# taz.de -- Aktuelle Lage in der Ukraine: Ukrainischer Innenminister tot
       
       > Bei Kyjiw stürzt am Mittwoch ein Hubschrauber in einen Kindergarten. Es
       > sterben 14 Menschen, darunter ein Kind. 30 weitere sind verletzt.
       
 (IMG) Bild: Bilder der Zerstörung: In dem Helikopter waren neun Menschen, darunter drei hochrangige Politiker
       
       Kyjiw taz/afp | Gegen 8 Uhr morgens war die 66-jährige Elyzaveta in ihrer
       Küche und bereitete das Frühstück für ihren Mann vor. „An einem Punkt sah
       ich einen hellen Blitz. Es fühlte sich an, als würde ein Feuerball in meine
       Küche eindringen“, erinnert sich die Rentnerin, die vor dem Eingang ihres
       Hauses steht. Fünfzig Meter entfernt ist ein Kindergarten.
       
       Dort ist am Mittwoch ein Hubschrauber des ukrainischen Rettungsdienstes auf
       das Dach gestürzt, 14 Menschen starben. Elyzaveta und ihr Mann konnten die
       Explosion nicht hören, sondern lediglich das Geräusch des Motors. Als sie
       aus dem Fenster schauten, stand das Dach des Kindergartens bereits in
       Flammen.
       
       An Bord des abgestürzten ukrainischen Rettungshubschraubers befanden sich
       neun Personen. Neben den drei Crewmitgliedern befanden sich unter ihnen
       Innenminister Denys Monastyrskyj, sein erster Stellvertreter Jewhenij
       Jenin, Staatssekretär Yuriy Lubkovych und drei weitere Mitarbeiter des
       Ministeriums. Nach Angaben des Präsidentschaftsbüros war der Helikopter auf
       dem Weg an die Front.
       
       Laut Augenzeugen drehte der Hubschrauber mehrere Kreise und fing Feuer,
       bevor er auf das Dach des Kindergartens stürzte. Dieser liegt in einem der
       Wohngebiete von Brovary, 20 Kilometer von [1][Kyjiw] entfernt. Der Rotor
       des Hubschraubers löste sich von der Karosserie und flog mehrere Dutzend
       Meter weit. Dort landete er in der Nähe des Eingangs eines mehrstöckigen
       Wohngebäudes neben dem Kindergarten. Der Aufprall tötete mehrere Menschen,
       die auf dem Weg zur Arbeit waren.
       
       Insgesamt kamen bei dem Absturz 14 Menschen ums Leben, darunter ein Kind.
       Weitere 30 Menschen wurden verletzt und befinden sich im Krankenhaus.
       Darunter sind auch 12 Kinder. Das Schicksal eines weiteren Kindes ist nach
       Angaben des Rettungsdienstes noch nicht geklärt. Eine Suchaktion am
       Unfallort läuft deshalb weiter. Die Rettungskräfte sind dabei, die Decken
       zwischen dem ersten und zweiten Stock des Kindergartens sowie das Dach
       abzutragen.
       
       „Es war nicht sofort klar, was passiert war. Wir merkten, dass etwas
       heruntergefallen war, aber es sah nicht nach einem Raketenangriff aus“,
       berichtet Elyzaveta von dem Vorfall. Gemeinsam mit ihrem Mann und weiteren
       Anwohnern eilte sie nach dem Absturz zur Unfallstelle, um die Kinder zu
       retten. „Die Menschen trugen die Kinder auf ihren Armen“, beschreibt
       Elyzaveta und wischt sich die Tränen aus den Augen.
       
       Untersuchungen eingeleitet 
       
       [2][Präsident Selenski] wies die Behörden an, die Umstände des Absturzes zu
       untersuchen. Regierungschef Denys Schmyhal soll dafür eine Sondergruppe zur
       Untersuchung des Absturzes einsetzen. Die Generalstaatsanwaltschaft und der
       Geheimdienst SBU haben bereits eine Untersuchung des Absturzes eingeleitet.
       Derzeit gehen die Polizeibehörden von drei möglichen Unfallursachen aus:
       Verletzung der Flugregeln, technische Fehlfunktion des Hubschraubers oder
       eine vorsätzliche Zerstörung des Hubschraubers.
       
       Der französische Hubschrauber vom Typ Super Puma, in dem der Minister
       unterwegs war, wurde 2018 von seinem Ministerium gekauft. Insgesamt sind
       etwa 20 solcher Hubschrauber in verschiedenen Dienststellen des
       Innenministeriums im Einsatz. Experten verschiedener Behörden haben bereits
       mit der Arbeit vor Ort begonnen. Die Untersuchung kann einige Tage dauern.
       
       Der getötete 42-jährige Monastyrskyj war im Jahr 2021 zum Innenminister
       ernannt worden. Der gelernte Anwalt saß als Abgeordneter der Partei Diener
       des Volkes von Präsident Selenski in der Rada, dem ukrainischen Parlament.
       Monastyrskyj galt als wichtige Figur der ukrainischen Regierung.
       Regierungschef Schmyhal sprach von einem „schweren Verlust für das
       Regierungskabinett und den ganzen Staat“. Schmyhal ernannte Ihor Klymenko,
       den Chef der Nationalen Polizei der Ukraine, zum Interimsinnenminister.
       
       Bundesinnenministerin Nancy Faeser bot der Ukraine Unterstützung bei der
       Klärung der Absturzursachen an. Sie habe dem ukrainischen Botschafter
       Oleksii Makeiev in einem Telefonat ein entsprechendes Angebot unterbreitet,
       sagte sie. Auch Bundeskanzler Scholz äußerte sich zu dem Unfall. Auf
       Twitter sprach er von einem „traurigen Tag“ für die Ukraine, der erneut
       „den immensen Tribut“ zeige, den „die Ukraine in diesem Krieg zahlt“. 
       
       [3][Anastasia Magazowa] ist 1989 auf der Krim geboren und seit 2013 Autorin
       der taz. Seit 2015 arbeitet sie als Korrespondentin für die Deutsche Welle.
       Sie interessiert sich besonders für die Politik in Osteuropa sowie die
       deutsch-ukrainischen Beziehungen
       
       18 Jan 2023
       
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