# taz.de -- das wird: „Wir handeln nicht nachhaltig“
       
       > Keine falschen Hoffnungen in Sachen Nachhaltigkeit weckt ein Symposium in
       > Hamburgs Oberhafen
       
       Interview Paul Weinheimer
       
       taz: Was haben Angst, Ekel und Scheitern mit Nachhaltigkeit zu tun? 
       
       Yvonne Siegmund: Es geht uns darum, die blinden Flecken der Nachhaltigkeit
       sichtbar zu machen. Darunter fallen Widersprüchlichkeiten im nachhaltigen
       Handeln, Ignoranz oder Kurzsichtigkeit sowie Doppelmoral, Intransparenz
       oder Illusionen, die politisch und im eigenen Handeln bestehen.
       
       Geht es also um neue Perspektiven auf den Begriff der Nachhaltigkeit? 
       
       Der Begriff wird mittlerweile sehr inflationär verwendet: Welches
       Unternehmen labelt sich nicht damit, welche Politiker*innen tun das
       nicht? Fakt ist dabei jedoch, dass wir nicht konsequent nachhaltig handeln
       und leben können. Es ist nicht leicht, in einer schmutzigen Welt sauber zu
       bleiben, auf dieser Aussage fußt gewissermaßen unsere These.
       
       Inwiefern? 
       
       Im Grunde genommen verlagern wir Probleme permanent, also räumlich oder
       zeitlich.Beispielsweise landen unser Müll, und unser Elektroschrott im
       globalen Süden. Ebenso verhält es sich mit Nachhaltigkeitszielen, die
       werden politisch aufgeschoben und sind abhängig von Legislaturperioden und
       von dem Willen großer Unternehmen, also marktwirtschaftlichen Interessen.
       
       Was ist das Ziel des Symposiums? 
       
       Wir glauben, dass man mit einer größeren Offenheit und damit auch
       Ehrlichkeit künftig Fragen besser beantworten kann und dadurch auch bessere
       und nachhaltigere Ergebnisse erreicht.
       
       Der Titel „Angst, Ekel, Scheitern“ wirkt dystopisch: Findet sich das im
       Programm wieder? 
       
       Ja und Nein. Mir ist es wichtig zu betonen, dass wir uns dem Ganzen in der
       Veranstaltung nicht nur über klassische Vorträge annehmen. Das Programm ist
       sehr bunt. Es wird auch interaktive Formate geben, unter anderem mit einem
       spielerischen Augenzwinkern. Darunter mitunter partizipative Workshops und
       künstlerische Positionen. Beispielsweise haben wir aus alten Kartons eine
       regelrechte Halle gebaut, in die man sich begeben kann und die wie ein
       moderner Beichtstuhl funktioniert. Dort kann man seine Sünden an die Wand
       schreiben und am Ende der Veranstaltung wollen wir diese gemeinsam
       zerschneiden und als „Wall of Shame“ präsentieren. Ich denke nicht, dass es
       thematisch düster wird. Es soll vor allem auch Spaß machen, sich damit
       auseinanderzusetzen. Es ist dabei nicht nur das eine oder das andere,
       sondern immer beides.
       
       Welches Publikum soll die Veranstaltung ansprechen? 
       
       Eigentlich alle Menschen, die Interesse an Nachhaltigkeit haben.
       
       Aus welchen Bereichen kommen die Sprecher:innen? 
       
       Es gibt vermehrt Beiträge aus der Architektur, der Kunst und Kultur. Dabei
       allerdings auch praxisnahe Bereiche. So unter anderem die Hanseatische
       Materialverwaltung, die über das Scheitern spricht. Das ist gerade im Feld
       der Gemeinnützigkeit leider oft ein Thema. Wir haben außerdem eine
       Vertreterin von Scientist Rebellion zu Gast. Ebenso wie
       Wissenschaftler:innen aus verschiedenen Feldern, die sich mit dem
       Natur-Mensch Verhältnis und der globalen Klimakrise auseinandersetzen.
       
       Auf Ihrer Website stehen schon die Folgejahre, handelt es sich um eine
       fortlaufende Reihe? 
       
       Das war eine witzige Idee unseres Grafikers, der das anfangs erwähnte
       „Aufschieben“ von politischen Zielen versucht hat, grafisch umzusetzen.
       Außerdem gibt es natürlich den Wunsch, die Veranstaltung zu verstetigen.
       Diese Pläne sind allerdings bislang noch unkonkret.
       
       24 May 2023
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Paul Weinheimer
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA