# taz.de -- Debatte um Panzerlieferungen: Keine Denkverbote
       
       > Erst Kampfpanzer, dann Kampfflugzeuge? Wer diese Frage stellt, steht
       > unter Verdacht, die Ukraine zu verraten. Risiken zu bedenken, ist aber
       > nie falsch.
       
 (IMG) Bild: Leopard 2 – diesen Kampfpanzer wünscht sich die Ukraine zu ihrer Verteidigung
       
       Während der Bundeskanzler noch mit der ukrainischen Forderung nach dem
       deutschen [1][Kampfpanzer Leopard 2] ringt, ist James Stavridis schon
       weiter. Westliche Staaten sollten der Ukraine für ihren Kampf gegen
       Russland auch Kampfflugzeuge liefern, fordert der Ex-Nato-Oberbefehlshaber.
       Er denke, dass die Ukraine auch Kampfflugzeuge brauche. Auch wenn sich die
       Aufmerksamkeit derzeit auf die Bodenaktivitäten richte, gebe es „ja auch
       noch einen Kampf, der sich im Himmel über der Ukraine entwickelt“. Und da,
       so der ehemalige US-Admiral, sei Putin nun einmal erfolgreicher, als er das
       auf dem Boden bislang war. Die Forderung kommt genau zu dem Zeitpunkt, an
       dem die Lieferung westlicher Kampfpanzer, der Challenger 2 aus
       Großbritannien, der [2][Abrams aus den USA] und eben der Leopard 2 aus
       deutscher Herstellung kaum mehr in Frage steht. Ist es da legitim zu
       fragen: Wo hört das auf?
       
       Spricht man diese Frage aus, gerät man zügigst in den Verdacht, die Ukraine
       zu verraten: „Willst du warten, bis die Russen vor Kyjiw stehen?“, ist eine
       der Reaktionen, die dann folgen. Nicht nur im Privaten ist die Diskussion
       zutiefst polarisiert, der gleiche Mechanismus vollzieht sich auch auf
       Regierungebene. Jedes Zögern, jeder Verweis auf gemeinsame Absprachen der
       westlichen Alliierten vonseiten der Bundesregierung gilt als Zeichen der
       mangelnden Unterstützung, gerade in einem Augenblick, in dem der Vorteil
       auf dem Schlachtfeld eher bei der russischen Armee zu liegen scheint.
       
       So steht Deutschland seit bald einem Jahr unter dem Dauerverdacht, zu wenig
       Militärhilfe für die Ukraine zu leisten. Dabei sieht die Bilanz der
       deutschen Waffenhilfe deutlich besser aus als etwa die [3][Frankreichs].
       Nach den USA ist Deutschland – neben Großbritannien – hier wichtigster
       Unterstützer.
       
       Selbst im Krieg ist es nicht gut, Denkverbote aufzustellen. Auch wenn sie
       nicht ausgesprochen wird, bewegt, abseits von der öffentlich geäußerten
       Furcht vor einer weiteren Eskalation durch Putin, doch noch eine andere
       Sorge die Regierungschefs im westlichen Bündnis: Was macht die Ukraine mit
       all dem Gerät? Kommt der Zeitpunkt, an dem die ukrainische Armee mit
       westlichem Gerät, mit dem Leopard 2 etwa, russisches Gebiet angreift? Wie
       sehr vertrauen wir der Regierung Selenski und ihren Generälen? Und kommt
       doch noch der Punkt, an dem der Luftraum über der Ukraine geschützt werden
       muss?
       
       Letzteres könnte den ohnehin wackelig gezimmerten Rahmen der
       Nato-Nicht-Kriegsbeteiligung sehr strapazieren. Der Ukraine an
       militärischer Unterstützung zu geben, was machbar und sinnvoll ist, ist
       richtig. Jegliche Diskussion über Bedenken und mögliche Risiken zu
       unterbinden ist falsch.
       
       13 Jan 2023
       
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