet und langsam vorankommt. Mit einer offiziellen
       Bekanntgabe des neuen US-Pakets wird an diesem Dienstag gerechnet. (ap)
       
       ## Britische Kampfflugzeuge über Schwarzem Meer abgefangen
       
       Russland hat nach eigenen Angaben am Montag durch die Entsendung zweier
       Kampfjets zwei britische Kampfflugzeuge daran gehindert, über dem Schwarzen
       Meer in seinen Luftraum einzudringen. „Als sich die russischen
       Kampfflugzeuge näherten, drehten die ausländischen Kriegsflugzeuge ab und
       entfernten sich von der russischen Grenze“, erklärte das
       Verteidigungsministerium in Moskau in einer Stellungnahme.
       
       Demnach handelte es sich um zwei Typhoon-Jets der Royal Air Force, die von
       einem Aufklärungsflugzeug vom Typ RC-135 begleitet worden seien. Die
       russischen Flugzeuge seien „sicher zu ihren Heimatstandorten“
       zurückgekehrt, erklärte das Ministerium. Großbritannien äußerte sich
       zunächst nicht zu dem Vorfall.
       
       Vor dem Hintergrund des Ukraine-Konflikts war es zuletzt vermehrt zu
       Zwischenfällen mit russischen und westlichen Flugzeugen gekommen – sowohl
       über dem Schwarzen Meer als auch über der Ostsee. Ende Mai hatte Moskau
       bekannt gegeben, bei zwei verschiedenen Vorfällen innerhalb einer Woche
       vier Jets der US-Luftwaffe über der Ostsee abgefangen zu haben. Russische
       Flugzeuge fingen Moskau zufolge zudem französische, deutsche und polnische
       Militärflugzeuge ab.
       
       Im März war eine US-Drohne über dem Schwarzen Meer abgestürzt, nachdem sie
       mit einem russischen Kampfjet zusammengestoßen war. Der Vorfall hatte zu
       Spannungen zwischen Moskau und Washington geführt. (afp)
       
       27 Jun 2023
       
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