# taz.de -- Gute und schlechte Geschäftsideen: Briefmarken und Chinchillas
       
       > Die Verrücktheiten von Philatelisten kann man gut zu Geld machen, wie der
       > Schriftsteller Peter Kohle bewiesen hat. Mit Pelztieren ist es
       > schwieriger.
       
 (IMG) Bild: Chinchilla-Babys (hier aus einer Zucht in Bayern 2010) können später viel Geld bringen – oder nicht
       
       Ein Bremer hatte eine gute Geschäftsidee. Sowas gibt’s. Der in Berlin
       lebende Schriftsteller Peter Kohle annoncierte in einer
       Philatelisten-Zeitschrift, dass er eine komplette Sammlung Briefmarken von
       afrikanischen Staaten besäße und sie umständhalber abgeben müsse. Ihm
       wurden darauf teils erhebliche Summen angeboten. Das könnte funktionieren,
       dachte er sich. Seine Freundin und er kauften sich einen VW-Bus und fuhren
       nach Afrika. Sie besuchten alle 54 Staaten (!) und kauften deren
       Briefmarken.
       
       Zurück in Berlin platzierte Kohle erneut eine Anzeige in einer
       Philatelisten-Zeitschrift: Habe einen kompletten Satz Marken von allen
       afrikanischen Staaten zu verkaufen. Und weil er mehrere Sätze von allen
       besaß, wurde er Millionär. Gleichzeitig schrieb er einen Bericht über ihre
       Afrikatour, den er unter dem Titel „Afrika – Patt Problem“ veröffentlichte.
       Im Vorwort heißt es: „Die Besonderheit der folgenden Berichterstattung
       liegt in der Alltäglichkeit, in dem Irrsinn der Normalität…“
       
       Weniger Glück als Geschäftsmann hatte ein Altonaer namens Jörg Böttcher,
       der mit Frau und Kind in Teltow auf einem Resthof lebt. Bei einem Besuch
       des Kirschblütenfests lernte er zwei Dithmarscher kennen, die eine „tolle
       Geschäftsidee“ hatten: In seinem leeren Schweinestall könnte er wunderbar
       Chinchillas züchten, meinten sie. Chinchillafelle gelten neben dem Zobel
       als mit die wertvollsten Pelze. Damit könne er reich werden: zwischen 100
       und 150 Euro bekäme man für ein Fell. Und das Futter – Gräser, Blüten,
       Kräuter – koste so gut wie nichts. Die Dithmarscher boten sogleich an, ihm
       neun Paare zu verkaufen – pro Tier verlangten sie 250 Euro.
       
       Böttchers Frau, Marina Klose, war skeptisch, sie wollte erst einmal ein
       Tier sehen. Kein Problem: Die beiden Dithmarscher hatten in ihrem Auto ein
       Pärchen in einer Box dabei. Als sie den beiden die Tiere zeigten, waren sie
       begeistert – und machten den Deal sogleich perfekt.
       
       ## High life im Schweinestall
       
       Als die wertvollen Pelztiere angeliefert wurden, wuchs die Begeisterung,
       denn es waren zwei schwangere Weibchen dabei – und alle 18 lebten sich gut
       im Schweinestall ein. Im „Chinchilla-Lexikon“ las das Ehepaar: „Manche
       halten Chinchillas einfach nur aus Profitgier, andere aber haben sich das
       Ziel gesteckt, Qualität statt Quantität zu züchten.“ So müsse man für ein
       Persian Royal Angora Chinchilla momentan weit über 2.000 Euro bezahlen.
       
       Im Geiste rechnete das Paar sich die ungeheuren Gewinne aus, zumal sich die
       Tiere gut vermehrten. Doch als sie die ersten zum Verkauf anboten, machte
       man ihnen wenig Hoffnung, dass sie mehr als 25 Euro pro Fell bekämen.
       Mehrere Händler, die sich ihre Chinchillas persönlich ansahen, winkten ganz
       ab: Das Fell war ihnen nicht gut genug. Zuletzt bot das Ehepaar die Tiere
       „fürn Appel undn Ei“ Zoologischen Handlungen an.
       
       Immerhin: Bei Gesprächen über Geschäftsideen am Start-Upper-Stammtisch in
       Teltow konnten die beiden nun mitreden. Ihre Chinchilla-Pleite
       interessierte alle.
       
       11 Aug 2022
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Helmut Höge
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Kolumne Wirtschaftsweisen
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