# taz.de -- Schießen im Regen
       
       > Beim Massenstart der Männer in Ruhpolding dominieren die Norweger. Bei
       > den Biathletinnen ist Sophia Schneider aus Traunstein eine Entdeckung der
       > Saison
       
       Sophia Schneider ist in diesem Winter zum ersten Mal regelmäßig dabei, die
       Höhen und Tiefen der Skijägerei hat die fröhliche Oberbayerin im
       Schnellverfahren durchwandert. Vor einer Woche war sie verzweifelt, nachdem
       sie sich auf der slowenischen Hochebene Pokljuka in der Mixed-Staffel zwei
       Strafrunden eingehandelt hatte. „Es tut mir extrem leid für die anderen“,
       beklagte Schneider den fünften Platz des DSV-Quartetts da noch. Bei den
       Wettkämpfen im meist verregneten Ruhpolding, bei denen Justus Strelow am
       Sonntag zum Abschluss als Achter im Massenstart für das beste DSV-Ergebnis
       sorgte, sah das ganz anders aus.
       
       Speziell in der Staffel zeigte die gebürtige Traunsteinerin, was in ihr
       steckt. Bei ihren beiden Schießeinlagen kam sie ohne Extrarunde davon. Und
       angeschoben vom Lärm auf den vollbesetzten Rängen, schnappte sich Schneider
       auf der Schlussrunde nacheinander die Schweizerin Elisa Gasparin und die
       Tschechin Marketa Davidova. Nebenher machte die 25-Jährige noch 15 Sekunden
       auf die dreimalige Olympiasiegerin Marte Olsbu Röiseland aus Norwegen wett,
       übergab als Dritte an Schlussläuferin Denise Herrmann-Wick – und strahlte
       im Ziel: „Heute ist’s richtig gut dahingegangen.“
       
       Ähnliches berichtete auch ihre Staffelkollegin Vanessa Voigt. Weil
       Team-Oldie Denise Herrmann-Wick Schneiders Aufholjagd fortsetzte, konnten
       die DSV-Frauen am Ende Rang zwei hinter den Norwegerinnen bejubeln. „Das
       war irgendwie so beflügelnd vor den vielen Heim-Zuschauern. Das ist fast
       so, als ob man getragen wird“, berichtete Voigt anschließend selig.
       
       Bei den Männern gab es tags zuvor dasselbe Bild: Die in diesem Winter
       überragenden Norweger, im Massenstart mit einem Vierfacherfolg
       auftrumpfend, standen einmal mehr ganz oben. Gleich dahinter kam das
       deutsche Silber-Quartett, bestehend aus David Zobel, Johannes Kühn,
       Benedikt Doll und Roman Rees. Zwei zweite Plätze gab es für die
       Weltcup-Gastgeber also in den Staffeln. Das macht, gerade mit Blick auf die
       Mannschaftswettbewerbe, Mut für die Heim-WM in Oberhof.
       
       Die beginnt in dreieinhalb Wochen mit der Mixed-Staffel – und im Thüringer
       Wald dürfte es dann noch mal eine Spur lauter zugehen als in den
       vergangenen fünf Tagen im Chiemgau. Einzel-Olympiasiegerin Herrmann-Wick
       erhofft sich für die erste Februarhälfte „eine richtig geile
       Biathlon-Party“. Und selbst der meist sehr gefasste Männer-Bundestrainer
       Mark Kirchner gab gerade bekannt: „Wir freuen uns extrem auf Oberhof.“ Ein
       Satz, bei dem die Bayerin Sophia Schneider dem gebürtigen Thüringer dank
       ihrer jüngsten Erlebnisse im Ruhpoldinger Schmuddelwetter sicher nicht
       widersprechen wird. Andreas Morbach
       
       16 Jan 2023
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Morbach
       
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