# taz.de -- petition der woche: Suizidprävention muss ein regelmäßiges Angebot an Schulen werden
       
       Eva Maxion ist besorgt. In ihrer Heimatstadt Aachen, erzählt die
       Psychotherapeutin für Kinder und Jugendliche, hätten Suizide in den letzten
       Monaten massiv zugenommen. Vor allem unter jungen Menschen.
       
       Dabei sei Aachen keine Ausnahme. Durch Gespräche mit Leiter:innen von
       Ausbildungsinstituten habe sich für die Psychotherapeutin deutschlandweit
       das gleiche Bild ergeben: Mehr und mehr Kinder und Jugendliche hätten in
       den letzten zweieinhalb Pandemiejahren suizidale Gedanken entwickelt. Unter
       den Kindern und Jugendlichen, die sich an Therapieeinrichtungen wenden,
       läge die Rate derjenigen, die sich mit suizidalen Gedanken melden, bei bis
       zu 80 Prozent. Auch Psychotherapeut:innen in der Ausbildung müssten
       nun suizidgefährdete Patient:innen übernehmen, bisher ein No-Go.
       
       Eva Maxion arbeitet auch als Supervisorin. In dieser Funktion hilft sie
       Psychotherapeut:innen, die ihre suizidgefährdeten Patient:innen nicht
       mehr erreichten. „Die letzten Monate haben mich so beunruhigt, dass ich mir
       gesagt habe, da muss sich etwas ändern – und zwar jetzt“, sagt Maxion. Die
       58-Jährige [1][startete eine Online-Petition] unter dem Titel
       „Suizidprävention für Kinder und Jugendliche – jetzt!“ und sammelt nun
       Unterschriften für Maßnahmen an Schulen. „Wir brauchen – ähnlich der
       früheren Aidspräventionsprogramme – ein flächendeckendes schulisches
       Angebot zur Suizidprävention, um einen weiteren Anstieg der vollzogenen
       Suizide zu verhindern sowie unseren Kindern und Jugendlichen einen Rahmen
       zu geben, indem sie geschützt über ihre Ängste und Sorgen sprechen können“,
       heißt es darin.
       
       Konkret sähe ein solches Angebot dann so aus: staatliche Beratungsstellen
       würden halbjährlich in die Schulen gehen und mit den Schüler:innen in
       kleinen Gruppen über ihre Sorgen und Probleme sprechen. Schüler:innen, die
       Anzeichen von suizidalen Gedanken zeigen, würden in der Folge zu weiteren
       Beratungsgesprächen eingeladen.
       
       Dass die Lehrpläne das Thema nicht beinhalten, läge nicht an einem
       Fachkräftemangel, meint Eva Maxion: „Es gibt die Spezialist:innen
       dafür, aber der Staat ist bisher nicht interessiert an der psychischen
       Gesundheit der Menschen.“
       
       Für die Zukunft hofft Eva Maxion, dass das Thema nicht auf die
       Lehrer:innen abgewälzt würde. Von Lehrer:innen, die an Schulungen
       teilnehmen, um suizidgefährdete Schüler:innen zu erkennen, habe Maxion
       gehört, dass sie mit dieser Aufgabe überfordert seien. Es bräuchte externe
       Fachkräfte, meint Maxion, um Kinder und Jugendliche zu betreuen, die durch
       die Lockdowns und den Leistungsdruck soziale Ängste entwickelt hätten. „Sie
       haben es in der Pandemie nicht geschafft, wie gewohnt mit der Schule
       hinterherzukommen, denken nun, sie müssen alles schnell nachholen und
       verzweifeln gerade an ihrem eigenen Anspruch.“
       
       Denn wer kennt das nicht: Oft geht man härter mit sich selbst ins Gericht
       als Außenstehende. Wer aber sich selbst wirklich mal kritischer
       hinterfragen sollte, seien die Abgeordneten des Bundestages, meint Eva
       Maxion: Suizidprävention an Schulen sei lange überfällig.
       
       Bei Suizidgedanken können Sie die Telefonseelsorge anrufen (08 00/111 0 111
       und 08 00/111 0 222) oder www.telefonseelsorge.de besuchen.
       
       1 Oct 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://weact.campact.de/petitions/suizidpravention-kinder-jugendliche-jetzt-starten
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Johannes Runge
       
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