# taz.de -- Sacramento Kings überraschen in der NBA: Hoffnungsspendende Kuhglocken
       
       > Die Basketballer der Sacramento Kings ärgern in den Playoffs mächtig den
       > Titelverteidiger. Am Mittwoch ist der nächste Clou geplant.
       
 (IMG) Bild: Der sprunggewaltige De'Aaron Fox von den Kings setzt gegen Stephen Curry zum Wurf an
       
       Es fehlte nur ein Punkt am Sonntagabend in San Francisco und die Sacramento
       Kings wären in der bislang aufregendsten Playoff-Serie der NBA-Saison dem
       Titelverteidiger Golden State mit Drei zu Einem Spiel davongezogen. Doch
       die erfahrenen Warriors, die in den vergangenen acht Jahren sechs Mal
       [1][im NBA-Finale standen], schafften es gerade noch einmal, den jungen
       Star der Kings, De’Aaron Fox, in den letzten Spielsekunden an einem
       Siegwurf zu hindern.
       
       Bei dem Versuch, in bewährter Manier im letzten Augenblick das Spiel zu
       entscheiden, so der Aberglauben der Anhänger, hat Fox auch die vertraute
       Geräuschkulisse gefehlt, mit der ihm während der gesamten Saison seine Fans
       Mut gemacht haben. Die Kuhglocken, mit denen die Kings-Fans trotzig ihren
       Stolz darauf bekunden, vom Land zu kommen, waren nämlich in der vornehmen
       Großstadt San Francisco, dem Heim der mondänen Warriors, untersagt worden.
       
       Am Mittwoch (Ortszeit), zuhause in Sacramento, werden sie dann jedoch
       wieder erklingen und den Kings dabei helfen, die Hoffnung auf eine
       Sensation wach zu halten. Niemand hätte zu Beginn der Spielzeit 2022/23
       geglaubt, dass es die Kings überhaupt in die Playoffs schaffen. Hätte
       jemand behauptet, dass sie dabei in der ersten Runde dem amtierenden
       Champion derart die Hölle heiß machen, wäre er oder sie als Fantastin
       abgestempelt worden.
       
       Am wenigsten hatten die Sacramento-Fans selbst daran geglaubt. 16 Jahre ist
       es her, dass das Team aus der Mitte des landwirtschaftlichen Central Valley
       von Kalifornien das letzte Mal in der Ausscheidungsrunde um die
       Meisterschaft stand. „Sie haben das ganze Jahr lang fantastisch gespielt,
       aber bis sie sich tatsächlich für die Playoffs qualifiziert hatten, hat
       sich hier in Sacramento niemand so recht getraut, wirklich daran zu
       glauben“, sagte kürzlich Stadionsprecher Scott LaMoak gegenüber dem lokalen
       Fernsehsender KCRA.
       
       ## Wachsendes Selbstbewusstsein
       
       Doch im Verlauf der vier Playoff-Spiele gegen Golden State begann das
       Underdog-Gefühl der Kings zu einem immer solideren Selbstbewusstsein
       anzuschwellen. Die Kuhglocken, welche die Vorurteile gegen die
       Hinterwäldler ironisch auf die Schippe nehmen, beginnen immer bedrohlicher
       in den Ohren der Warriors und anderer großer NBA-Teams zu läuten.
       Vielleicht wurden sie auch deshalb im schicken Mission District von San
       Francisco verboten.
       
       Dabei haben die beiden kalifornischen Mannschaften mehr gemein, als sich
       dies zumindest die Warriors eingestehen wollen. Mehr als einmal wurden in
       dieser Saison De’Aaron Fox und Kevin Huerter mit den Splash Brothers
       verglichen, dem dynamischen Duo [2][Stephen Curry] und Klay Thompson, die
       bei den Warriors den Kern des beständigen Erfolgsteams bilden. Nur dass sie
       frischer und unverbrauchter sind. So hat Fox bislang zumindest von der
       Statistik her in den Playoffs den zweifachen Liga-MVP Curry deutlich
       überflügelt.
       
       Zufall sind die Gemeinsamkeiten zwischen den Warriors und den Kings
       freilich nicht. Der Mann, der den Kings, die 16 Jahre lang auf keinen
       grünen Zweig zu kommen vermochten, auf die Erfolgsspur verhalf, kam direkt
       aus San Francisco. Bevor Mike Brown im vergangenen Jahr Cheftrainer in
       Sacramento wurde, koordinierte er [3][unter Steve Kerr] die Defensive der
       Warriors.
       
       Darüber, dass man in der ländlichen Hauptstadt des Staates die Ideen, die
       er aus der Stadt mitgebracht hat, so schnell umgesetzt hat, ist Brown
       freilich selbst erstaunt. „Ich habe gewusst, dass dieses Team das Potenzial
       hat“, sagt der frisch gewählte Trainer des Jahres. „Dass wir so schnell
       zusammenfinden, verblüfft mich allerdings selbst“.
       
       Das ist für Brown jedoch kein Grund, falsche Demut an den Tag zu legen.
       „Wir sind nicht zufrieden damit, überhaupt in den Playoffs zu stehen. Wir
       wollen um den Titel spielen.“ Wenn nicht dieses Jahr, dann im nächsten. Und
       so wird sich die NBA wohl an die Kuhglocken aus Sacramento gewöhnen müssen.
       
       26 Apr 2023
       
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