# taz.de -- +++ Nachrichten zum Ukrainekrieg +++: Scholz will mehr Waffen liefern
       
       > Bundeskanzler Olaf Scholz kündigte an, mehr Waffen an die Ukraine zu
       > liefern. Dies soll im Rahmen eines sogenannten Ringtausches geschehen.
       
 (IMG) Bild: Bundeskanzler Scholz am Mittwoch im Bundestag
       
       ## Scholz kündigt weitere Waffenlieferungen an
       
       Bundeskanzler Olaf Scholz hat angekündigt, dass [1][weitere
       Waffenlieferungen] in die Ukraine im Zuge des sogenannten Ringtauschs
       unmittelbar bevorstehen. Die Bundesregierung habe „mit mehreren Ländern
       diese Vereinbarungen jetzt soweit konkretisiert, dass sie unmittelbar mit
       Auslieferung verbunden sein werden“, sagte der SPD-Politiker am Mittwoch in
       Bundestag. Einzelheiten nannte er nicht.
       
       Ringtausch bedeutet, dass osteuropäische Bündnispartner Waffen sowjetischer
       Bauart in die Ukraine liefern und dafür Waffen aus Deutschland als
       Ausgleich erhalten. Die Waffen sowjetischer Bauart können von den
       ukrainischen Soldaten leichter bedient werden als Geräte aus westlicher
       Produktion, die für sie neu sind.
       
       Zum Ringtausch hat die Bundesregierung mit Ländern wie Tschechien,
       Griechenland, Polen und Slowenien Gespräche geführt. „Wir haben sehr viel
       Energie da 'reininvestiert, dass das auch passiert“, sagte Scholz im
       Bundestag. In den nächsten Wochen werde nun die Umsetzung folgen.
       
       Zur Forderung der Union, Transport- und Schützenpanzer direkt aus
       Deutschland in die Ukraine zu liefern, äußerte Scholz sich nicht. Er
       bekräftigte, dass Deutschland nur das liefern werde, was auch die
       Verbündeten der Ukraine bereitstellen. „Es ist eine Führungsentscheidung,
       die wir gemeinsam getroffen haben, dass wir keine Alleingänge machen“,
       betonte er. (dpa)
       
       ## Ukrainische Militärführung hebt Meldevorschrift auf
       
       Nach nur einem Tag hat das ukrainische Militär eine Reisebeschränkung im
       Inland für Wehrpflichtige wieder aufgehoben. Das teilte der
       Oberkommandierende Walerij Saluschnyj am Mittwoch im Nachrichtendienst
       Telegram nach massiver Kritik mit. Am Vortag hatte die Anordnung für
       Wehrpflichtige, sich für das Verlassen des Meldeorts eine Erlaubnis beim
       Kreiswehrersatzamt einzuholen, eine landesweite Empörungswelle ausgelöst.
       Sogar Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte sich in der Frage vom Militär
       distanziert und eine Rücknahme der Anordnung gefordert.
       
       Die Ukraine hatte nach dem Beginn des russischen Einmarsches Ende Februar
       das Kriegsrecht verhängt und eine Mobilmachung beschlossen.
       [2][Wehrpflichtige Männer] im Alter zwischen 18 und 60 Jahren dürfen das
       Land nicht mehr verlassen. Dass für sie nun innerhalb des vom Krieg
       erschütterten Landes Reisen eingeschränkt werden sollten, hatte Kritik
       ausgelöst. Kritiker hatten dadurch etwa auch weitere wirtschaftliche
       Probleme befürchtet. (dpa)
       
       ## Owsjannikowa arbeitet nicht mehr für „Welt“
       
       Die für ihren [3][Anti-Kriegs-Protest im russischen Staatsfernsehen]
       bekannt gewordene Journalistin Marina Owsjannikowa und die Welt gehen
       bereits nach wenigen Wochen wieder getrennte Wege. Der Vertrag über eine
       freie Zusammenarbeit sei ausgelaufen, sagte eine Sprecherin des
       Medienkonzerns Axel Springer am Mittwoch in Berlin dem Evangelischen
       Pressedienst (epd) und bestätigte damit entsprechende Medienberichte. „Wir
       haben weiterhin größten Respekt für den Mut und die Courage von Frau
       Owsjannikowa und wünschen ihr alles Gute“, fügte die Sprecherin hinzu.
       
       Aus Redaktionskreisen hieß es, die Zusammenarbeit mit Owsjannikowa sei
       unter anderem aufgrund sprachlicher Probleme schwierig gewesen. Für die
       Tageszeitung Welt und den gleichnamigen Fernsehsender berichtete die
       Journalistin seit dem vergangenen April aus der Ukraine und Russland.
       
       Owsjannikowa war Mitte März in der Hauptnachrichtensendung des TV-Senders
       Perwy Kanal hinter einer Moderatorin ins Bild getreten und hatte ein Plakat
       mit der Aufschrift „Stoppt den Krieg. Glaubt der Propaganda nicht. Hier
       werdet ihr belogen“ in die Kamera gehalten. Daraufhin war sie festgenommen
       und zu einer Geldstrafe von 30.000 Rubel (rund 300 Euro) wegen der
       „Organisation einer unerlaubten öffentlichen Veranstaltung“ verurteilt
       worden.
       
       Kritiker werfen Owsjannikowa vor, im Dienste russischer Propaganda zu
       stehen. Die ukrainische Bürgerrechtsorganisation Vitsche hatte deshalb
       Proteste vor dem Verlagsgebäude von Axel Springer organisiert. (epd)
       
       ## Frankreich: Stromkonzern EDF soll verstaatlicht werden
       
       Frankreich will den französischen Elektrizitätsgiganten EDF in Gänze
       verstaatlichen. Das teilte die neue Regierungschefin Élisabeth Borne am
       Mittwoch in ihrer Regierungserklärung mit. Hintergrund ist eine durch den
       russischen Angriffskrieg in der Ukraine verschärfte Energiekrise. Der
       französische Staat hält bislang 84 Prozent der Anteile des Unternehmens,
       das zu den größten Stromproduzenten weltweit gehört.
       
       „Wir müssen volle Kontrolle über unsere Elektrizitätsproduktion und
       –leistung haben“, sagte die neue Premierministerin in ihrer ersten großen
       Rede an das Parlament. „Wir müssen unsere Souveränität angesichts der
       Folgen des Krieges (in der Ukraine) und der kommenden, kolossalen
       Herausforderungen sicherstellen“, sagte Borne. Deshalb bestätige sie die
       Absicht des Staates, 100 Prozent des Kapitals von EDF zu halten. (ap)
       
       ## Russischer Außenminister wirbt um Unterstützung
       
       Der russische [4][Außenminister Sergej Lawrow] hat am Mittwoch Vietnam
       besucht. Lawrow, der auf dem Weg zum Treffen der Außenminister der G20 in
       Indonesien war, wollte mit seinem Stopp in Vietnam die Beziehungen zu einem
       Land stärken, das den russischen Angriff auf die Ukraine nicht offen
       verurteilt hat.
       
       „Ich habe meine Wertschätzung für die sehr ausgewogene, objektive Position
       Vietnams zum Ausdruck gebracht, die sich in der Weigerung dieses Landes
       zeigt, sich den illegalen Sanktionen anzuschließen“, sagte Lawrow nach
       einem Treffen mit dem vietnamesischen Außenminister Bui Thanh Son. Mit
       Blick auf das Kriegsgeschehen sagte er, der Westen solle sich seiner
       Verantwortung für den Tod von Zivilisten bewusst werden, dort, wo die
       Ukraine westliche Waffen einsetze.
       
       Der russische Außenminister befindet sich derzeit auf einer Asienreise und
       wirbt angesichts der diplomatischen Isolation seines Landes durch den
       Westen und der Sanktionen wegen der Invasion in der Ukraine um
       Unterstützung. Einen Tag vor seiner Ankunft in Hanoi besuchte er bereits
       die Mongolei. Die Mongolei unterhält ebenfalls Beziehungen zu Moskau, hat
       aber auch Kontakte in die USA aufgenommen.
       
       Lawrow wollte am Mittwochnachmittag aus Vietnam abreisen und nach
       Indonesien fliegen, um an einem Treffen der Außenminister der Gruppe der 20
       führenden Industriestaaten und Entwicklungsländer auf der Insel Bali
       teilzunehmen. (ap)
       
       ## Ukrainischer Abgeordnete unter Hochverratsverdacht
       
       In der Ukraine wird der Parlamentsabgeordnete Olexij Kowaljow wegen
       Hochverrats gesucht. Die Ermittlungen hätten ergeben, dass der 33-Jährige
       im Juli den Posten des Vizechefs der Besatzungsverwaltung im russisch
       [5][okkupiertem Gebiet Cherson] erhalten habe, teilte die
       Generalstaatsanwaltschaft am Mittwoch im Nachrichtendienst Telegram mit.
       Ihm droht bei einer Verurteilung eine lebenslange Gefängnisstrafe. Kowaljow
       hatte erst im Juni einen offenbar vom ukrainischen Geheimdienst
       organisierten Anschlag überlebt.
       
       Die Ernennung von Kowaljow war am Montag von der russischen
       Besatzungsverwaltung bekanntgegeben worden. Kowaljow war 2019 über ein
       Direktmandat im Gebiet Cherson für die Präsidentenpartei Diener des Volkes
       in die Oberste Rada gewählt worden. Im April wurde er nach seiner Rückkehr
       in seine Heimatregion aus Partei und Fraktion wegen des Verdachts der
       Zusammenarbeit mit Moskau ausgeschlossen. Russland hatte nach seinem
       Einmarsch in die Ukraine Ende Februar fast das gesamte Gebiet Cherson
       erobert. (dpa)
       
       ## Scholz: Beratungen mit Partnern weit vorangeschritten
       
       Nach Verzögerungen bei der Vorbereitung sollen die geplanten deutschen
       Waffenlieferungen im Ringtausch-Verfahren zugunsten der Ukraine nun in
       Kürze anlaufen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sagte am Mittwoch im
       Bundestag, die Vereinbarungen mit mehreren Partnerländern hätten sich
       „jetzt so weit konkretisiert, dass sie unmittelbar mit Auslieferungen
       verbunden sein werden“.
       
       Die Bundeswehr werde den beteiligten osteuropäischen Verbündeten
       „modernisierte Waffen aus deutschen Beständen“ zur Verfügung stellen, damit
       diese eigene Waffen sowjetischer Bauart an die Ukraine liefern könne, sagte
       Scholz in der Fragestunde im Bundestagsplenum. Mit diesen sowjetischen
       Waffen seien die ukrainischen Soldaten besonders vertraut. Der Kanzler
       sagte den Abgeordneten zu, sie „den nächsten Wochen“ über die Umsetzung
       dieser Maßnahme zu informieren.
       
       Scholz äußerte sich nicht dazu, mit welchen Ländern der Ringtausch zuerst
       ausgeführt wird. Die Bundesregierung führt seit mehreren Wochen Gespräche
       über solche Tauschgeschäfte mit Tschechien, der Slowakei, Polen, Slowenien
       und auch Griechenland.
       
       Ausgeführt wurden die Pläne bislang nicht – im Verteidigungsausschuss wurde
       vermutet, dass dies zum einen am Umfang der Forderungen der Partnerländer
       nach deutschen Waffen liegt und zum anderen daran, dass die deutschen
       Waffen – etwa ältere Panzer – vor der Auslieferung erst noch auf Vordermann
       gebracht werden müssten.
       
       Scholz wies im Bundestag darauf hin, dass Deutschland bereits in
       erheblichem Umfang Waffen direkt an die Ukraine geliefert habe – „und mit
       dieser Linie werden wir auch immer weitermachen, da können Sie sich drauf
       verlassen“, sagte er. So werde Deutschland „modernste und auch sehr teure
       Technik“ auf den Weg bringen, „die dazu in der Lage ist, ganze Städte zu
       schützen gegen Angriffe aus der Luft“. Scholz äußerte sich im Bundestag auf
       eine Frage des CDU-Außenexperten Jürgen Hardt. Dieser hatte der
       Bundesregierung eine „Hinhaltetaktik“ bei der Bereitstellung von Panzern
       zugunsten der Ukraine vorgeworfen. (afp)
       
       Sieben ukrainische Todesopfer durch russische Angriffe 
       
       Russische Angriffe haben in der Ukraine mindestens sieben Menschen das
       Leben gekostet. 25 weitere wurden verletzt, wie die ukrainischen Behörden
       am Mittwoch mitteilten. Das Präsidialamt erklärte, die russischen
       Streitkräfte hätten Städte und Dörfer im Südosten des Landes angegriffen.
       Die meisten zivilen Opfer seien in der [6][Provinz Donezk] zu beklagen, wo
       das russische Militär seine Offensiven in den vergangenen Tagen verstärkte.
       
       Gouverneur Pawlo Kyrylenko teilte am Mittwoch beim Messanger-Dienst
       Telegram mit, aus der Stadt Awdijiwka im Zentrum der Provinz seien zwei
       Todesopfer gemeldet worden. Slowjansk, Krasnohorska und Kurachowe hätten je
       einen weiteren Toten registriert. „Jedes Verbrechen wird bestraft“,
       kündigte der Gouverneur an.
       
       Kyrylenko forderte am Dienstag die mehr als 350.000 Einwohner der Provinz
       auf zu fliehen. Die Menschen müssten Donezk verlassen, um ihr Leben zu
       retten und die ukrainische Armee in die Lage zu versetzen, die Städte
       besser gegen den russischen Vormarsch zu verteidigen, sagte er. Donezk ist
       Teil des Donbass, den die russischen Streitkräfte vollständig einnehmen
       wollen. Der russische Präsident Wladimir Putin sagte am Montag, die andere
       Provinz des Donbass, Luhansk, stehe vollständig unter russischer Kontrolle.
       
       Der Gouverneur von Luhansk, Serhij Hajdaj, bestritt diese Angaben am
       Mittwoch. In den Dörfern um [7][Lyssytschansk], der Stadt, aus der sich die
       ukrainischen Soldaten zurückzogen, gebe es weiter schwere Kämpfe. „Die
       Russen haben einen hohen Preis gezahlt, aber die Region Luhansk ist nicht
       vollständig von der russischen Armee erobert worden“, sagte der Gouverneur.
       „Einige Siedlungen wurden bereits mehrmals von beiden Seiten überrannt.“ Er
       warf den russischen Streitkräften vor, verbrannte Erde zu hinterlassen und
       alles auf ihrem Weg niederzubrennen und zu zerstören.
       
       Das russische Militär griff in der Nacht auch [8][Charkiw], die zweitgrößte
       Stadt der Ukraine weiter nördlich, mit Raketen an, wie Gouverneur Oleh
       Syniehubow am Mittwoch auf Telegram mitteilte. Ziel der Angriffe seien drei
       Bezirke der Stadt gewesen. Ein Gebäude der Universität und ein
       Verwaltungsgebäude seien zerstört worden. Drei Menschen, darunter ein
       Kleinkind, erlitten Verletzungen.
       
       Pro-russische Separatisten in Donezk teilten mit, Angriffe ukrainischer
       Truppen hätten innerhalb von 24 Stunden vier Zivilisten das Leben gekostet.
       14 weitere seien verletzten worden. Medienberichten zufolge wurde am
       Dienstag ein Munitionslager getroffen, was eine Reihe von Explosionen
       auslöste. (ap)
       
       Eigene Verluste könnten Russland bremsen 
       
       Nach mehr als vier Monaten Krieg konnte Russland einen Teilsieg verkünden:
       Die [9][vollständige Kontrolle über Luhansk], eine der beiden Regionen, die
       den Kern des wichtigen Industriegebiets Donbass im Osten der Ukraine
       bilden. Der Vormarsch dürfte nun in Richtung Donezk weitergehen.
       
       Um ihren bisherigen Schwung aufrechtzuerhalten, werden die angreifenden
       Truppen aber wohl Verstärkung benötigen. „Ja, die Russen haben die Region
       Luhansk erobert, aber zu welchem Preis?“, fragt der ukrainische
       Militärexperte Oleh Schdanow. Einige Einheiten hätten bis zu 50 Prozent
       ihrer Soldaten verloren.
       
       Der russische Präsident [10][Wladimir Putin] sagte am Montag, die an den
       Gefechten in Luhansk beteiligten Truppen müssten sich „ein wenig ausruhen
       und ihre Kampffähigkeit verbessern“. Dies deutet darauf hin, dass sich die
       von Russland angestrebte Eroberung des gesamten Donbass noch eine Weile
       hinziehen könnte. Beobachtern zufolge kontrollierten Russland und örtliche
       Separatisten in den vergangenen Wochen etwa die Hälfte von Donezk. Und in
       dieser Region hat sich am Verlauf der Fronten seitdem wenig verändert.
       
       Die Entwicklung im Donbass dürfte für den weiteren Verlauf des Krieges
       entscheidend sein. Wenn es dem Kreml gelingt, sich dort militärisch
       durchzusetzen, hätte er wieder ausreichend Kapazitäten, um auch in anderen
       Teilen der Ukraine Land zu besetzen und bei einem möglichen Friedensschluss
       die Bedingungen zu diktieren. Wenn es die Ukraine dagegen schafft, die
       Angreifer noch für längere Zeit im Osten zu binden, könnte sie
       [11][mithilfe von neuen Waffen] später eine Gegenoffensive starten. (ap)
       
       ## 🐾 Ukrainischer Botschafter in der Kritik
       
       Der ukrainische Botschafter könnte zurückberufen werden. Zuletzt hatte er
       den Nazi-Kollaborateur Stepan Bandera verharmlost. [12][taz-Redakteur Klaus
       Hillenbrand berichtet] und [13][taz-Redakteur Bernhard Clasen kommentiert].
       
       Hilfe bleibt deutlich unter dem Bedarf 
       
       Das Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel registriert eine große
       [14][Lücke zwischen zugesagter und tatsächlich geleisteter Unterstützung]
       an die Ukraine. Damit bleibe die finanzielle und militärische Unterstützung
       deutlich hinter den Notwendigkeiten zurück, um die Situation in dem
       angegriffenen Land zu stabilisieren, teilte das IfW am Mittwoch in Kiel
       mit. Dies ergebe sich aus den Datenauswertungen für den aktuellen Ukraine
       Support Tracker.
       
       „Aufgrund der schweren Artillerieangriffe ist die Ukraine vor allem auf
       Raketenwerfer und Haubitzen angewiesen, um sich wehren zu können“, sagt
       IfW-Forschungsdirektor Christoph Trebesch. Nicht nur die gelieferten,
       sondern auch die zugesagten Waffen würden hier deutlich unter dem Bedarf
       liegen, den die Ukraine formuliert habe.
       
       Vom 8. Juni bis 1. Juli seien nur wenige neue Zusagen hinzugekommen, und
       sie fielen weniger umfangreich aus. Die größte neue Einzelzusage sei die
       militärische Unterstützung durch Großbritannien im Umfang von 1,5
       Milliarden Euro. Insgesamt sind laut IfW Hilfszusagen von 80,7 Milliarden
       Euro erfasst. „Die Finanzhilfen an die Ukraine werden nach wie vor zu
       langsam ausgezahlt, um den Haushalt des Landes nachhaltig stabilisieren zu
       können“, sagt Trebesch.
       
       Wichtig wären vor allem Zuschüsse, die nach einem verlässlichen Zeitplan
       ausgezahlt würden. Nur dann sei der Regierung in Kiew eine Haushaltsplanung
       möglich. Dabei fokussieren sich die internationalen Geberkonferenzen
       zunehmend auf Wiederaufbauprogramme für die Ukraine. „Die sind zwar
       wichtig, zunächst muss das Land aber der aktuellen Notsituation begegnen“,
       so Trebesch. Insbesondere die Europäische Union sollte ein zentrales
       Planungsbüro für die Unterstützung der Ukraine einrichten, um die Zusagen
       für die Ukraine verlässlich zu koordinieren.
       
       Der Ukraine Support Tracker des IfW erfasst und quantifiziert militärische,
       finanzielle und humanitäre Hilfen, die der Ukraine seit dem 24. Januar
       zugesagt wurden. In der aktuellen Auswertung sind Zusagen bis zum 1. Juli
       erfasst. Berücksichtigt sind 37 Länder, spezifisch die EU-Staaten, die
       weiteren Mitglieder der G7, Hilfszusagen der EU-Kommission und der
       Europäischen Investitionsbank sowie Australien, Südkorea, Türkei, Norwegen,
       Neuseeland und die Schweiz. Private Spenden oder internationale
       Organisationen sind nicht enthalten. (epd)
       
       Unionsfraktion will Lieferung von Transportpanzern 
       
       Die Unionsfraktion will mit einem Beschluss des Bundestages eine
       kurzfristige Lieferung von 200 Transportpanzern vom Typ Fuchs an die
       Ukraine fordern. Der Krieg sei in einer kritische Phase, in der eine
       fortschreitende Abnutzung der Ukraine schwerwiegende strategische Folgen
       hätte, hieß es zur Begründung in einem Entschließungsantrag, der der
       Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch vorlag.
       
       Die Fraktion verweist darin auch auf einen gemeinsam mit der
       Ampel-Koalition im Bundestag Ende April gefassten Beschluss zur Lieferung
       schwerer Waffen an die Ukraine. „Für die ukrainische Armee geht es um die
       rasche Zusendung verlässlichen Materials, das unverzüglich an der
       Frontlinie eingesetzt werden kann. Solches Material befindet sich im
       Bestand der Bundeswehr und soll aus der Nutzung der Bundeswehr
       herausgenommen werden: der Transportpanzer Fuchs“, heißt es in dem Antrag.
       
       Am Vortag hatte Generalinspekteur Eberhard Zorn erklärt, er sehe keinen
       Spielraum für eine solche Abgabe. „Die Bundeswehr verfügt über 825
       Transportpanzer Fuchs, aber in unterschiedlichen Ausführungen: Radarträger,
       Funkstörpanzer, Mannschaftstransporter, ABC-Spürpanzer bis hin zu
       Sanitätsvarianten, um nur einige aufzuzählen. Der Fuchs ist dafür die
       Plattform“, sagte Zorn. Und: „Wir brauchen diese Fahrzeuge. Eine
       Möglichkeit zur Abgabe dieser Fahrzeuge beziehungsweise eines Teils davon
       sehe ich derzeit nicht.“
       
       Zuvor war auch aus den Reihen der [15][Ampel-Koalitionäre] Grüne und FDP
       die Forderung laut worden, der Ukraine den Transportpanzer als Hilfe gegen
       den russischen Angriff zu überlassen.
       
       Der verteidigungspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Florian Hahn
       (CSU), schrieb am Mittwoch auf Twitter: „Jetzt kann die FDP zeigen, ob es
       ihr wirklich ernst ist: Will sie die Ukraine mit 200 FUCHS Panzern
       unterstützen oder nicht!? Der entsprechende Antrag dazu steht heute zur
       Abstimmung.“ (dpa)
       
       ## Fünf Menschen bei russischen Angriffen in Donezk getötet
       
       Bei russischem Beschuss der ostukrainischen Region Donezk sind fünf
       Zivilisten getötet worden. Gouverneur Pawlo Kyrylenko teilte am Mittwoch
       beim Messanger-Dienst Telegram mit, die Todesopfer seien aus Awdijiwka,
       Slowjansk, Krasnohorska und Kurachowe gemeldet worden. 21 weitere Menschen
       seien verletzt worden. „Jedes Verbrechen wird bestraft“, kündigte der
       Gouverneur an.
       
       Kyrylenko forderte am Dienstag die mehr als 350 000 Einwohner der Provinz
       auf zu fliehen. Die Menschen müssten Donezk verlassen, um ihr Leben zu
       retten und die ukrainische Armee in die Lage zu versetzen, die Städte
       besser gegen den russischen Vormarsch zu verteidigen, sagte er. Donezk ist
       Teil des Donbass, den die russischen Streitkräfte vollständig einnehmen
       wollen.
       
       Das russische Militär griff in der Nacht auch Charkiw, die zweitgrößte
       Stadt der Ukraine weiter nördlich, mit Raketen an, wie Gouverneur Oleh
       Syniehubow am Mittwoch auf Telegram mitteilte. Ziel der Angriffe seien drei
       Bezirke der Stadt gewesen. Ein Gebäude der Universität und ein
       Verwaltungsgebäude seien zerstört worden. Drei Menschen, darunter ein
       Kleinkind, erlitten Verletzungen. (ap)
       
       Roth dringt auf mehr Unterstützung für Ukraine 
       
       Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, der
       [16][SPD-Politiker Michael Roth], hat eine militärische Unterstützung der
       Ukraine für die Rückeroberung russisch-besetzter Gebiete gefordert. Die
       Chancen stünden dafür gut, Russland habe bereits hohe Verluste erlitten,
       sagte Roth dem TV-Sender „Welt“. Allerdings sei auch die Ukraine derzeit
       „in einer ganz schwierigen Situation“.
       
       „Russland hat über tausend Panzer verloren, das sind mehr Panzer als
       Deutschland, Italien, Frankreich und andere Länder zusammen haben“, sagte
       der SPD-Politiker weiter. Die Verluste für Russland seien immens „und
       deshalb dürfen wir jetzt nicht nachlassen“. Es müsse der Ukraine
       „perspektivisch auch gelingen, russische Kräfte wieder zurückzudrängen“.
       
       Die bisher gelieferten schweren Waffen aus Deutschland hätten der Ukraine
       bei der Verteidigung geholfen, es sei jedoch [17][nun weitere Unterstützung
       erforderlich], forderte Roth. „Die Ukraine kämpft weiterhin tapfer für
       Freiheit, für ihre territoriale Integrität und sie kämpft damit auch für
       unsere eigenen Werte“, hob er hervor. „Und wir stehen in der Pflicht, sie
       weiterhin mit aller Entschlossenheit zu unterstützen.“
       
       Roth zeigte sich beeindruckt vom Verteidigungswillen der Ukraine: „Wir
       erleben ja an der dramatischen Situation in Donezk, dass die Ukraine für
       die Verteidigung zwar einen hohen Preis zu entrichten hat“, sagte er unter
       Hinweis auf die hohe Zahl getöteter ukrainischer Soldatinnen und Soldaten.
       Bislang vermöge sich das Land aber gegen die russischen Angriffe zu
       verteidigen, auch wenn dies schwierig sei. (afp)
       
       ## 🐾 Uniper und verminderte Gaslieferungen
       
       Wegen verminderter Gaslieferungen stehen Importeure unter Preisdruck. Die
       Ampel erwägt eine Beteiligung an kriselnden Unternehmen. [18][taz-Redakteur
       Malte Kreuzfeldt berichtet.]
       
       ## EU-Kommissionschefin warnt vor Ende russischer Gaslieferungen
       
       EU-Kommissionspräsidentin [19][Ursula von der Leyen] hat vor den Gefahren
       einer vollständigen Unterbrechung der russischen Gaslieferungen gewarnt.
       Von der Leyen sagte am Mittwoch, die Europäische Union müsse Notfallpläne
       aufstellen, um sich auf eine solche Entwicklung infolge des russischen
       Angriffskrieges in der Ukraine einzustellen.
       
       „Wir müssen uns jetzt auch auf weitere Unterbrechungen der Gasversorgung
       und sogar auf eine [20][vollständige Unterbrechung der russischen
       Gaslieferungen] vorbereiten“, sagte von der Leyen vor dem EU-Parlament in
       Straßburg. Die EU hat bereits Sanktionen gegen Russland verhängt, die auch
       Energielieferungen betreffen, und bereitet derzeit einen Ausstieg aus der
       Abhängigkeit von Russland vor. Von der Leyen sagte jedoch, die Union müsse
       auch auf schockartige Unterbrechungen durch die russische Regierung
       vorbereitet sein. (ap)
       
       ## 🐾 Plan für Ukraine nach dem Krieg
       
       Im schweizerischen Lugano beschließen Dutzende Länder und Organisationen,
       der Ukraine zu helfen. Derweil geht der Krieg weiter.
       [21][taz-Inlandsleiterin Tanja Tricarico und taz-Auslandsleiterin Barbara
       Oertel berichten.]
       
       ## Lettland führt wieder Wehrpflicht ein
       
       Als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt
       Lettland wieder die [22][Wehrpflicht] ein. „Das derzeitige militärische
       System Lettlands hat seine Grenze erreicht“, sagte der lettische
       Verteidigungsminister Artis Pabriks am Dienstag. „Derweil haben wir keinen
       Grund anzunehmen, dass Russland sein Verhalten ändern wird.“
       
       Der Wehrdienst soll nach Angaben des Ministers im kommenden Jahr eingeführt
       werden und für Männer gelten. Pabriks verkündete zudem Pläne für den Bau
       eines neuen Militärstützpunktes im Land.
       
       Der baltische Staat hatte die Wehrpflicht in den Jahren nach seinem
       Nato-Beitritt abgeschafft. Seit 2007 bestehen die lettischen Streitkräfte
       aus Berufssoldaten, außerdem gibt es eine aus Freiwilligen gebildete
       Nationalgarde. Das Land mit knapp zwei Millionen Einwohnern und Grenzen zu
       Russland und Belarus hat derzeit nur 7500 Berufssoldaten und
       Nationalgardisten. Außerdem sind 1500 Nato-Soldaten in Lettland
       stationiert.
       
       Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat in vielen osteuropäischen
       Staaten Befürchtungen geweckt, selbst Ziel einer russischen Aggression
       werden zu können. (afp)
       
       6 Jul 2022
       
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