# taz.de -- Spitzenkandidatin verlässt die Partei: Austritt zum Wachrütteln
       
       > Die grüne Spitzenkandidatin für Bremerhaven Sülmez Çolak tritt aus der
       > Partei aus. Sie fühle sich von den Grünen nicht mehr gehört.
       
 (IMG) Bild: Sülmez Çolak wirbt im April als Bürgerschaftsvizepräsidentin für die Wahl
       
       Bremen taz | Mit einem langen Brief an ihren Landesvorstand verkündet
       Sülmez Çolak den nächsten Personal-Kracher nach der Bremer
       Bürgerschaftswahl: Die Spitzenkandidatin der Grünen für Bremerhaven tritt
       aus der Partei aus. Ihr Mandat möchte sie aber „wahrscheinlich annehmen“.
       Vorher hatte bereits der Landesvorstand aus [1][Alexandra Werwath und
       Florian Pfeffer verkündet], bei der nächsten regulären Wahl nicht mehr
       anzutreten. Und [2][Spitzenkandidatin und Umweltsenatorin Maike Schaefer]
       steht seit Montag nicht mehr für einen Senat mit möglicher grüner
       Beteiligung zur Verfügung.
       
       „Ich möchte die Grünen wachrütteln“, sagt Çolak der taz zu ihrem Austritt.
       „Ich habe das Gefühl, dass die mir einfach nicht zugehört haben.“ Sie habe
       sich von der Partei entfremdet. Am Montag habe sie den Landessprecher
       gefragt, ob auch Bremerhaven in den kommenden Sondierungsgesprächen
       vertreten sein werde – die Antwort sei Nein gewesen. Ebenso die Reaktion
       auf Çolaks Forderung, dass Bremerhaven künftig eine stärkere Rolle in der
       Landespolitik spielen werde. „Mit einer Stadt, die so viele soziale
       Probleme hat, geht man nicht so um“, sagt die gebürtige Bremerhavenerin.
       
       Die Wahl – vor allem das starke Ergebnis der [3][rechten Bürger in Wut] –
       habe gezeigt, dass die Menschen sich nicht verstanden fühlen. „Man muss die
       Sorgen ernst nehmen, mit den Leuten ins Gespräch kommen. Es kann nicht
       sein, dass die Menschen vor der Politik der Grünen Angst haben, weil sie
       noch mehr Probleme fürchten.“ Die Partei habe sich von den Menschen
       abgekoppelt, so ihr Vorwurf.
       
       Der Austritt ist Çolak nicht leicht gefallen. „Ich hätte es mir auch
       einfach machen und dabei bleiben können, aber es ist mir wichtig, dass die
       Themen gesehen werden.“ Die Landespolitik bestehe eben nicht nur aus
       stadtbremischen Themen. Egal, wer die nächste Landesregierung stelle: „Ich
       erwarte, dass man diese Problematiken viel stärker als Schwerpunkt der
       Landespolitik sieht. Sonst ist man mitverantwortlich dafür, dass Rechte und
       Enttäuschte viel stärker werden.“
       
       Ein endgültiges Ergebnis der Wahl wird am Donnerstag erwartet. Das
       Auszählen dauert wegen des komplizierten Bremer Wahlsystems und den vielen
       Briefwähler*innen so lange. Derzeit stehen die Grünen im Land Bremen
       bei 12,4 Prozent, die Bürger in Wut bei 9,4. Im Wahlkreis Bremerhaven kommt
       die rechte Wählervereinigung sogar auf 22,7 Prozent und liegen als
       zweitstärkste Kraft vor der CDU.
       
       Çolak sitzt seit 2011 im Bremer Parlament. In der vergangenen
       Legislaturperiode war die Anwältin Vizepräsidentin der Bürgerschaft, sowie
       Fraktionssprecherin für Bremerhaven- und Rechtspolitik.
       
       17 May 2023
       
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