# taz.de -- Putins Rede zur Lage der Nation: Alles für den Krieg
       
       > Der russische Präsident signalisiert Bereitschaft, bis zum Äußersten zu
       > gehen. Sterben fürs Vaterland – das ist die Ideologie des Kreml.
       
 (IMG) Bild: Wladimir Putin während seiner Rede zur Lage der Nation
       
       Als Russland vor einem Jahr mit der Anerkennung der separatistischen
       „Volksrepubliken“ Donezk und Luhansk das Präludium für seinen nur drei Tage
       später begonnenen Vernichtungskrieg gegen die Ukraine lieferte, zeigte
       dies, dass es aus der zivilisierten Welt aussteigt. Allen Verlusten zum
       Trotz. Die Invasion – als „Verteidigung eigener Interessen“ verpackt – war
       der letzte Bruch Moskaus mit dem Westen. Das Vertrauen ist auf lange Zeit
       zerstört, etliche Verträge sind gebrochen.
       
       Dass nun auch der letzte in einer Reihe von einst sowjetisch-amerikanischen
       und später russisch-amerikanischen Verträgen zur Rüstungskontrolle, der
       überhaupt noch in Kraft war, auf Eis gelegt werden soll, signalisiert die
       Bereitschaft Putins, in seinem Kampf gegen den Westen bis zum Äußersten zu
       gehen. Es ist der Kampf eines Besessenen. Eines, der seine Hand nicht zum
       Frieden reicht, sondern seine „Wahrheit“ im „Sieg“ gegen den Westen sieht.
       Dafür baut er sein Land um – alles im Namen des Krieges.
       
       Selbst wenn er den [1][New-Start-Vertrag] nicht aufkündigt, so bedeutet das
       Aussetzen der Verpflichtungen einen schweren Schlag für die strategische
       Sicherheit der Welt. Die einzige Schuld an den katastrophalen Beziehungen
       zum Westen sieht Putin allein im Handeln der anderen. Russland dagegen
       stehe auf der Seite des Guten, so ruft er seinem Volk zu. [2][Er predigt
       „echten Patriotismus“] und übergeht, wie die Gesellschaft von innen
       verrottet. Die Ukraine als Land spielt in Putins Obsession eine
       untergeordnete Rolle.
       
       In seinen Augen ist sie lediglich „russisches Territorium“, von „Geiseln“
       bewohnt und vom Westen „okkupiert“. Es sind krude Überzeugungen, an die
       Millionen von Russ*innen glauben und für die Millionen russischer Männer
       – zum Hinterfragen kaum bereit – in den Tod ziehen. Der Kreml hat den Tod
       fürs Vaterland zur Ideologie gemacht. Er wird sich nicht davon lösen.
       Putins Rede lässt einmal mehr [3][einen langen Krieg] erwarten. Der
       gekränkte Präsident hat den Menschen im Land kaum mehr anzubieten als
       Prothesen für die Kriegsversehrten.
       
       21 Feb 2023
       
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