# taz.de -- USA empfangen Indiens Premierminister: Diplomatie und Drohnenkäufe
       
       > Beim Besuch von Indiens Premier Modi in den USA stehen
       > Militärkooperationen im Vordergrund. Die USA versuchen, Indien enger an
       > den Westen zu binden.
       
 (IMG) Bild: Ein Mann wartet auf den indischen Premierminister Narendra Modi, der zum Staatsbesuch angereist war
       
       Mumbai taz | Nach neun Jahren im Amt wird der indische Premier Narendra
       Modi am Mittwoch zu seinem ersten Staatsbesuch in den USA erwartet. Es ist
       eine Reise, auf die Modi lange gewartet haben dürfte und die ihm zu Hause
       Respekt verschafft. Der 72-Jährige beginnt seine dreitägige Reise in New
       York, wo er am Sitz der Vereinten Nationen den Weltyogatag begehen wird.
       Anschließend fliegt er nach Washington. Dort wird ihn sein Gastgeber,
       US-Präsident Joe Biden, empfangen. Weitere bilaterale Treffen und Gespräche
       mit Vorstandsvorsitzenden sind geplant.
       
       Im Mittelpunkt der Reise stehen strategische und verteidigungspolitische
       Vereinbarungen. Zuletzt war Modi 2019 in Texas, wo er mit Donald Trump die
       indische Diaspora begrüßte. Von 2005 bis zu seiner [1][Ernennung zum
       Premier 2014] war Modi die Einreise in die USA jedoch untersagt. Grund
       dafür waren die interreligiösen [2][Unruhen in Gujarat] im Jahr 2002 mit
       zahlreichen Todesopfern. Damals war der [3][hindunationalistische]
       Karrierepolitiker Ministerpräsident des Bundesstaates.
       
       Modis Beziehungen zu den USA haben sich trotz der Einschränkungen in
       Presse- und Meinungsfreiheit weiter gefestigt. „In den USA besteht über
       mehrere Regierungen hinweg ein Konsens, dass eine starke Beziehung zu
       Indien wichtig ist“, sagt der Außenpolitikexperte Harsh V. Pant von der
       Denkfabrik Observer Research Foundation (ORF) in Delhi. Das unterstreicht
       der jüngste Besuch von Verteidigungsminister Lloyd Austin im Juni.
       
       Einen Tag darauf folgte ihm sein deutscher Amtskollege. Beide stellten
       Rüstungskooperationen in Aussicht. Noch in Indien wurde eine
       Absichtserklärung zwischen der Marinetochter des Kieler Konzerns
       ThyssenKrupp und der Mumbai-Werft MDL über den Bau von U-Booten (über 5
       Milliarden Dollar) unterzeichnet. Vor Modis Abreise genehmigte das indische
       Verteidigungsministerium den Kauf von bewaffneten „Predator“-Drohnen aus
       den USA über 3 Milliarden Dollar.
       
       ## Drohnen und Kampfjet-Triebwerke
       
       Sollte das Geschäft zustande kommen, wäre es der erste Verkauf bewaffneter
       Drohnen der USA an ein Nicht-Nato-Mitglied. Die unbemannten Kampfflugzeuge
       vom Typ MQ-9B sollen im Indischen Ozean eingesetzt werden. Indien verfügt
       seit 2020 über zwei solcher Kampfflugzeuge – allerdings unbewaffnete
       Modelle für Überwachungszwecke, die derzeit von den USA geleast sind. Auch
       gibt es Berichte, dass eine gemeinsame Produktion von
       Kampfflugzeugtriebwerken sowie eine Zusammenarbeit in der
       Halbleiterindustrie geplant sind, wohl um Engpässen aus China und Taiwan in
       Zukunft vorbeugen zu können.
       
       Die Verteidigungszusammenarbeit ist ein langfristiges Projekt, betont Harsh
       V. Pant gegenüber der taz. „Als es um die Verteidigungszusammenarbeit ging,
       gab es in Indien Bedenken, die USA seien nicht bereit, kritische
       Technologie mit Indien zu teilen“, sagt er. Diese Bedenken seien ausgeräumt
       worden. „Die US-Regierung hat ihre Unternehmen geradezu aufgefordert, die
       Modernisierung der indischen Verteidigung zu unterstützen“, so Pant.
       
       Der Krieg in der Ukraine hat die geopolitische Lage verändert. Spätestens
       mit der G-20-Präsidentschaft Indiens ist das Schwellenland weiter weg von
       Russland und näher an den Westen gerückt. Indien beobachtet den Krieg in
       der Ukraine kritisch; auch wenn es derzeit von niedrigen Preisen für
       russisches Öl und Gas profitiert, versucht es eine neutrale Position
       einzunehmen. Es gibt berechtigte Sorgen über die Zuverlässigkeit der
       Waffenlieferungen des alten Verbündeten Moskau. „In Indien werden Stimmen
       laut, die infrage stellen, ob Russland genug (militärische Ausrüstung) hat,
       um Indien weiterhin zu unterstützen“, so Pant.
       
       Dass Indien auch deshalb unabhängiger von Rüstungslieferungen aus Russland
       werden will, sehen Länder wie die USA und Deutschland als Chance. Die
       wachsende Sicherheitsbedrohung durch China ist auch ein Faktor dafür, dass
       Washington und Delhi sich strategisch annähern und den Verteidigungsbereich
       verstärken wollen.
       
       ## Ständige Spannungen mit China
       
       Die USA würden Indien helfen, China in den Grenzregionen entgegenzutreten
       und eine Verteidigungsbasis aufzubauen, äußerte sich laut Medienbericht ein
       hochrangiger US-Kommandeur. Auch im strategisch wichtigen Indopazifik
       wollen Washington, Delhi, aber auch Deutschland Peking die Stirn bieten.
       
       „Wir wissen, dass Indien und die Vereinigten Staaten große, komplizierte
       Länder sind“, äußerte sich US-Außenminister Antony Blinken im Vorfeld des
       Besuchs. Es gäbe noch einiges zu tun, um die Transparenz zu verbessern,
       Marktzugänge zu fördern und Demokratie zu stärken. Doch der Kurs ist
       gesetzt.
       
       Vor dem Hintergrund der ständigen Spannungen entlang der 3.500 Kilometer
       langen Grenze zu China, von Indiens Opposition als Schwäche der Regierung
       kritisiert, kann es Modi nur recht sein, mit seinem Besuch einen
       Meilenstein zu setzen.
       
       Dass 2024 sowohl in Indien (im Frühling) als auch in den USA (Ende des
       Jahres) Wahlen anstehen, wird nicht ohne Bedeutung sein. Die indische
       Diaspora in den USA wächst. Modi kann seinen USA-Besuch auch innenpolitisch
       vermarkten.
       
       20 Jun 2023
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
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