# taz.de -- Teilzeitquote an Schulen: Lehrkräfte sollen Vollzeit arbeiten
       
       > Deutschen Schulen fehlt Personal. Expert*innen der
       > Kultusministerkonferenz empfehlen, Lehrkräften nur noch ausnahmsweise
       > Teilzeitarbeit zu erlauben.
       
 (IMG) Bild: Lehrkräfte-Mangel: Als „größte Beschäftigungsreserve“ hat die Kommission die Teilzeitquote entdeckt
       
       Berlin taz | Bundesweit macht der Lehrkräftemangel den Schulen zu schaffen.
       [1][Berlins Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD)], die 2023 der
       Kultusministerkonferenz (KMK) vorsitzt, hatte deshalb bei ihrem Amtsantritt
       vor zehn Tagen bereits die Maxime ausgegeben, [2][die Länder müssten sich
       zusammentun] – statt sich gegenseitig die Absolventen von den Unis
       abzuwerben. Am Freitag legt die Ständige Wissenschaftliche Kommission der
       KMK ihre mit Spannung erwarteten Empfehlungen vor, wie das konkret aussehen
       könnte. Der taz liegt das Papier vor.
       
       Als die „größte Beschäftigungsreserve“ hat die Kommission die Teilzeitquote
       entdeckt. Sie schlägt vor, „die Möglichkeit zur Teilzeitarbeit zu
       begrenzen“. Eine Reduktion der Arbeitszeit unter 50 Prozent soll dann „nur
       aus besonderen Gründen möglich sein“ – etwa, wenn kleine Kinder zu Hause
       betreut werden müssen. „Rein rechnerisch“ könne man, bei Aufstockung aller
       bundesweit 447.000 Teilzeitlehrer*innen, so rund 205.000 Vollzeitstellen
       gewinnen.
       
       Auch Sabbaticals könne man „befristet einschränken“. Zudem sollen
       Ruheständler*innen wieder zur Rückkehr an den Arbeitsplatz motiviert
       werden. Dafür brauche es gezielte Kampagnen in den Ländern. Bereits jetzt
       können Lehrkräfte über das eigentliche Ruhestandsalter von 65 Jahren hinaus
       arbeiten. Allerdings schaffen das die wenigsten: laut KMK-Papier 2020 nicht
       mal ein Drittel der 17.000 Neu-Pensionäre.
       
       Für Entlastung im Arbeitsalltag sollen auch Studierende sorgen. Sie könnten
       Klausuren korrigieren, schlagen die Expert*innen vor. Viele Länder
       setzen bereits Lehramtsstudierende im Unterricht ein – in Berlin dürfen sie
       etwa bis zu 14 Wochenstunden unterrichten.
       
       ## Ältere Schüler*innen sollen öfter allein lernen
       
       Damit Lehrkräfte auch wirklich vor der Klasse stehen, anstatt das
       Mittagessen zu beaufsichtigen, schlägt die Kommission zudem vor, Lehrkräfte
       in Altersteilzeit für Hilfsarbeiten heranzuziehen. Konkret: Wenn eine
       Pausenaufsicht gebraucht wird, soll das der Kollege mit den
       Ermäßigungsstunden übernehmen. In Berlin könnte man so rein rechnerisch
       einen Umfang von 331 Vollzeitstellen aktivieren, teilt die
       Bildungsverwaltung auf Anfrage mit.
       
       Die älteren Schüler*innen sollen indes versuchen, ob sie nicht auch ganz
       ohne Lehrer*in auskommen: Die „Selbstlernzeiten“ in der Oberstufe könnten
       ausgeweitet werden, schlägt das Papier vor. Die Länder könnten zum Beispiel
       „Scripts“ und „Linksammlungen“ für das Selbststudium bereitstellen.
       
       Einfach mehr Kinder in eine Klasse zu setzen und so Personal zu sparen,
       soll aber nur „ultima ratio“ sein, insbesondere in Grundschulen und
       [3][sozialen Brennpunkten].
       
       Von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft kam am Donnerstag Kritik:
       „Das ist nur Symptombekämpfung. So motiviert man junge Menschen nicht für
       diesen Beruf“, sagt der Berliner Landesvorsitzende Tom Erdmann. Es brauche
       eine Ausbildungsoffensive an den Unis. Die KMK rechnet damit, dass bis 2025
       rund 20.000 Lehrkräfte in Deutschland fehlen.
       
       26 Jan 2023
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anna Klöpper
       
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