# taz.de -- arbeitskräftemangel: „Finanzielle Anreize sind nicht die Lösung“, sagt der Elektrotechnikmeister
       
       „Natürlich habe ich etwas zum Arbeitskräftemangel zu sagen. Das ist ein
       schwieriges Thema“, sagt Elektrotechnikmeister Patrick Michael Lersch der
       taz. Der selbstständige Unternehmer berichtet, dass er seit anderthalb
       Jahren zwei Gesell:innen-Stellen in seinem Unternehmen nicht besetzt
       bekommt. Monteure, insbesondere mit Gesell:innenbrief, seien einfach schwer
       zu finden.
       
       Wenn sich Menschen bei ihm bewerben, dann oft nur für einen Minijob oder
       als Hilfsarbeiter:in. Doch ohne Gesell:innen kann er keine Hilfskräfte
       einstellen. Denn die brauchen Fachkräfte, die sie einarbeiten und bei denen
       sie mitlaufen können, erklärt Lersch.
       
       Nachdem er mehrere Monate keine geeigneten Bewerbungen auf seine
       Stellenanzeigen bekommen hatte, wendete er sich ans Arbeitsamt. Das aber
       vermittelte ihm nur ungeeignete Arbeitskräfte. Lersch erzählt von
       unausgebildeten und unmotivierten Menschen, die kein Interesse an dem Beruf
       haben: „Die wollen sich nicht bewerben, die müssen sich bewerben.“
       
       Nach den ernüchternden Erfahrungen mit dem Arbeitsamt kontaktierte der
       Düsseldorfer Unternehmer kommerzielle Vermittlungsagenturen. Schnell
       stellte sich aber heraus, dass sich deren Dienste für Lersch nicht lohnten.
       Deshalb wartet er jetzt wieder darauf, dass sich geeignete
       Bewerber:innen auf seine Stellenanzeigen melden.
       
       Bei dem derzeitigen Arbeitskräftemangel ist es normal, dass die
       Kund:innen des Elektrotechnikmeisters ein halbes Jahr auf den Austausch
       einer Elektroanlage oder die Installation von „Smart Home“-Anwendungen
       warten müssen. Mehrmals pro Woche muss Lerschs Firma sogar Aufträge ganz
       ablehnen.
       
       Kolleg:innen in seinem Bekanntenkreis gehe es ähnlich, erzählt Lersch.
       Manche von ihnen hätten sogar die Selbstständigkeit aufgegeben und seien
       zurück in eine Festanstellung gegangen: „Da ist um 16 Uhr Feierabend und
       man kann ruhig schlafen, anstatt sich mit den sich häufenden Aufträgen
       herumschlagen zu müssen.“
       
       Wie lässt sich der Arbeitskräftemangel denn beheben? „Irgendwie muss man
       das ehrliche Interesse an dem Beruf wieder herstellen“, meint Lersch.
       Finanzielle Anreize seien nicht die Lösung. Schon jetzt verdienten
       Elektromonteure deutlich mehr als noch vor einigen Jahren. Wenn der
       Arbeitspreis weiter stiege, könnte die Kundschaft die Auftragskosten
       irgendwann nicht mehr stemmen und die Aufträge brächen vollständig weg,
       erklärt er. Marita Fischer
       
       28 Jun 2022
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Marita Fischer
       
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