# taz.de -- DFB-Frauen in den USA: Fernreise zum Härtetest
       
       > Bundestrainerin Voss-Tecklenburg freut sich nun doch auf den Trip in die
       > USA. Gegen die Weltmeisterinnen soll die zweite Reihe Robustheit
       > beweisen.
       
 (IMG) Bild: Chancen auf viel Spielzeit: Jule Brand (l.) und Lena Lattwein wollen auch in den USA jubeln
       
       Vom goldenen Herbst in Deutschland an die sonnige Küste von Florida: Wenn
       das mal keine schöne Abwechslung ist. Es hätte schlechtere Orte für eine
       Aktivierungseinheit gegeben, als sich barfuß am Strand von Miami die ersten
       Bälle zuzuspielen. Unter dem Motto „Beach vibes“ posteten die DFB-Frauen in
       den sozialen Medien nach der Ankunft flugs eine Bilderserie, die viel Spaß
       vermittelte. Eine positive Grundstimmung braucht es nämlich, wenn die
       deutschen Fußballerinnen [1][mitten in der heißen Phase von Bundesliga] und
       Champions League gleich zweimal binnen dreier Tage beim Weltmeister USA
       antreten.
       
       Die Duelle am Freitag (1 Uhr/zdf.de) in Fort Lauderdale und am Sonntag (23
       Uhr/sportschau.de) in Harrison/New Jersey sollen auch ohne etliche
       Stammkräfte wichtige Erkenntnisse über Wettkampfhärte und Widerstandskraft
       bringen. Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg spricht ungeachtet vom
       Jetlag von zwei „coolen Spielen“, nachdem die 54-Jährige im Nachgang des
       stimmungsvollen Länderspiels gegen Frankreich (2:1) noch deutliche Kritik
       an dem Ausflug geübt hatte. Es sei „nicht der beste Zeitpunkt, noch mal so
       weit zu reisen“, sagte sie vor einem Monat in Dresden und erinnerte an
       „eine vertragliche Verpflichtung“, die man gerne geändert hätte.
       
       Inzwischen hört sich das etwas anders an, schließlich sei es zwischen den
       Verbänden „ein Geben und Nehmen, und vielleicht haben wir noch ein
       Heimspiel in Deutschland gegen die USA“. Fraglos gibt es keinen
       prominenteren Prüfstein als den vierfachen Weltmeister, der unter dem 2019
       für die zurückgetretene Jill Ellis installierten Nationaltrainer Vlatko
       Andonovski zuletzt aber seine Testspiele in England (1:2) und Spanien (0:2)
       verlor. „Wir freuen uns auf zwei tolle Spiele in zwei tollen Stadien“,
       beteuert Voss-Tecklenburg. „Sportlich ist es sehr interessant: Wir haben
       lange nicht gegen die USA gespielt.“
       
       Die letzten Vergleiche fanden vor ihrem Amtsantritt im Rahmen des
       SheBelieves Cup statt: Deutschland verlor von 2016 bis 2018 alle drei
       Duelle beim Ausrichter. Ausbaufähig ist die Bilanz gegen die US-Frauen
       allemal: In 35 Vergleichen gab es nur vier deutsche Siege, der letzte war
       ein Höhepunkt der vor 40 Jahren begonnenen Länderspielgeschichte der
       deutschen Frauen: Der 3:0-Triumph im WM-Halbfinale 2003 beim Gastgeber USA
       gilt bis heute als ein Meisterstück der Generation um Birgit Prinz, Maren
       Meinert und Renate Lingor.
       
       ## Duell gegen die Vorbilder
       
       Die heutigen Nationalspielerinnen unternehmen allerlei Anstrengungen,
       [2][um den bei der EM in England geschürten Hype] direkt zur WM 2023 in
       Australien und Neuseeland zu überführen. „Das ist für uns die nächste
       Riesenchance“, sagt Laura Freigang, die deutlich hörbar auf mehr
       Spielanteile im DFB-Team drängt. Frankfurts Torjägerin hat von 2016 bis
       2018 an der Pennsylvania State University studiert, aber noch nie gegen die
       USA gespielt. „Jetzt möchte ich zeigen, dass ich gut drauf bin“, so die
       selbstbewusste 24-Jährige.
       
       Jule Brand, die erstmals in ihrem Leben über den Atlantik geflogen ist,
       reizen die Duelle gegen die weit [3][über den Sport strahlenden Größen wie
       Megan Rapinoe] (37 Jahre) und Alex Morgan (33). Die erst 20-Jährige vom VfL
       Wolfsburg bezeichnete die beiden US-Stars sogar als „Vorbilder“.
       
       Voss-Tecklenburg hat angekündigt, vielen Spielerinnen ausreichend
       Einsatzzeit zu gönnen. Mit Giulia Gwinn, Martina Hegering, Sara Däbritz,
       Tabea Waßmuth, Lea Schüller oder Sydney Lohmann fehlen verletzungsbedingt
       ein halbes Dutzend EM-Heldinnen, aber nun vermehrt die Nachrückerinnen zu
       testen, kann mit Blick auf das nächste Großereignis nur helfen. Auch wenn
       das deutsche Team – anders als der zunächst nach Neuseeland geloste
       Titelverteidiger – bei der WM 2023 ausschließlich in Australien spielt,
       bleiben die Herausforderungen durch die weiten Reisen riesig. Körperliche
       Robustheit, sagt Voss-Tecklenburg, werde wichtiger denn je.
       
       Dass zwei Härtetests zwischen Weltmeister und Vize-Europameister selbst zu
       später Stunde nur im Livestream der Öffentlich-Rechtlichen laufen, wollte
       die Bundestrainerin kürzlich übrigens nicht näher kommentieren. „Ich richte
       meinen Fokus auf die sportlichen Belange“, erklärte die nebenbei als
       ZDF-Expertin arbeitende Cheftrainerin, die hinter den Kulissen aber ihr
       Unverständnis gezeigt haben soll.
       
       10 Nov 2022
       
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